“Authentizität ja, aber bitte mit Empathie.”
Annette Schwindt kenne ich – Überraschung ;o)) – aus Facebook. Schon vor vielen Jahren fiel sie mir dort auf, weil sie dort sehr geduldig und detailreich Fragen zu den Funktionen des Sozialen Netzwerks beantwortete. Ihr Blog lese ich bis heute gerne und lerne auch immer wieder etwas neues dazu! Mittlerweile bin ich Teil von Annettes Netzwerk, wir telefonieren und chatten öfter mal und geben uns gegenseitig Tipps in Sachen Text, Websites und Social Media – und eines Tages treffen wir uns bestimmt auch mal persönlich *g*.
CG: Authentizität wird gerade zu einem Modebegriff – immer mehr Unternehmen schreiben sich Echtsein auf die Fahnen. Welche Bedeutung hat Authentizität für dich und deine Arbeit?
AS: Ein Kunde hat mich mal gefragt: „Wie verkaufe ich mich authentisch?“ Dass da schon ein Denkfehler in der Ausgangsfrage steckt, hat er zuerst nicht verstanden… ;-)
Ich selbst kann gar nicht anders als echt und direkt. Umgekehrt brauche ich es auch klar und auf den Punkt. Wenn jemand herumschwurbelt, kann ich das für mich nicht übersetzen. Wer mit mir zusammen arbeiten will, muss damit können, weiß dafür aber auch immer, woran er/sie ist. Beratersprech oder Schubladenlösungen gibt es bei mir nicht. Ich will nicht verkaufen, ich will anderen helfen, zu lernen, um sich dann langfristig gesehen selbst helfen zu können.
CG: Welche Plattformen benutzt du für deinen unternehmerischen Außenauftritt? Verwendest du dort spezielle Stilmittel?
AS: Ich kommuniziere mit meinen Lesern, Kunden und anderen Interessierten über meine Website samt Blog, über Facebook, Twitter, Google+, Instagram… über viele verschiedene Plattformen.
Stilmittel? Zunächst mal was die jeweilige Plattform eben erfordert (Kürze auf Twitter, Bilder und Hashtags auf Instagram etc.).
Mein Markenzeichen ist „Einfach Kommunizieren“. Das bedeutet zum einen, mich möglichst verständlich auszudrücken, und zum anderen, echte Gespräche zu führen. Mir fiel das lange gar nicht auf, es geht bei mir halt nur so, siehe Frage 1. :-) Doch dann hab ich mich irgendwann gefragt, warum die Leute zu mir kommen, wo es doch so viele Blogs zu denselben Themen gibt. In Gesprächen mit Freunden und Kollegen erkannte ich dann, dass es tatsächlich der klare Sprachstil und das Zuhören und Fragen beantworten sind, die den Unterschied ausmachen.
CG: Du bist freie Journalistin und seit Jahren eine gut sichtbare Fachfrau in Sachen Social Media, die immer ein offenes Ohr für die Fragen anderer Menschen hat. Damit verdienst du aber erst mal kein Geld. Wer sind deine Wunschkunden und wie findest du sie?
AS: Zuerst bin ich DPRG-geprüfte Beraterin für Kommunikation, wofür das Wissen aus meinem sprachwissenschaftlichen Studium und aus meiner Ausbildung zur Zeitungsredakteurin sehr hilfreich sind. Während meines anschließenden PR-Studiums habe ich mich bereits auf Digital spezialisiert.
Meine Kommunikation läuft auf verschiedenen Kanälen, darunter auch Social Media, die ja per se für den Dialog gedacht sind. Dort höre ich zu, versuche Fragen zu beantworten, oder ihnen mit meinen Lesern zusammen auf den Grund zu gehen. Dabei erkenne ich dann, was gerade für die Leser interessant sein könnte und verblogge das. Früher speisten sich daraus auch meine Printbücher, inzwischen habe ich das eingestellt und setze auf digitales Publizieren und freien Journalismus.
Und natürlich fließt es in meine Beratungen ein, die meine Kunden wiederum deswegen vereinbaren, weil sie meine Veröffentlichungen (meist im Blog) überzeugend finden, oder ich ihnen wegen meiner Arbeit generell von jemandem empfohlen wurde. Das ist also alles miteinander verwoben.
Meine Wunschkunden kommen aus dem kulturellen Bereich oder sind KMU, die nicht einem Hype hinterherrennen wollen, sondern lernen wollen, wie sie ihre Kommunikation nachhaltig verbessern können und damit Vertrauen und nachhaltige Bindung schaffen, was sich dann auch im Umsatz niederschlägt.
CG: Was glaubst du: Warum ist es für manche Menschen so schwer, individuelle Wege zu beschreiten und zu den Facetten ihrer Persönlichkeit zu stehen?
AS: Das frage ich mich auch oft… Ich selbst kann wie gesagt gar nicht anders. Was das angeht, ist es für mich schwer, mich in andere reinzuversetzen.
Vielleicht sind sie so beschäftigt damit, auf vermeintlich wichtigere Leute zu schauen, und mit dem Strom zu schwimmen, dass sie gar keine Zeit haben, sich selbst kennenzulernen? Ich weiß es nicht…
CG: Nach gängiger Definition resultiert Authentizität aus einem Sieg des Seins über den Schein. Doch für mich als Unternehmerin ist es nicht immer einfach zu entscheiden, wie weit meine Echtheit auf professioneller Ebene gehen darf. Wie erlebst du diese Auseinandersetzung? Hat Authentizität Grenzen?
AS: Ich sehe mich nicht als Unternehmerin. Dass mein Name mal zur Marke werden würde, war ja so gar nicht geplant gewesen. Dass das mal als Marke gesehen würde, war ja so gar nicht geplant gewesen. Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich sehe, wie sich manche Leute meine Arbeit vorstellen. :-) Hier gibt es nur mich mit Laptop, Tablet und Smartphone bei mir zuhause und den täglichen virtuellen und lokalen Austausch mit meinen Lesern, Kunden und Kollegen. Ich kann aus gesundheitlichen Gründen nicht mobil sein, also regle ich alles vor Ort oder online.
Authentizität ja, aber bitte mit Empathie. Und damit meine ich echte Empathie, kein Schöngetue und Honig ums Maul schmieren. Wenn mir ein potentieller Kunde von Anfang an unsympathisch ist, dann nehme ich ihn auch nicht an. Das würde uns sonst beiden nichts bringen. Umgekehrt hat sich aus so manchem Kundenverhältnis ein dauerhafter vertrauensvoller Kontakt ergeben, der von beiden Seiten wertgeschätzt und immer weiter gepflegt wird.
CG: Mit Authentizität gehen Begriffe einher wie ….
AS:
a. Transparent – Wer authentisch ist, der kann andere sehen lassen, wer er ist.
b. Direkt – Wer authentisch ist, ist unmittelbar und unverstellt.
c. Glaubwürdig – Wer authentisch ist, dem kann man leichter vertrauen.
CG: Was glaubst du: Warum werden öffentliche Gefühlsausbrüche von Persönlichkeiten heute besonders geschätzt? Der Wutausbruch von Bundesaußenminister Steinmeier hat viel öffentliche Bewunderung erfahren und ist zum echten Youtube-Hit geworden mit mittlerweile mehr als 2,6 Mio. Klicks.
AS: Weil man so einen Gefühlsausbruch schwer vortäuschen kann. Authentischer und echter geht’s kaum. Es ist menschlich und individuell statt austauschbar und anonym. Und genau das wollen wir doch: Den Menschen sehen und keinen Roboter.
CG: Zum Schluss ein Blick in die Kristallkugel: Welche unternehmerischen Strategien werden in den nächsten Jahren Interesse wecken – und zum Beispiel aus Interessenten Käufer machen?
AS: Jesses, „unternehmerische Strategien“… Das ist mir schon viel zu meta. Die Unternehmen sollten einfach zurück zur guten alten Kommunikation, die leider durch den Marketinghype hops gegangen ist, jetzt aber durch das Social Web wieder zum Tragen kommt. Wer seinen Job (sein Produkt, seine Dienstleistung) gut macht und das vernünftig kommuniziert und die Leute in ihren Bedürfnissen wahrnimmt und zuhört, der wird gewinnen. Das war schon immer so und wird sich auch durch neue Kanäle nicht ändern. Digitale Kommunikation ist, was wir daraus machen.
CG: Danke dir, liebe Annette, für deine Antworten ;o))
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Bildquellenangabe: Annette Schwindt
Vielen Dank, dass ich bei Deiner Interviewreihe dabei sein darf, liebe Christa! :-) Und ja, das mit dem persönlichen Treffen klappt bestimmt noch! ;-)
Bestimmt! Eines Tages ganz bestimmt ;o))
Liebe Grüße
Christa
Dass die Kommunikation flöten gegangen ist, ist mir auch schon aufgefallen. Dies finde ich ebenfalls sehr schade. Gerade so liesen sich viele Missverständnisse vermeiden.