Texterschmiede Meisterkurs 2015

Perspektivenwechsel: Was Einbrecher und Heidi Klum mit meinem Job zu tun haben.

EinbrecherLetzte Woche habe ich wieder mal die Schulbank gedrückt, jawoll! – und zwar im Meisterkurs der Hamburger Texterschmiede. Ehrlich gesagt hatte ich am Anfang ein bisschen Bammel, denn der Marketingsprech des Anbieters hat bei mir seinen vollen Wumms entfaltet: „Texterschmiede“, „Meisterklasse“ … ich war schwer beeindruckt und habe mich heimlich gefragt, ob mein kleines Texterinnenlichtlein dort wirklich richtig sein würde. Vorab: Ja, ich war dort goldrichtig. Und ich habe viel mitgenommen aus diesem Kurs – auch Dinge, die ich gar nicht erwartet hatte.

12 Teilnehmer und mein Bedürfnis, ganz viele Fragen zu stellen.

Insgesamt waren wir 12 Teilnehmer: Die meisten kamen aus Agenturen oder aus Unternehmen. Ich glaube, ich war die einzige Freiberuflerin, die ohne zwischengeschaltete Agentur für Einzelselbstständige, kleine und mittlere Unternehmen textet. Dazu kommt noch, dass meine Zielgruppen in den meisten Fällen nicht sonderlich marketingaffin sind – das heißt, meine Arbeit fängt mit der Analyse von Inhalten, Zielgruppen, Zielen etc. bereits vor einem reinen Textbriefing an und geht mit der Gesamtkonzeption von Websites und der Umsetzung oft auch über das Schreiben der Texte hinaus. Deshalb haben die reinen Textbriefings des Kurses am Anfang mehr Fragezeichen in meinem Kopf entstehen lassen, als sie geklärt haben: Zum Beispiel hätte ich gerne einen Blick hinter die Kulissen der Auftraggeber geworfen und viele Fragen gestellt, um die Aufgabe tief zu verstehen. Und um das herauszufinden, was das Unternehmen oder die Dienstleistung einmalig macht.

Abgefahrene Hirnabenteuer und tiefe Abgründe.

Abgefahrene Hirnabenteuer waren hingegen die rasanten Perspektivwechsel: In diesen zwei Tagen bin ich in schräge Rollen geschlüpft und in tiefe Abgründe eingetaucht, um Texte für verschiedene Medien zu schreiben:

  • Ich war ein inhaftierter Neonazi, der sich im Hungerstreik befindet und auf Facebook über das Knastessen vom italienischen Koch motzt.
    (Nein, ihr wollt das nicht lesen, mein Posting war wirklich hässlich und hatte die halbe Palette rechtsextremer Codes intus.)
  • Als Angela Merkel habe ich in einem Brief die türkische Gemeinde um Unterstützung bei der Integration der Flüchtenden gebeten.
    (Nein, ihr wollt das auch nicht lesen – ich schäme mich nämlich dafür, wie gut ich mich in diese Frau reindenken konnte.)
  • Die Einbrecherin, die auf Amazon eine bis zu 7 Meter lange Leiter mit besonders kleinem Packmaß bewertet, hat wirklich Spaß gemacht – denn ich musste verklausuliert schreiben, damit mir die Polente nicht so schnell auf die Schliche kommt.
    (Nein, das bekommt ihr ebenfalls nicht zu lesen – ich will ja nicht, dass hier jemand auf krumme Ideen kommt. ;-) )

Außerdem habe ich zum Beispiel mit dem Slogan „Augen zu und lecker. Labskaus.“ dafür gesorgt, dass die köstliche, gehaltvolle Matschepampe von noch mehr Leuten geschätzt wird, hab mich selbst betextet und ein fiktives iPad, das man falten kann. Ihr seht, es war rasant!

Hausaufgaben, in denen das Wunder von Bern vorkommt.

NachdenklichSchlapp gelacht habe ich mich ebenfalls in diesem Kurs: besonders über ein gefaketes Posting von Heidi Klum, die kohlenhydratfreien Foodporn auf FB postet – Küsschen, eure Heidi. Mitgefiebert habe ich mit der Energiewende, die den fiesen Atom-Drachen bekämpft. Und mitgelitten habe ich mit denen, die in der Rolle der Angela Merkel wahlweise an die Irren vom IS oder an Lutz Bachmann und seine Pegida-Abkürzungsnazis schreiben sollten. Ich war echt froh, dass diese Geschichten an mir vorübergegangen sind.

Achja, Hausaufgaben gab es auch am ersten Tag: Abends im Hotel habe ich eine Anzeige getextet, die die Energiewende bewerben sollte. „Aus, aus, aus! Öl, Gas und Kohle sind aus!“ haben leider nur wenige verstanden – dabei wäre dieser Bezug zum Wunder von Bern bestimmt cool gewesen für eine Anzeige im Kicker oder bei den 11 Freunden ;-)

Mein Fazit: Ich werde Wiederholungstäterin.

Ja, ich werde Wiederholungstäterin. Vor allem aus einem Grund: Ich habe in diesen zwei Tagen einen kleinen Teufel von meiner Schulter gefegt. Dieses Biest hatte es sich dort gemütlich gemacht und mir öfter folgenden Satz ins Ohr geflüstert: „Diese Idee brauchst du gar nicht weiterzudenken, die kauft der Kunde eh nicht!“ So ein Blödsinn! Denn so lange eine Idee nicht wirklich auf Herz und Nieren geprüft wurde, kann ich eine solche Entscheidung gar nicht fällen. Dieser doofe Teufel beschränkte mich einfach nur in meiner Kreativität. Vollkommen unnötig.

Außerdem war es für mich als Einzelkämpferin eine tolle Erfahrung zu erleben, wie Kollegen arbeiten, schreiben, denken – diese Prozesse bekomme ich ja in meinem Arbeitsalltag so gut wie nie mit. Es war spannend zu erleben, wie Ideen zu schönen Texten wuchsen. Oder auf dem Recyclinghof zwischengelagert wurden. Oder mit einem Lachen im Gesicht auf dem Das-war-nix-Friedhof beerdigt wurden.

Ein echtes Sahnehäubchen war das detailreiche Feedback der beiden Meisterkurs-Dozenten Alexander Baron und Michael Matthias, die ihren wertvollen Input stets wertschätzend und respektvoll vorgetragen haben. Danke für diese humorigen Wohlfühl-Duschen – vielleicht sehen wir uns im nächsten Jahr wieder.

Bildquelle: Pixabay

Christa GoedeDie Autorin Christa Goede steckt viel Herzblut und noch mehr Fachwissen in digitale Unternehmensauftritte: Mit individuellen Texten und Konzepten gestaltet sie Websites und Social Media-Auftritte authentisch. Ihre Erfahrung und ihr Wissen als Texterin, Konzepterin, Social Media-Managerin und Bloggerin teilt sie hier im Blog oder live in Workshops und Vorträgen.
Tel.: +49 (0) 160 – 94 44 19 34, E-Mail: mail@christagoede.de


13 Kommentare zu „Texterschmiede Meisterkurs 2015“

    1. Liebe Christa,

      bislang habe ich mich auch gefragt, ob diese Fortbildung zu mir als Frei-Schwimmerin passt. Du bist die Zweite, die diesen Kurs mit so viel Begeisterung empfiehlt. Kommt auf meine Liste für 2016. Danke für den Mutmach-Beitrag.

      Liebe Grüße

      Petra

  1. Liebe Christa,

    schön, dass deine anfänglichen Zweifel sich in Luft aufgelöst haben. Und obwohl ich kein ausgesprochener Fußballfan bin, habe ich deinen Slogan sofort verstanden. In meinem Ohr klang sogar die Stimme des Moderators dabei mit. :-)

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