Mein Outing als Freiberuflerin

Dompteurin, Buchhalterin, Perle, Klugscheißerin –
die vielen Rollen der Freiberuflerin Christa G.

Ja, ich habe eine Website, aus der recht genau hervorgeht, welche Dienstleistungen ich meinen Kunden anbiete: Dort steht, dass ich als Texterin, Konzeptionerin und Social Media-Managerin auf die digitale Kommunikation spezialisiert bin und Projekte manage. Und es finden sich dort Arbeitsproben und Referenzen, auf die ich mächtig stolz bin. Weitergehende Erklärungen gebe ich gerne im persönlichen Gespräch – inklusive der Details zu meinem Werdegang, den beChrista als Comicruflichen Stationen und meinen Qualifikationen. Texterin, Konzeptionerin und Social Media-Managerin sind also meine beruflichen Hauptrollen – mit diesen Hauptrollen verdiene ich mein Geld.

Interessant sind auch die vielen Nebenrollen, die ebenfalls Einfluss nehmen auf die Arbeit der Freiberuflerin Christa G.. Denn diese Nebenrollen bestimmen meinen Arbeitsstil, meinen Umgang mit den Menschen und verschiedenen Aufgaben und natürlich auch die Resultate. Kurz: Sie sorgen für die individuelle Note und sind Teil meiner Authentizität und meines Echt seins. Meiner Meinung nach sind diese vielen Nebenrollen zum Teil sogar für meinen USP – also mein Alleinstellungsmerkmal – verantwortlich.

Damit Sie mich besser kennen lernen können, möchte ich Ihnen heute in wilder Reihenfolge einige der verschiedenen Charaktere vorstellen, in die ich von Zeit zu Zeit schlüpfe:

Die Visionärin

Die Visionärin interessiert sich ausschließlich für die Metaebene: Für weniger als das “große Ganze” lässt sie sich nur selten blicken.  Sie denkt über unternehmerische Ziele nach, über die Entwicklungen der Zukunft und die tollen Chancen, die das Internet für ihre Kunden bringt. Sie denkt immer ein Stück voraus und hat die Zukunft fest im Visier. Herausforderung: Das Kind oder die Punkerin wollen von den großen Visionen nichts wissen, sondern einfach nur Spaß haben.

Die Buchhalterin

Eine Persönlichkeit, die ich auf der einen Seite sehr schätze und auf der anderen Seite gar nicht mag: Diese spießige, pedantische und vollkommen humorlose Person legt meine Belege penibel ab, schreibt Rechnungen, überwacht die Zahlungseingänge und wird auch mal resolut, wenn Rechnungen nicht bezahlt werden. Sie sorgt dafür, dass der Laden läuft und die Projekte zeitnah und genau abgerechnet werden – und sie lebt im ewigen Konflikt mit dem Kind.

Die Punkerin

Die Punkerin ist eine laute, starke und radikale Person: Sie erwacht zum Leben, wenn ich meine bisherigen Arbeitsergebnisse zu gewöhnlich, zu spießig, zu langweilig oder zu Buzzwort-lastig finde. Die Punkerin wischt respektlos alles beiseite und fängt noch mal ganz von vorne an. Denn ihr ist es komplett egal, was andere über sie denken – sie will ungewöhnliche Wege zu gehen und um Ecken zu denken. Meine Kunden sehen die Arbeitsergebnisse der Punkerin, nicht die Person selbst.

Das Kind

Das KindDas Kind ist meine kreative Persönlichkeit: Es spinnt, es denkt um Ecken, es treibt Schabernack und schlägt über die Stränge. Seine kreativen Ideen werden später von der Texterin und der Konzeptionerin ausgestaltet und im Anschluss daran von der Projektmanagerin umgesetzt. Das Kind kommt in jedem Brainstorming zum Vorschein: Seine Kreativität und sein Elan wirken ansteckend. Die Buchhalterin ist die natürliche Feindin des Kindes.

Die Verkäuferin

Die Verkäuferin ist die erste, die meine Kunden kennenlernen. Denn sie führt die Erstgespräche: Die Verkäuferin zeigt den Kunden den Nutzen des Angebots auf und beschreibt zum Beispiel die Prozesse, die für den Relaunch einer Website nötig sind. Die Verkäuferin ist die Vorstufe der Cops, denn sie bereitet den Boden für die Preisverhandlungen, in dem sie die Lage abcheckt und erste Leitplanken setzt.

Die Cops

In mir wohnen der Good Cop und der Bad Cop – und zwar gleichzeitig! Die beiden kommen hervor, wenn es um Preisverhandlungen geht. Der Good Cop ist nett, höflich und charmant, der Bad Cop zieht irgendwann die Reißleine und sagt laut: Bis hierhin und nicht weiter. Dabei bleibt auch er höflich und respektvoll, handelt aber bestimmt. Dank dieser beiden Cops vereinbare ich Preise, die für alle Seiten passen.

Die Perle

Die PerleIn meinem Kopf ist es recht aufgeräumt – auf meinem Schreibtisch hingegen nicht. Aber bitte pssst, nicht weitersagen  ;-) Deshalb  kommt die Perle  in regelmäßigen Abständen vorbei und sorgt dafür, dass mein Schreibtisch aufgeräumt wird und wieder blitzt und glänzt. Ohne die Perle würde mein eigentlich papierloses Büro (öhöm!) in Papierstapeln versinken, und mein Schreibtisch würde irgendwann unter der Last zusammenbrechen. Ganz bestimmt!

Die Direkte

Eine meiner am stärksten ausgeprägten Rollen: Die Direkte spricht Dinge offen aus und sucht gemeinsam mit anderen nach Lösungen. Sie berät die Kunden und spricht offen über den Nutzen, die Chancen und die Risiken. Die Direkte hat dabei immer die Wünsche und Bedürfnisse des Kunden im Fokus. Die Direkte ist eine wichtige Rolle – aber sie sollte sich ein Stück weit mit der Diplomatin verschmelzen. Dann könnte sie in sanfteren Worten milder agieren.

Die Diplomatin

Die Diplomatin ist in allen kniffeligen Dingen gefragt: Da agiert sie souverän, wertschätzend und bleibt auch im größten Stress ziemlich lässig. Doch leider ist meine Diplomatin viel zu oft ziemlich schüchtern und wenig durchsetzungsstark. Das Resultat: Die Direkte sticht die Diplomatin öfter mal aus, in dem sie kein Blatt vor den Mund nimmt und Tacheles redet. Die Diplomatin sollte  gefördert werden, damit sie sich freier entfalten kann in Zukunft!

Die Neinsagerin

Die Neinsagerin sollte dann nach vorne treten, wenn mein Bauchgefühl Nein sagt. Doch manchmal ist die Neinsagerin wie die Diplomatin viel zu schüchtern: Sie beißt in viele saure Äpfel, bevor sie endlich den Mund aufkriegt. Aber sie wird selbstbewusster und offensiver mit jedem Jahr, dass ich selbstständig arbeite! Deswegen bin ich sehr stolz auf sie. Die Neinsagerin bekommen nur Menschen zu sehen, mit denen ich nicht zusammenarbeiten möchte – aus welchen Gründen auch immer.

Die Ritterin

Die Ritterin ist eine in sich zwiegespaltene Person: Auf der einen Seite hilft sie gerne und beantwortet Fragen, wenn sie das kann. Sie gibt mal eben schnell am Telefon einen Tipp oder beantwortet eine Frage via Facebook. Auf der anderen Seite hat sie aber auch feine Antennen dafür, wann sie ausgenutzt wird. Und wenn sie dieses Gefühl bekommt, kann sie sehr ungehalten und direkt werden – dann sollte man sich vor ihr in acht nehmen.

Die Chefin

Die DiplomatinSie ist meine ganz persönliche Queen of Motivation. Sie spornt mich an, lobt mich, gibt mir Feedback und ist auch mal sauer auf mich, wenn es sein muss. Die Chefin  ist aber immer ein guter Boss, der mir wohlgesonnen ist und wertschätzend kommuniziert. Gleichzeitig handelt die Chefin aber auch verantwortungsbewusst meinen Kunden gegenüber und hält die Zügel fest in der Hand.

Die Dompteurin

Die Dompteurin schwingt die sprichwörtliche Peitsche. Sie kommt zum Beispiel zum Einsatz, wenn ich als Projektmanagerin dafür sorge, dass Termine gehalten werden. Sie setzt den Teammitgliedern verbindliche Termine und fragt in regelmäßigen Abständen Arbeitsstände ab. Sie kann recht bestimmend werden, denn schließlich gilt es ein gemeinsames Ziel zu erreichen!

Die Schlendrianin

Oh. Das ist die Person, die sich stundenlang im Internet rumtreibt, von einem Thema zum nächsten springt und nichts wirklich zum Abschluss bringt. Oder die sich mit ungeliebter Hausarbeit vor noch ungeliebteren Arbeiten wie der Steuer drückt. Und die lieber heute das nicht tut, was sie dann morgen auch nicht tut. Ganz furchtbar! Eigentlich möchte ich mit ihr nichts zu tun haben. Und doch verdanke ich ihr so manche vergnügliche Stunde … denn sie sorgt für Freiräume und lässt mich treiben.

Die Despotin

Die Despotin ist der Gegenpart zur Schlendrianin und so etwas wie die extreme Ausprägung der Chefin. Ich bin krank? Das ist der Despotin total egal. 6 Wochen Urlaub im Jahr? Kann man gut drauf verzichten, sagt die Despotin. Und Wochenenden sind natürlich auch zum Arbeiten da. Es ist und bleibt schwierig mit der Despotin in mir …. was ein Glück ist die Despotin für meine Kunden unsichtbar. (Wobei meine Kunden öfter mal von der Despotin profitieren, denn sie bekommen die Arbeitsergebnisse besonders fix geliefert … ;-)

Die Klugscheißerin

Die DiplomatinJa. Ich. Bin. Eine. Klugscheißerin. Sie liebt es, wenn sie recht hat. Sie erklärt gerne die Welt, die Dinge und die Zusammenhänge. Sie redet sich gerne in Rage und bemerkt manchmal nicht, dass sie anderen damit auf die Füße tritt. Die Klugscheißerin meint es eigentlich nur gut – sie wird aber leider all zu oft missverstanden. Mein Tipp: Auch sie sollte sich ein bisschen mehr an der Diplomatin orientieren. Denn eigentlich ist sie eine ganz liebreizende Person und ziemlich hilfsbereit …

Die Rampensau

Die Rampensau in mir erwacht, wenn ich Vorträge halte oder Workshops leite: Die Rampensau mag es ziemlich gerne, wenn ihr viele Menschen zuhören. Sie sonnt sich in der allgemeinen Aufmerksamkeit und gibt ihr Bestes. Gleichzeitig ist sie witzig, schlagfertig und wortgewandt – und angeblich merkt ihr niemand an, wie aufgeregt sie in Wirklichkeit ist. Ihr Temperament und ihr Herzblut machen die kleinen Unsicherheiten wieder wett!

Die Schatzsucherin

Die Schatzsucherin gehört auch zu der Familie der Sauen – sie ist das exklusive Trüffelschwein im Rollen-Stall, sozusagen. Die Schatzsucherin ist Tag und Nacht aktiv und findet die kleinen Kostbarkeiten, die der Alltag so bietet: Hier ein Wort, da ein Wortbild, dort eine Idee oder eine Gesamtkomposition. Sie liebt die Details, das Verrückte und das Verspielte. Die Schatzsucherin sammelt alles ein und legt es in ihre interne Schatztruhe – sogar meine Träume.

Die Perfektionistin

Die PerfektionistinIch bin Ende August geboren – uns Jungfrauen sagt der Volksmund einen großen Hang zum Perfektionismus nach. Meine Perfektionistin kann sehr schlecht Fünfe gerade sein lassen: Sie werkelt immer weiter und weiter, um das perfekte Ergebnis zu erzielen. Hier noch eine Prise, da noch ein Stäubchen, dort noch ein Fitzelchen. Sie wird dann irgendwann von der Buchhalterin ausgebremst, denn eine gesunde Kalkulation besteht aus Perfektionismus UND Etattreue.

Puh. Sie stimmen mir bestimmt zu, dass das Leben einer Freiberuflerin ziemlich anstrengend sein kann: Diese ständigen Rollenwechsel! Und das mehrmals täglich. Ts! Doch genau das macht das Leben als Freiberuflerin so spannend: Jeden Tag passiert etwas Neues. Ich muss mich auf neue Themen, Personen und Zusammenhänge einstellen. Ich muss? Quatsch, ich darf! Denn mir macht das unglaublich viel Spaß und es erfüllt mich voll und ganz. Schließlich habe ich den besten Job der Welt, jawohlja.

Gleichzeitig sorgen diese ganzen verschiedenen Rollen dafür, dass ich mich von anderen Freiberuflern unterscheide: Denn die Rollen sorgen für die ganz persönliche Note der Christa G.. Eine Note, von der meine Kunden profitieren – neben meinen ganzen fachlichen Qualifikationen.

Es ist wohl so, dass jeder Freiberufler verschiedene Rollen in unterschiedlichen Ausprägungen in sich trägt. Vielleicht wäre diese “Rollenanalyse” auch ein Weg für andere Selbstständige, um den eigenen USP zu erkennen? Meiner Meinung nach sollte dieses Thema unbedingt weitergedacht werden …

Und Sie?

Welche Rollen haben Sie in sich, die Sie für Ihren Job benötigen? Für Ihre eigene Arbeit oder für Ihre Kunden? Ich freue mich wie immer auf Ihren Input!

PS: Falls Sie denken, dass ich mir diese Rollen alle selbst ausgedacht habe: Nein, viele Ideen für die Charaktere kommen aus meinem tollen Netzwerk auf Facebook.  Danke euch an dieser Stelle ;-)

Bildquelle: Pixabay

19 Kommentare zu „Mein Outing als Freiberuflerin“

  1. Die Dompteurin hab ich auch (neben anderen). Die hat bei mir eine besonders schwere Aufgabe. Und damit meine ich nicht jene Situationen, in denen ich bei Buchprojekten alle Beteiligten im Zaum halten muss, das ist vergleichsweise einfach. Sie hat vor allem im “eigenen Haus” alle Hände zu tun: “Nein, du trödelst jetzt nicht auf Facebook rum.” “Nein, lass das. Zum Kühlschrank gehen wir später, wenn Essenszeit ist.” “Neiiiin! nix da herumträumen. Buchhaltung machen!” Tja. :)

    Ansonsten hab ich noch die Pilotin, die am Anfang von Buchprojekten versucht, einen Überblick über den Wust an Infos für die Buchinhalte zu kriegen. Und die Beseelte, die am Ende mit Herzchen in den Augen auf Wolke 7 schwebt, weil das Manuskript wieder mal gelungen ist.

    1. Oh, die Beseelte ist hübsch ;o)) Die kenne ich auch!
      Deine Dompteurin kämpft gegen die Schlendrianin, den schlimmen Finger. Aber eigentlich ist die Schlendrianin doch auch eine Gute, denn sie verschafft einem Freiräume, in denen man sich einfach mal treiben lässt. Ich glaube, das ist ziemlich wichtig!

      Liebe Grüße,
      Christa

  2. Klasse Ansatz – danke! Das “Und Sie?” kann ich allerdings jetzt nicht so spontan beantworten… Zumal ich heute leider ganz dringend DIE BUCHHALTERIN sein muß, statt den Feiertag zu durchtrödeln.

  3. Ja, ja die Jungfrauen und ihr Perfektionismus :-)

    Beim Lesen der Beschreibung hat meine innere Perfektionistin vor Freude gestrampelt. Sie findet auch immer wieder etwas, was “noch nicht richtig ist” und verzettelt sich gerne im Detail und muss von der Buchhalterin ausgebremst werden …

    Ich wünsche noch einen schönen Resttag.

    Liebe Grüße
    Monika

  4. Hallo Christa,
    schöne Übung, da bin ich sofort da bei:

    Hauptrollen:
    Emotionsberaterin. Coach. Bloggerin.

    Nebenrollen:

    1. Trendscout
    2. Perlenfischerin
    3. Visionärin
    4. Strichmännchen-Beginnerin
    5. Schwarzbrot-Diva (Stärke mind. 12)
    6. Genusswanderin
    7. Zertifizierte Unsinn-Macherin
    8. Electro-Ballerina
    9. Phoenix aus der Asche

    …. ich glaube, darüber muss ich jetzt sofort einen Blog-Artikel schreiben…

    Herzliche Grüße, Ulrike

  5. Echt spitze :-) Das ist wirklich eine tolle Idee so eine Über-mich-Seite zu machen :-)Gar nicht so einfach, diese ganzen Charaktere zusammenzubringen (zumindest nicht mit dem Schlendrian, den ich gerade jetzt hab) – lese deine tolle Seite, obwohl die Küche, der Einkauf, die Wäsche usw. wartet :-) Deine Ritterin gefällt mir auch ganz gut, da hab ich auch ganz viel – obwohl lange Zeit mehr Retter, als Ritter da war und ich das “Ausnützen” nicht so gecheckt habe. Aber inzwischen hat der Ritter schon ein Schwert :-) Jetzt geht das ganz gut :-)

    Danke für deinen Input
    Alles Liebe
    Cornelia

    1. Liebe Cornelia,

      es ist echt spannend, wie viele Rollen jede(r) von uns in uns trägt – und wie sie unsere Arbeit beeinflussen!
      Eine Ritterin sollte tatsächlich ein Schwer haben. Meine hat mittlerweile auch eins ;o))

      Liebe Grüße,
      Christa

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