Hatespeech und Fakenachrichten

Social Media – was ist nur mit uns Menschen kaputt?

Funke an DynamitVorab: Für mich war das wieder mal eine grauenhafte Woche in Social Media. Ich merke, wie es mich immer mehr anstrengt, gegen die Hater anzureden. Wie ich selbst immer aggressiver werde, weil mich diese geballte Aggressivität der Hater offensichtlich ansteckt. Wie ich immer öfter überlege, einfach den Stecker zu ziehen und dieses Internet, das ich seit mehr als 20 Jahren so sehr liebe, zu verlassen …

Nein, natürlich werde ich das nicht tun. Und das “reale Leben” da draußen ist ja auch nicht immer ein Ponyhof mit Liebe und Frieden und so. Aber was mir – verdammt noch mal – an Social Media derzeit total auf die Nerven geht, fasse ich mal in ein paar Punkten zusammen. Und weil ich nicht nur meckern will, hänge ich noch ein paar erste Ideen zur Lösung dran:

FAKEPROFILE – pöbeln aus dem Dunkeln

Hey, Leute, wir müssen nicht immer einer Meinung sein. Warum auch, wir leben schließlich in einer Demokratie. Aber wenn wir miteinander reden, dann reden wir auf Augenhöhe! Oder würdest du dich im Wald mit jemandem unterhalten, der dich anspricht, während er unsichtbar hinter einem Gebüsch sitzt? Nein, du würdest sehen, dass du Land gewinnst. Aus guten Gründen. In Social Media pöbeln und haten gefühlt Millionen von Fakeprofilen – ohne Bilder, ohne Freunde, ohne Geschichten. Profile, die einfach nur dafür gemacht worden sind, andere Menschen anzugehen, zu pöbeln, einzuschüchtern. Ich weigere mich mittlerweile, mit solchen Profilen zu diskutieren oder auch nur eine Frage zu beantworten. Denn ich möchte wissen, mit wem ich spreche – in Social Media genau so wie im Wald. Und gegen Fakeprofile nutzt auch Counter Speech nichts, denn diese Profile wurden ja nur angelegt, um die ekelhafte Sau rauszulassen.

Idee: Wie wäre es, wenn immer mehr Menschen solchen Profilen höflich einen schönen, friedlichen Tag wünschen und die Diskussion vermeiden? Und wir stattdessen mit den Menschen diskutieren, die erkennbar echt sind und unter Klarnamen agieren? Es gibt ja ein paar Marker wie zum Beispiel das Alter eines Profils oder die Art, wie es gepflegt ist, die zumindest eine erste Abschätzung zulassen.

FACEBOOK IST SCHULD – die fehlgeleitete Diskussion

Boar, darüber kann ich mich sehr aufregen, denn das ist meiner Meinung nach eine echte Stellvertreter-Diskussion. Guckt euch doch mal um, ist es auf Twitter anders? Nein, auch da wird massiv gedisst – so schlimm, dass das Unternehmen gerade eine neue Initiative gegen die Trolle gestartet hat. Und auch auf WhatsApp oder Snapchat üben sogar schon die lieben Kleinen ihre Mobbingfähigkeiten und entwickeln sich zu wahren Meistern des unmenschlichen Miteinanders. Auch die Foren, Communities und Blogs sind voll mit Hass: Da hassen Mütter andere Mütter, Schüler mobben andere Schüler, Baristas dissen Normalkaffeetrinker und die Bewohner der A-Straße finden die Bewohner der B-Straße selbstverständlich total asozial. Hass ist beliebig geworden, gefühlt reicht manchmal die falsche Schuhgröße, um massiv angegangen zu werden. Und Hass hat in erster Linie nichts mit der Plattform Facebook zu tun – wir sind selbst schuld.

Idee: Wir wäre es, wenn wir stattdessen darüber nachdenken, was mit uns Menschen kaputt ist? Und wann das genau kaputt gegangen ist? Meine eigenen Gedanken dazu kreisen immer mehr um eine Kapitalismuskritik: An dem Punkt, als aus der “Sozialen Marktwirtschaft” ein “Marktfundamentalismus” wurde, haben wir Menschen unseren Gemeinsinn verloren. Denn wer braucht schon Empathie, Respekt und Rücksichtnahme, wenn einzig der Ellenbogeneinsatz* gesellschaftlich belohnt wird?

ELITEN SIND SCHULD – die nächste fehlgeleitete Diskussion

Wer soll denn das sein, diese Eliten? Ganz klassisch – die Akademiker? Beruflich erfolgreiche Menschen? Menschen, die viel Geld geerbt haben? Menschen mit roten, blonden oder braunen Haaren? Großstadtbewohner? Kleinstadtmenschen? Eltern oder Nichteltern? Links denkende Menschen? Links handelnde Menschen? Die sogenannten “Gutmenschen”? Menschen, die sich in irgendeiner Form gesellschaftlich engagieren? Politiker? Nur die, die das hauptberuflich tun oder auch die, die sich in ihrer Freizeit engagieren? Ich habe rote Haare, wohne in einer Großstadt, bin Akademikerin und politisch aktiv, gebe Flüchtlingen Deutschunterricht, habe keine Kinder, dafür aber Schuhgröße 41 … bin ich Elite? Wenn ja, wann genau bin ich dazu geworden? Wenn nein, warum bin ich es nicht? Du siehst, diese Diskussion führt zu nichts, da sie mehr vernebelt als klärt.

Idee: Wie wäre es, wenn wir anfangen würden, auf der Metaebene darüber zu diskutieren, was genau mit uns und unserer Gesellschaft nicht stimmt? Wenn wir versuchen zu verstehen, an welchem Punkt genau die Stimmung derartig kippen konnte? Wenn wir aufhören, Fingerpointing zu betreiben und stattdessen gemeinsam überlegen, wie wir Hass, Mobbing und Disserei in den Griff bekommen?

DER STAAT MUSS EINGREIFEN – die Verlagerung der Verantwortung

Wow, da stehen mir so richtig die Haare zu Berge. Wir sind alle erwachsen, wir tragen selbst die Verantwortung für unser Leben und unser Handeln – wir wissen alle, dass B folgt, wenn wir A tun. Warum brauchen wir einen Staat, der uns vorschreibt, wie wir zu leben oder nicht zu leben haben? Ein kurzer Blick auf das politische Zeitgeschehen reicht, um zu erkennen, dass praktisch jedes Gesetz auch gegen die verwendet werden kann, die es eigentlich schützen soll. Ich möchte nicht in einem Überwachungsstaat leben. Genau so wenig möchte ich Backdoors in meiner Software oder – ganz klassisch – Schnüffel-Mitleser in meiner Briefpost. Ich möchte meine Privatsphäre wahren und selbst entscheiden können, wem ich einen Blick hinein gestatte und wem nicht. Aber diese Entscheidungsmöglichkeit wurde mir schon vor langer Zeit genommen … und jeden Tag verliere ich ein Stückchen mehr Privatsphäre, ohne, dass ich es merke.

Idee: Wie wäre es, wenn wir uns selbst engagieren? Wenn wir selbst dafür sorgen, dass Hass mindestens eine Gegenrede erfährt? Wenn wir massiv die Menschen unterstützen, die gerade gedisst, bepöbelt und bedroht werden? Auch auf die Gefahr hin, dass es uns selbst trifft? Wenn sich hier endlich die breite Masse engagieren würde, wurden wir Einzelnen auch von genau dieser breiten Masse geschützt!

FAKENEWS – erst checken, dann teilen

Ja, ich weiß, es wird immer schwerer, eine Nachricht von einer Fakenews zu unterscheiden – auch für mich. Aber es wäre uns allen mit Sicherheit geholfen, wenn wir vor dem Teilen einer Information einen kurzen Blick ins Impressum der Absenderseite werfen. Wenn das irgendwie dubios erscheint oder eventuell gar nicht vorhanden ist, könnten wir dann mit wenig Aufwand genauer hinschauen – und so uns selbst, unsere Freunde, Fans und Follower vor Fakenews schützen. Diese paar Minuten sollten uns die Menschen da draußen wert sein, findest du nicht auch?

Idee: Ich habe schon mal ein paar Methoden gesammelt, wie man einen Link oder eine Nachricht validieren kann – im Blogbeitrag “Tipps zur Internetrecherche”. Das wird nicht immer zu 100 % vor Fakenews schützen, aber es ist ein Anfang. Und es ist einfach!


Grmpf, ich habe fertig. Für heute, nicht inhaltlich. Denn es gibt noch viel mehr Punkte, die mich am derzeitigen Geschehen und den daraus entstehenden Diskussionen aufregen. Wisst ihr was? Mich macht das alles so traurig, dass ich manchmal an meinem Rechner sitze und weine. Ich weine, weil mir die Opfer von Hate Speech und Mobbing so leidtun – und ich weine auch, weil ich Mitleid mit den Tätern habe. Was ist in deren Leben so verdammt schief gelaufen, dass sie so gefühllos und berechnend handeln? Was geht in einem Menschen vor, der einen anderen Menschen verbal köpfen, vergasen oder sonst wie abschlachten will? Warum habe ich nicht viel früher gemerkt, wie viele dieser Menschen es gibt? Fragen über Fragen – auf die ich auch keine Antwort weiß. Aber ich weiß, dass es so nicht weitergeht. Und ich weiß, dass ich mein Engagement gegen diese “Trends” noch intensivieren werde.

Bist du auch dabei? Wenn ja, wie? Lasst uns diskutieren, uns sammeln, uns absprechen. Damit wir alle wieder heile werden können. Und damit meine ich ALLE.

* Man verzeihe mir Politologin diese verkürzte und auch ziemlich platte Kapitalismuskritik.  Aber ich denke, viele von euch wissen genau, was ich damit meine.

Bildquellenangabe: pixabay

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25 Kommentare zu „Hatespeech und Fakenachrichten“

  1. So gut ich den Blogpost finde, vor allem auch weil er konstruktiv ist, so sehr wünsche ich mir auch, dass wir anfangen, an einer Welt zu arbeiten, in der es solche Posts nicht mehr braucht. :-)

  2. Was entgleitet /entgleist uns da ? Eine Frage, die ich mir täglich stelle.
    Haben Menschen schon immer so gedacht, wie sie heute kommentieren und interagieren, pöbeln und verunglimpfen ?
    Traut man sich heute einfach schneller aus der Deckung ?
    Läuft da gesellschaftlich etwas falsch ?
    Beinahe täglich bin ich auf der Suche nach Erklärungen.
    Die Überlegung, das Internet zu verlassen, hatte ich schon mehrfach.
    Wenn ich dann Beiträge wie Ihren lese, weiß ich….ich bin nicht alleine.
    Wir alle dürfen nicht wegschauen und uns fremdschämen, sondern müssen uns vor verunglimpfte und beschimpfte Menschen stellen.

  3. Liebe Christa, bisher dachte ich, ich alte Frau sei auch aktiv in den sozialen Medien. Aber ich scheine es nur sehr rudimentär zu sein. Hasssprache, Falschmeldungen, Deckprofile kenne ich zwar vom Lesenschreiben, aber nicht aus primärer Eigenerfahrung. Ich habe schlicht noch nie persönlich damit zu tun gehabt.

    Vielleicht verstecke ich mich zu gut? Habe zu wenige sogenannte Freunde? Zu junge oder zu alte Profile? Verdächtige Impressi? Möglicherweise, Schande über mich journastischen Profi, sogar mal aus Nachlässigkeit oder Zeitmangel ein Impressum vergessen anzulegen? Vielleicht teile ich zu wenig fremde Inhalte mit mehr oder weniger fremden Menschen? Vielleicht sind meine Augen zu braun, mein Geburtsort zu ausländisch, meine Stiefel zu eng und mein Schreibstil zu altbacken, um für Meldungen und Menschen interessant zu sein, wie du sie schilderst?

    Ich zweifle nicht daran, dass es sie gibt und danke dir für die Tipps zum Umgang damit. Für den Fall der Fälle habe ich deine Vorschläge gespeichert, in meiner Wolke und in meinem Kopf. Aber ich bin überzeugt, dass Hass und Abgrenzung durch das Kleinmachen anderer schon den Menschen bekannt waren, die Höhlenwände mit Jagdszenen bemalten. (Inklusion durch Exklusion ist der sozialwissenschaftliche Fachausdruck dafür, den du sicher kennst.) Wir hatten es nur vielleicht vergessen, weil in Westdeutschland seit über 70 Jahren ein Frieden geherrscht hat, der versuchte, mehr zu sein als die Abwesenheit von Krieg.

    Ich selbst habe seit gut 40 Jahren in dieser Blase gelebt, kann mich aber an das Davor noch erinnern. Nein, neu ist das nicht. Und die Menschen oder Bären hinter dem Baum konnte und kann man nicht einfach wegklicken. So wenig, wie man Krieg verhindern kann, indem man nicht “hingeht”. In meiner Jugend habe ich versucht, ihm wegzulaufen, dem Kalten Krieg, der gefühlt minütlich heißer wurde, aber Exit ist nur in Ausnahmefällen die Lösung. Und wenn Loyalität nicht mehr uneingeschränkt möglich scheint, bleibt nach Hirschman nur noch “Voice”, also die eigene, begründete Meinungsäußerung innerhalb eines Systems.

    Ich danke Gott, dass diese Option in unserem gesellschaftlichen, politischen und juristischen Umfeld derzeit noch gegeben ist. Nutzen wir all unsere Kräfte und Ideen, damit es so bleibt!

    1. Liebe Elke,
      erst mal danke für dein detailreiches Feedback! Ja, Hass ist so alt wie die Menschheit. Genau so alt sind aber auch die gesellschaftlichen Kontrollsysteme, die dafür sorgen sollten, dass Hass nicht überhand nimmt. Doch in der Weltgeschichte ist gut nachzuvollziehen, dass die soziale Kontrolle schon mehr als ein mal versagt hat …
      Hass in Social Media birgt dazu noch viele weitere Herausforderungen:
      – Wir haben keine exekutiven Prozesse, die mit den Hatern fertig werden könnten. Die Online-Wachen brauchen Monate, um die Fälle zu bearbeiten.
      – Wir haben es mit privaten Unternehmen zu tun, die ihr Hausrecht nicht nutzen und dem Hass keinen Einhalt gebieten. Kein Wunder, denn die Währung von Social Media ist Interaktion. Warum also Fakenews eindämmen? Die Interaktionsraten sind enorm – damit wird viel Geld verdient!
      – Wir haben kein global gültiges Wertesystem – was bei uns erlaubt ist, ist anderswo verboten und umgekehrt. Das Internet macht aber an Landesgrenzen nicht halt. Meistens jedenfalls.

      Wir alle haben keine Erfahrung mit diesen Problemen und oft auch keine Vorstellung, wie wir diese Sache angehen können. Die Gesetzgebung ist in Sachen Internet hoffnungslos veraltet, und Gerichte fällen Urteile, die vollkommen an der Realität vorbei gehen, wie zum Beispiel das Urteil zur Linkhaftung. Eine Lösung dafür habe ich leider auch nicht parat. Aber ich möchte mich an der Lösungsfindung beteiligen! Deswegen habe ich diesen Blogbeitrag geschrieben. Ich habe also eine eigene, begründete Meinung und äußere sie innerhalb eines Systems ;o))

      Liebe Grüße sendet
      Christa

    2. Liebe Christa,

      “Kein Wunder, denn die Währung von Social Media ist Interaktion. Warum also Fakenews eindämmen? Die Interaktionsraten sind enorm – damit wird viel Geld verdient!”

      kannst du evtl. sagen, wie genau? Geben die Hater z.B. bei FB ihre Fake-Beiträge als “Anzeige” auf, bzw. bezahlen sie tatsächlich für “mehr Reichweite”?
      Ich hab’ bisher gedacht, die Leute teilen das massig freiwillig… – ?

    3. Liebe Claudia,

      nein, so habe ich das nicht gemeint – da hab ich mich wohl missverständlich ausgedrückt, sorry ;o) Ich meinte damit, dass Social Media erst durch Interaktion funktioniert! Ganz gleich, ob Netzwerk, Blog oder Forum … erst dann, wenn Interaktion zwischen Absender und Empfänger zustande kommt, wird die Kommunikation “sozial”. Und eine hohe Interaktionsrate macht etwas spannend, denn so passiert schließlich sehr viel.

      Ich hoffe, ich habe es nun klar genug ausdrückt ;o)

      Liebe Grüße sendet
      Christa

  4. OK, aber es ist schon wichtig, dass man auch den Gesamtzusammenhang sieht und sich nicht im Klein-Klein verliert. Die Diskussion gibt es nicht, weil es mehr “Hater” gibt. Sondern weil die Eliten die Meinungshoheit verlieren und das Thema auf die Agenda gesetzt haben, um berechtigte Gegenöffentlichkeit im Schatten tatsächlicher oder angeblicher Fake-News zu bekämpfen.

    Mit Elite sind die undemokratischen und größenteils unsichtbaren Machtstrukturen gemeint, die heutzutage deutlich mehr Einfluss haben, als die demokratisch legitimierte Macht der Politik. Aufgrund dieser Strukturen entsteht bei vielen Wut und auch die Notwendigkeit anonyme Profile zu nutzen.

    Sichtbare Wut im Internet ist doch immer noch besser, als Machtstrukturen mit Gewalt zu bekämpfen, wie es unsere Vorfahren machen mussten. Jeder der an Gemeinschaft, Demokratie und freie Meinungsäußerung interessiert ist, sollte sich nicht vor den Karren dieser durchsichtigen Strategien der Eliten spannen lassen.

    1. Hallo “Maxi”,

      “Eliten” – ich habe dazu etwas in meinem Blogbeitrag geschrieben. Mir ist dieser Begriff viel zu ominös, als dass ich ihn verwenden würde. Meinst du damit zum Beispiel die wahnsinnigen Bankenrettungen? Oder Steuerkonstrukte von Großunternehmen, die dank dubioser Rechnerei keine Steuern mehr zahlen müssen? Oder die Tatsache, dass wir Waffen exportieren und viel Geld damit verdienen – aber auf der anderen Seite keine Flüchtlinge aufnehmen wollen?
      Ich sage das alles offen – bin googlebar, mit Adresse, Telefonnummer etc. Warum auch nicht? Kritik darf ja jeder vorbringen. Es kommt auf die Form an … ich disse andere Menschen nicht und ich mobbe auch nicht. Und ich schreibe auch nicht, dass ich andere Menschen “vergasen”, “totschlagen” oder “köpfen” will, weil mir ihre Meinung nicht passt. Und ich wünsche auch keiner Frau eine Massenvergewaltigung, weil sie sich für Flüchtlinge engagiert.

      Liebe Grüße sendet
      Christa

    2. “Warum auch nicht? Kritik darf ja jeder vorbringen.”

      Was heute gilt, kann morgen anders sein, Frau Goede. Auch dieses Bewusstsein gehört zum Thema Internetkompetenz. Es steht jedem frei, seine/ihre persönliche Risikomatrix anzuwenden. Problematisch ist es, andere hier belehren zu wollen. Oder sogar von Seiten des Gesetzgebers hier aktiv werden zu wollen (Klarnamenspflicht, am besten Meinungs sagen nur nach Anmeldung mit ePA). Aus gutem Grund werden auch auf Demonstrationen (noch) keine Teilnehmerlisten geführt. Nicht umsetzt heißt es im GG “seine Meinung FREI zu äußern”.

    3. Hallo noch mal “nk”,

      glücklicherweise leben wir in einem Land, in dem wir unsere Meinung frei äußern dürfen. Wobei in diesem Land immer mehr Menschen das Recht auf freie Meinungsäußerung mit dem Recht auf hemmungsloses Haten verwechseln … und das hat meiner Meinung nach etwas damit zu tun, dass wir zum Beispiel ein Bildungsproblem haben. Und damit meine ich nicht nur die Bildung fürs Hirn, sondern auch die fürs Herz.
      In meinem Artikel habe ich auch einen Absatz zu den Rufen nach verschärften Gesetzen geschrieben unter der Zwischenüberschrift DER STAAT MUSS EINGREIFEN – die Verlagerung der Verantwortung”.

      Liebe Grüße sendet
      Christa

  5. Tut mir leid Frau Goede, bereits im ersten Punkt “FAKEPROFILE – pöbeln aus dem Dunkeln” bin ich komplett anderer Meinung. Sie machen hier den Fehler, Hate speech als Phänomen einzeln zu betrachten. Aber mit meinem/n Profil/en bin ich auch anderem ausgesetzt: Profiling, aggressiver Werbung, Trolling, schwarze Listen politischer Gegner, Kontrolle des Arbeitgebers oder potentieller neuer Arbeitgeber (Stichwort Bewerber googlen), staatlicher Repression heute oder zukünftig (wer weiß, wohin sich unser politisches System entwickelt), Überwachung und Beobachtung durch Dritte (z.B. Einreisekontrolle in verschiedene Länder). Also entweder man unterhält sich den ganzen Tag wirklich nur über Kochrezepte – denn fast jede Kommunikation/Aktion ist ja irgendwo politisch einzuordnen – oder man hat 2016 noch nicht begriffen, welches negative Potential das Web eben auch besitzt. Anonyme und pseudonyme Profile sind Selbstschutz. Im Übrigen ist bekannt, dass gerade radikale Meinungen oft eben auch Klarnamenprofilen verbreitet werden. Insofern verfängt die Kritik hier auch nicht. Zum Dritten gibt es das Phänomen Spam, das einfach nur Profile generiert und deshalb anonyme “Autoren” benutzt.

    1. Hallo “nk”,

      ja, man sollte im Internet schon wissen, was man tut. Ich halte mich da an eine ganz einfache Regel: Ich packe nichts ins Internet, was ich nicht auch laut auf einem belebten Marktplatz sagen würde.
      Es mag Menschen geben, für die Fakeprofile lebenswichtig sind – zum Beispiel für Whistleblower. Oder für Menschen, die in einer Diktatur leben müssen. Die Mehrzahl der Fakeprofile auf Facebook entstand aber meiner Meinung nach aus einer ganz anderen Motivation heraus: Die Menschen hinter diesen Profilen wollen “pöbeln aus dem Dunkeln”. Und genau um diese Fakeprofile geht es mir, das wird schon in der Zwischenüberschrift klar, denke ich.

      Liebe Grüße sendet
      Christa

  6. Vielen Dank für Ihre Antwort. Nun, die “Marktplatzregel” ist dann Ihre Form den angedeuteten Gefahren zu begegnen. Wobei man natürlich sagen muss, dass online nicht nur Aussagen, sondern auch Verhalten profilbildend ausgewertet wird. Was like ich, was teile ich, wo schreibe ich, was kaufe ich etc. Fraglich, ob man hier auch immer ein Bewußtsein an den Tag legt, fraglich, ob man die Verknüpfung aller persönlicher Aktivitäten im Netz immer auf dem Schirm hat. Weiters könnte man sagen, dass Sie sich auf Ihrem Marktplatz bereits in Phase 1 der Selbstzensur befinden. Wo gerade heute – und die Debatte macht das deutlich – wichtig ist, die Stimmen und Stimmungen im Netz nicht denen zu überlassen, die ganztägig extremistische, ausgrenzende und grenzüberschreitende Inhalte absondern – und das mit weit weniger Skrupeln. Aber realistisch sehen muss man das auch: Störkommunikation wird immer sichtbarer sein, als konsensorientierte. Ihr zu begegnen bleibt deshalb eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

    1. Hallo “nk”,

      auch unser Offline-Verhalten wird profilbildend genutzt – Big Data erstreckt sich ja nicht nur auf das Internet. Wir alle können das leider gar nicht ändern! Deswegen ist es ja wichtig, dass wir wissen, was wir tun … leider wissen das sehr viele Leute nicht, das kann man an jeder Supermarktkasse sehen, wenn die Leute ihre Payback-Karte zücken.
      Selbstzensur sehe ich übrigens in meinem Marktplatzverhalten nicht, ich verhalte mich einfach nur so, dass ich anderen nicht schade, sie nicht beleidige oder disse. Oder sagen wir so: Ich bemühe mich, denn es gelingt auch mir nicht immer ;o))
      Ja, wir haben alle zusammen einen schweren Job vor uns. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Job zu schaffen ist – wenn wir lauter werden, uns einmischen, Gegenreden halten und uns nicht provozieren lassen.

      Liebe Grüße sendet
      Christa

  7. “Vorab: Für mich war das wieder mal eine grauenhafte Woche in Social Media. Ich merke, wie es mich immer mehr anstrengt, gegen die Hater anzureden. Wie ich selbst immer aggressiver werde, weil mich diese geballte Aggressivität der Hater offensichtlich ansteckt. Wie ich immer öfter überlege, einfach den Stecker zu ziehen und dieses Internet, das ich seit mehr als 20 Jahren so sehr liebe, zu verlassen …”

    Das vor allem – aber nicht nur – unterschreibe ich zu 100%. Es wird scheinbar nicht besser, sondern immer schlimmer. Den Gedanken, mein liebstes Hobby (das Bloggen, das Internet ganz allgemein) aufzugeben, habe ich schon seit Jahren immer mal wieder. Vielleicht gibt es Leute, die die Dosierung besser im Griff haben als ich. Wahrscheinlich ist das so.

    Immerhin wäre es doch möglich, dass unser Missbehagen im Internet durch die Dosierung beeinflussbar ist. :-) Sage er und drückte die Returntaste.

    1. Hallo Horst,

      ja, du hast recht, die Dosis macht das Gift. Aber wenn wir friedlichen, kommunikationsbereiten Menschen alle das Internet verlassen, überlassen wir den Hatern und Dissern eines der tollsten Dinge, die es überhaupt gibt. Nenenene, lass uns lieber weiter diskutieren – mit denen, die das wirklich wollen.

      Liebe Grüße sendet
      Christa

  8. Ich finde, es wäre der falsche Weg von uns friedliebenden Blogger, dem Internet den Rücken zu kehren. Denn dann würde den Hatern ja keiner mehr widersprechen. Nur so aber, kann man im Laufe der? Zeit möglicherweise Überzeugungsarbeit leisten.

    Verängstigt oder genervt wegducken bestätigt diejenigen leider nur, die meinen mit unqualifizierten Äußerungen auf alles einzudreschen.
    Ich kann teils verstehen, wenn Menschen nicht dagegen reden wollen, aber ein paar “tapfere” muss es doch geben. Diese Hetzerei halte ich für gefährlich. Und diese Gefahr sollten wir bannen.

    HG Hans

    1. Hallo Hans,

      danke dir für deine Mutrede – und auch für deinen Blogbeitrag. Ja, wir müssen dagegen reden. Und je mehr Menschen dagegen reden, um so lauter und sichtbarer werden wir. Arschlöcher gibt es leider überall. Und man erkennt sie weder am Geschlecht noch an der Herkunft noch an den sexuellen Vorlieben und auch nicht an der Religion.

      Liebe Grüße sendet
      Christa

  9. “Was ist los mit den Menschen?” Das frage ich mich auch immer wieder. Man könnte meinen, vermehrt liegen den Leuten die Nerven blank. Keine Isolierung mehr, direkter Kontakt. Latente Nervosität und Anspannung. Aber was ist der Grund? Ich sehe immer nur, dass die Ellenbogen immer spitzer werden, weil die Bedingungen immer härter werden. Und ja, ich sehe die Eliten (die unsere Gesellschaft führen, meinungsbildend, politisch und wirtschaftlich) in der Verantwortung. Es ist ein Mythos, dass wir als einfaches Volk wirklich was ändern können. Wir können uns bemühen, ja. Aber mal ehrlich: Wenn jemand den Willen hat (was schon zu selten ist). Wer hat die Zeit, die Kraft und das Geld, spürbar Lobby- und hörbare meinungsbildende Arbeit zu leisten? Und das bei der gefährlichen Arroganz und Dummheit in unserem Land, mit der einen um den Status Quo kämpfende Menschen immer wieder ausbremsen? So hart das klingt, ich sehe die einzig realistische Änderung durch eine natürliche Korrektur. Heißt, erst kommt das Extrem. Auch wenn ich persönlich immer noch Idealist bin. Und das als Marketingphilosoph ;)

    1. Hallo Oliver,

      danke dir erst mal für dein Feedback ;o)) Wir Menschen sind meiner Meinung nach mächtig – sogar sehr mächtig. Denn wir sind die Käufer der Produkte der Lobbyisten. Wir können durch unser Einkaufsverhalten Unternehmen zum Umdenken bewegen. Oder schon alleine durch Öffentlichkeit eine Kurskorrektur bewirken! Ich glaube fest daran, dass wir hier eine “Waffe” haben, die wir noch viel zu wenig nutzen, weil wir einfach nicht über unser tägliches Handeln nachdenken. Und das liegt meiner Meinung nach daran, dass wir uns eben alle als Einzelkämpfer begreifen und vollkommen aus den Augen verloren haben, dass wir gleichzeitig Mitglieder verschiedener, gesellschaftlich relevanter Gruppen sind, die durchaus sehr mächtig sind! Vielleicht wäre das ein Ansatz?

      Du siehst, ich bin beruflich im Marketing unterwegs – und trotzdem Idealistin geblieben. Genau wie du ;o)

      Liebe Grüße sendet
      Christa

  10. Pingback: Das Internet muss man einfach mögen — horstschulte

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