Wieder da – meine Pause ist vorbei

Nachdenken über Social Media: was ich in meiner Pause gemacht habe.

PauseDer eine oder die andere hat es vielleicht mitbekommen: Am Montag, den 25.7.2016 bin ich aus verschiedenen Gründen vorübergehend aus Social Media ausgestiegen. Ich brauchte Urlaub, eine Pause von den Sozialen Netzwerken, und so habe ich die Reißleine gezogen und bin ausgestiegen. Kein Facebook, kein Twitter, kein Snapchat – in dringenden Fällen habe ich noch auf WhatsApp und dem Messenger kommuniziert, das war’s.

Spekulationen und wildes Kommentieren bringen uns nicht weiter.

Die Gründe für meine Pause sind zahlreich: Ich bin zum Beispiel genervt von der unfassbaren Spekulationsflut, die sich sogar in meinem, eigentlich reflektierten und nachdenklichen Netzwerk breitmachte. So viele Leute hatten irgendetwas gehört, gelesen, gefühlt, geahnt zu den Amokläufen/Terroranschlägen … und was ist da naheliegender, als diese Inhalte mal eben in irgendein Netzwerk zu kippen? Mögen sie auch noch so irrelevant, noch so dünn, noch so sonst was sein, sie wurden abgeladen, man hat mal eben mitgeredet und war sichtbar, gut so. Ich selbst nehme mich übrigens von diesem Verhalten nicht aus. Selbstverständlich nicht.

Noch viel mehr genervt bin ich von den Medien, die diese Spekuliererei vor der gesamten Weltöffentlichkeit scheinbar zu einer Art Mantra erhoben haben: Wir wissen nichts, Leute, echt nicht. Aber wir laden mal ein paar Experten ins Studio ein, die sagen dann schon irgendwas. Dieses Irgendwas besteht dann in den allermeisten Fällen aus Vermutungen, aus Schilderungen alter, ähnlicher Fälle und aus teilweise sehr wilden Thesen zum Weltgeschehen. Was soll das? Warum kann nicht auch ein Journalist mal sagen: “Ich weiß nichts, aber ich bleibe daran. Sobald ich etwas weiß, sage ich euch bescheid – verlasst euch drauf!”? Wobei … würden wir das glauben? Vermutlich nicht – und das hängt mit der generellen Glaubwürdigkeitskrise der Medien zusammen. Aber auch die ist hausgemacht.

StinkefingerAm allerallermeisten aber nervt mich das – gefühlt immer impertinenter werdende – Verhalten der “Besorgten Bürger/AfDler/Nazis/Patrioten”: Die Anhänger dieser stark verkürzten, menschenfeindlichen Denkrichtungen empfinden derzeit regelrecht Schadenfreude, wenn sich ein Terrorverdacht erhärtet: “Siehste, wir haben das gleich gesagt! Ätschbätsch!”. Sie malen den Teufel tausendfach an die Wand: “Das kommt noch schlimmer! Alle Flüchtlinge/Moslems sind Terroristen”. Von Mitgefühl für die Opfer keine Spur. Vom Verständnis für die globalen Zusammenhänge ebenfalls keine Spur. Und natürlich wissen sie auch, wer schuld ist: “Die Merkel, die linksgrün versifften Gutmenschen, die Bahnhofsklatscher!” Dazu kommen noch die vielen (Todes-)Drohungen in Richtung der Menschen, die sich gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit engagieren: “Ich wünsche dir, dass du von Flüchtlingen vergewaltigt wirst … Du sollst beim nächsten Terroranschlag sterben … Wir wissen, wo du wohnst, wenn wir an der Macht sind, wartet ein Laternenmast auf dich!” 
Wie kann man nur derartig verrohte Dinge tippen? Wie kann man nur so sehr hassen? Was ist im Kopf dieser Menschen kaputt, dass sie mit ihrem Hass auch noch derartig offensiv nach außen treten? Und sich nicht mal ein kleines bisschen dafür schämen? Warum ist Hass so ansteckend? Warum gehen die leisen, nachdenklichen Töne und die konstruktiven Ideen so sehr unter in dieser aggressiven Kakofonie?
Ich habe keine Antworten auf all diese Fragen. Deswegen habe ich in den letzten Monaten immer wieder mit solchen Menschen diskutiert und Blogbeiträge beschrieben wie diesen hier, für den ich üble Beschimpfungsmails kassiert habe. Ich habe Fakten dargelegt, ich habe versucht, zu verstehen, wie man derartig “besorgt” ticken kann. Ich habe sogar Leute in meine Heimatstadt Offenbach eingeladen, um ihnen zu zeigen, wie man so lebt in einer Stadt, in der der überwiegende Anteil der Bevölkerung Migrationshintergrund hat – vielleicht hätte das ja so manch einem die Angst vor dem Unbekannten genommen? Ich weiß es bis heute nicht, denn es hat niemand meine Einladung angenommen …

Arschlochtum kennt keine Herkunft, kein Geschlecht, keine Religion und auch keine sexuelle Orientierung.

Das alles bewirkt, dass sogar ich Sonnenscheinchen mittlerweile einen dicken, fetten Angstknoten in meinem Hals verspüre, der mich würgt. Allerdings habe ich nach wie vor keine Angst vor Menschen mit Migrationshintergrund – sondern ich habe Angst vor den Arschlöchern dieser Welt! Denn Arschlochtum kennt keine Herkunft, kein Geschlecht, keine Religion und auch keine sexuelle Orientierung. Kurz: Jeder von uns kann ein Arschloch sein oder zu einem werden! Die rassistischen, nationalistischen Erklärungsbilder einer AfD greifen also viel zu kurz, denn die Probleme sind erheblich komplexer und vielschichtiger, als dass ein gepöbeltes “Grenzen zu!” auch nur den Hauch von Relevanz besitzen würde. Und was für mich als Politologin noch viel schlimmer ist: Diese Statements bieten auch keine Lösungen für die Konflikte einer globalisierten Welt!

Himmel, wo soll das alles enden? Das fragte ich mich in den letzten Tagen sehr oft. Tröstend sind für mich in solchen Situationen drei Dinge, die ich mir dann immer wieder mühevoll in den Vordergrund meines Kopfes schiebe:

  • Ich lebe eigentlich in vergleichsweise friedlichen Zeiten – für mich als Europäerin ist die Gefahr, beim Essen zu ersticken, erheblich höher, als dass ich einem Terroranschlag zum Opfer zu falle. Die tagesschau postete dazu am 22. Juli einen Erklärfilm auf Facebook.
  • All diese Vorkommnisse sind nichts neues – es hat sie schon immer gegeben, es wird sie wohl leider auch immer geben. Der einzige Unterschied ist, dass sie mir heute via Social Media direkt und vollkommen ungefiltert in mein Hirn gespült werden.
  •  „Nicht die Dinge machen uns zu schaffen, sondern die Art und Weise, wie wir diese wahrnehmen.“ – dieser Sinnspruch des griechischen Philosophen Epiktet passt perfekt zu unseren Zeiten: Mich überfluten negative Nachrichten – so sehr, das ich die vielen positiven Dinge, die um mich herum geschehen, gar nicht mehr wahrnehme!

11 Punkte: meine persönlichen Social Media-Leitlinien.

Damit mir das nicht noch mal passiert, habe ich die letzten Tage dazu benutzt, mir meine ganz persönlichen, total subjektiven Social-Media-Leitlinien zu erarbeiten:

Christa GoedeDu suchst Texte, Websites und Workshops ohne Werbe-Blabla? Prima, du hast mich gefunden! Gemeinsam mit dir entwickele ich deinen authentischen Markenauftritt, der zu deinem Unternehmen und deinen Zielgruppen passt.
Du möchtest lieber viel selbst machen? Nutze meine Workshops als Rampe zum Durchstarten.

  +49 160 94 441 934   mail@christagoede.de

* Rechtsextremismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.

So – und jetzt auf ein Neues! Oder um es mit einem Vortrag von Johannes Korten zu sagen: “Das Netz ist ein guter Ort, wenn wir es gemeinsam dazu machen.”

Bildquelle: Pixabay

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29 Kommentare zu „Wieder da – meine Pause ist vorbei“

  1. Liebe Christa,
    vielen, vielen Dank für deine Worte. Mir ging es in letzter Zeit ähnlich – und auch ich habe mir vorgenommen, noch mehr auf die guten Dinge zu achten und dem Arschlochtum immer weniger Beachtung zu schenken. Nach dem Motto: lasst die Leute reden, das ham die immer schon gemacht – und leider auch ohne vorher Hirn anzuknipsen – muss ich auch nicht alles lesen, teilen und erst recht nicht gut heißen!
    Viel Rückgrat dir und noch mehr Gelassenheit;
    ich freue mich diese Woche für eine Flüchtlingsfamilie, die nach 3 Jahren zu viert auf 25 qm endlich eine Wohnung gefunden hat. Und für vier muslimische Frauen unterschiedlichster Herkunft, die zusammen halten gegen Gemotze, Gerede und Gemauer seitens anderer männlicher Flüchtlinge und dem Alltagsmob von Nebenan.

    Dein 10 persönlichen Leitlinien habe ich mir mal in mein Gedächtnis abgetippt!
    Viele Grüße
    Christiene

  2. Liebe Christa, Du hast wunderbar in Worte gefasst, was auch mich die letzten Wochen umtreibt (und meine social media Aktivitäten fast zum Erliegen bingt).
    Es fällt schwer, in lauten Geschrei Gehör zu finden – und: Will ich das überhaupt? Will ich über Geldvernunft, Ökonomiebewusstsein und die Tatsache, dass “Werte leben” bei jedem selbst beginnt (und Wissensgrundlagen braucht) schreiben, wenn rundherum unter dem Deckmäntelchen “ich sag ja nur” und “seien wir doch mal ehrlich…” blödsinnige Ismus-Kriege ausgefochten werden?
    Ich jedenfalls werde mir Deine Leitlinien ausdrucken und über den PC heften – als Mahnung zum aktiven Selbstschutz und Hilfe zur Fokussierung auf das Wesentliche: Mit unserer Arbeit (nicht nur die virtuelle) Welt zu einem besseren Ort zu machen.

    LG schickt Dir
    Anette

    1. Danke auch hier für deine lieben Worte, Anette ;o))
      Ich denke auch, dass die Lösung darin liegt, in unserem Umfeld aktiv zu werden und positiv zu wirken. Wenn das jeder machen würde … *träum* …hach!

      Liebe Grüße sendet
      Christa

  3. Hallo,
    dein Artikel hat mir soweit sehr gut gefallen und kann ich weitestgehend nur zustimmen. Als ich aber an dem Punkt mit “Ich kann andere Meinungen akzeptieren…” gelangt bin, ist es für einen Moment in die andere Richtung ausgeschlagen.
    Ich finde Rassismus ebenso widerlich wie viele andere Menschen. Aber dieser unsägliche dumme Zusatz “Rechtsextremismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.” verwässert deine übrigen, gut pointierten Aussagen. Eine Meinung kann nun mal kein Verbrechen sein (zumindest nicht in unserer heutigen Demokratie – siehe Art. 5 Abs. 2 GG) und so lange diese Menschen ihre Meinung für sich behalten stört das auch niemanden. Die Taten, die aus solchen Meinungsbilder folgen, sind zu verurteilen und zu verhindern. Das gelingt aber nicht wenn wir jeden mit solch einer Meinung direkt einknasten, was bei einem _Verbrechen_ ja üblich wäre (Stichwort: Gesinnungspolizei). So etwas kennt man doch nur aus anderen Regimen und früheren Epochen…
    Eine gesunde Demokratie (die wir uns hoffentlich alle wünschen) muss solche Meinungen aushalten können und im besten Fall muss ein Diskurs mit solchen Menschen gesucht werden um sie vom Gegenteil zu überzeugen. Andernfalls treiben wir sie mit solchen Ausgrenzungen nur noch mehr in die Hände von rechten Meinungsmacher und ins Märtyrertum. Sollte eine vernünftige Diskussion mit Einzelnen nicht möglich sein, hilft noch warnen und ignorieren. Aber solche Menschen direkt als Verbrecher zu titulieren, hilft einfach keiner Seite und löst auch keinesfalls das zu grundeliegende Problem.
    Ich bin mir bewusst, was mit dieser viel zitierten Aussage eigentlich gemeint ist, aber sie wird gerade in dieser Zeit viel zu oft unreflektiert wiedergegeben und damit ist man – zumindest in diesem Punkt – nun mal keinen Deut besser, als die ganzen “besorgten” Bürger, die rechte Parolen unreflektiert hinausposaunen.
    Nichts für ungut (muss man heute ja dazu schreiben). ;-)
    Liebe Grüsse, ein unbekannter Leser.

    1. Hallo Unbekannter,
      danke auch dir für dein Feedback ;o)) Meiner Meinung nach ist Rechtsextremismus in der Tat keine Meinung, über die ich auch nur in Ansätzen nachdenken oder mich mit ihr auseinandersetzen möchte (jedenfalls außerhalb des wissenschaftlichen Kontextes). Denn ein Weltbild, das auf systematischer Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit basiert, ist für mich keine Grundlage für eine ernsthafte Diskussion. Denn die Taten, von denen du sprichst, sind elementarer Bestandteil dieses Weltbilds – sie sind untrennbar miteinander verbunden. Deswegen greifen ja in diesem Punkt auch verschiedene Teile der Gesetzgebung wie zum Beispiel § 130 StGB oder auch § 86a StGB.

      Doch in einem Punkt sind wir uns ja einig, was ein Glück: Die Welt da draußen ist bunt und nicht kackbraun. Und das ist auch gut so ;o))

      Liebe Grüße sendet

      Christa

    2. Hallo,
      ich möchte mich auch nicht mit Rechtsextremismus auseinandersetzen. Aber was bleibt uns in der heutigen Zeit übrig? Rechtes Gedankengut ist leider momentan allgegenwärtig… :-(
      Und Verbannung und Ausgrenzung halte ich für den falschen Weg um dieses tiefsitzende gesellschaftliche Problem zu lösen. Wie erwähnt treibt damit die gesellschaftliche Mitte viele Menschen erst Recht in die braune Ecke. Nicht jeder, der bei Pegida mitläuft oder die AfD wählt ist ein “echter” Nazi und zu Gewalttaten bereit. Diese Menschen müssen wir wieder auf einen vernünftigen Kurs bringen.
      Was meines Erachtens mittlerweile häufig in Vergessenheit gerät: Im Kern geht es den meisten Menschen (egal ob Links, Rechts oder Mitte) um die selbe Sache: Wir wollen das Beste für unsere Kinder, unsere eigene Gesellschaft und im Idealfall auch für alle andere Menschen. Wir sind uns nur nicht einig, wie wir das anstellen sollen. Die eine Seite möchte Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Güte vermitteln, die andere Seite will sich und andere durch Abgrenzung und Abschottung schützen. Und viele hängen irgendwo dazwischen. Vielleicht ist dies ein Ansatz um wieder in einen konstruktiven Dialog zu kommen.
      Ich rede dabei auch nicht von wirklichen Extremisten, die in beiden Lagern (glücklicherweise) eine Minderheit darstellen, unbelehrbar sind und letztlich Leid bei anderen Menschen verursachen. Seien es rechte Brandstifter, Schlägertrupps, etc. oder linke Aktivisten, die andere bei Arbeitgeber denunzieren und öffentlich Stimmung gegen einzelne Personen machen.
      Eine andere Meinung (egal wie falsch sie erscheinen mag) ist vielleicht sehr unangenehm, aber die reine Äußerung verletzt nun mal niemanden, der geistig und körperlich gesund ist.
      Und ja, die Welt ist bunt. Was mir persönlich sehr gut gefällt und ich – ebenso wie viele andere – bewahren möchte. :-)
      Zwischen uns beiden ist doch auch ein guter Dialog über ein kontroverses Thema möglich, obwohl wir beide bei dieser Detailfrage komplett unterschiedliche Auffassungen haben. Das muss man halt aushalten können und trägt meines Erachtens maßgeblich zu unserer gesellschaftlichen Entwickelung bei. Ich glaube sogar, dass genau dieses Thema so alt wie die Menschen selbst ist und vielleicht sogar nie abschließend geklärt werden kann. Man könnte sich quasi “totdiskutieren”, was jedoch sinnlos erscheint. Somit bleibt für mich als Lösung nur die Akzeptanz solcher Meinungen übrig.
      Aber ich verstehe auch (zumindest im Ansatz), warum andere Menschen das nicht akzeptieren wollen – und das ist ebenso legitim (so lange es sich im moralisch vertretbaren und rechtlichen Rahmen bewegt).
      Liebe Grüsse und noch einen schönen Montag!

    3. Hallo Unbekannter,

      du hast recht, das Problem fängt viel tiefer an – in der Schule zum Beispiel. Die wichtigsten Dinge fürs Leben lernt man dort nicht und die Medienbildung kommt auch viel zu kurz. Dieses “Neuland” ist ja auch erst seit 25 Jahren da, da kann man mit der Überarbeitung der Lehrpläne noch ein bisschen warten ;o))
      Meine Auseinandersetzung mit dem Thema Rechtsextremismus begann schon in meiner Kindheit. Im Politologiestudium habe ich mich dann auf die neue Rechtsextremismusforschung spezialisiert und auch meine Diplom-Arbeit darüber geschrieben – ich möchte also behaupten, dass ich mich ziemlich intensiv mit diesem Thema auseinander gesetzt habe. Und ich weiß auch, dass ich Menschen, die so denken und ticken, bis zu einem gewissen Grad aushalten muss. Wenn sich vernünftige Diskussionen ergeben, bin ich gerne bereit, diese zu führen. Aber in diesen vielen Jahren der Auseinandersetzung habe ich gelernt, dass das nur selten geht. Denn Rechtsextreme sind ganz oft “Gläubige”, die für rationale Argumente nicht mehr zugänglich sind. Da helfen nur noch ein klares STOPP, eine eindeutige Positionierung und systematische Abgrenzung. Das hat nichts damit zu tun, dass ich eine Meinung nicht akzeptiere … aber das hatten wir ja schon ;o))
      Wir beide haben vermutlich gelernt, wie man diskutiert – und machen das vielleicht sogar gerne! Das ist ein großer Unterschied zu vielen anderen Menschen, die sich an Gesprächen in Social Media beteiligen: Bei manchen Leuten liegt der Fokus wohl eher darauf, mit möglichst wenig Worten maximal verletzend zu wirken … *seufz*. Und in manchen, sehr gepflegten Diskussionen kommt man manchmal auch an einen Punkt, an dem es nicht mehr weiter geht. Genau um diesen Punkt geht es mir – da sollten wir alle locker lassen. Natürlich inklusive mir.

      Liebe Grüße sendet
      Christa

    4. Unbekannter Leser (Tim)

      Hallo Christa,
      ich habe mir gerade unsere Unterhaltung nochmal in Gänze durchgelesen und ich glaube ich habe dich falsch verstanden.
      In den aktuellen, aufgeheizten Debatten in der Bevölkerung werden die Begriffe “rechts, rechtsextrem, Nazi, etc.” mehr oder weniger als Synonyme verwendet und es wird selten differenziert. So habe ich auch zuerst deine Aussage verstanden und sie daher als “unreflektiert” bezeichnet. Entschuldige bitte.
      Eine Meinung ist für mich zwar immer noch kein Verbrechen, aber ich stimme dir zu, dass mit “echten” Rechtsextremisten kein Diskurs zu finden ist und man sich die Diskussion sparen kann.
      Mir ging es viel mehr um die verschiedenen Abstufungen innerhalb einer politischen Gesinnung und ich bin der Meinung, dass man einige Menschen, die rechts von der Mitte stehen, mit einem vernünftigen Dialog wieder “gerade rücken” kann oder man ihre (irrationale) Meinungen wie bspw. “Ich mag keine Ausländer”, “Zuerst wir Deutsche”, etc. ertragen muss.
      Rechtsextremismus geht allerdings viel weiter und da hilft auch alles reden nichts mehr. Wie du sagst sind das “Gläubige”. ;-)
      Liebe Grüsse, Tim

    5. Hallo Tim ;o))

      Entschuldigen musst du dich nicht – das ist der Fluch jeder Diskussion, dass man sich manchmal auch missversteht ;o))

      Ja, es gibt Menschen, mit denen sich das Reden lohnt, da hast du vollkommen recht. Und in diesen Fällen ist es auch sehr wichtig, sich auseinanderzusetzen! Aber das setzt eben auf allen Seiten ein gewisses Niveau voraus und auch den Willen, zuzuhören und sich auf ein Thema einzulassen. Gläubige können das nicht … und wer das wiederum nicht glaubt, sollte mal versuchen, mit einem Katholiken über die unbefleckte Empfängnis zu sprechen … *ggg*.

      Liebe Grüße sendet
      Christa

  4. Hallo Christa,

    mir geht es seit einigen Wochen genau wie dir. Seit geraumer Zeit höre ich nur noch den Sender der Airbase der Amerikaner hier bei Mainz. Mich nervt einfach die Eintönigkeit der Deutschen Medien. Jeder Radiosender hat 20 Lieder, die hoch und runter gespult werden, dazwischen wird eine viertel Stunde Werbung geschaltet. Und dann kommen die Nachrichten und Liveberichte. (Wobei man denen auch noch einmal ein Deutschbuch mit der Definition “Bericht” vorlegen sollte!)

    Beispiel 1
    Deutsch: “In Bangladesh ist gestern Abend eine Bombe mit terroristischem Hintergrund explodiert, 40 Menschen starben, es waren 8 Deutsche dabei.”
    Ami-Sender: “In Bangladesh ist gestern Abend eine Bombe expodiert. Es starben Menschen.”

    Beispiel 2
    Deutsch: (Medien) “In München sind 3 Terroristen unterwegs die an 5 Orten gleichzeitig bereits 50 Menschen kaltblütig mit halbautomatischen Gewehren erschossen haben.”
    (Tatsächlich) ein 18 Jähriger Psychopat hat mit einer illegalen 9mm-Pistole 10 Menschen erschossen….
    Ami-Sender: “In München sind Schüsse gefallen, bleiben sie in den Häusern, wir wissen nicht, was los ist…” (und genau so wars zu dem Moment auch)

    Die Terroristen lachen sich eins ins Fäustchen, wenn die Medien ihrem Volk selbst mehr Angst machen als eigentlich nötig ist. Ich kenne viele sensible Persönlichkeiten, die nicht mehr auf die Straße wollen. Sie haben ständig Angst. Aber das ist nicht der Verdienst von 3 Terroranschlägen in unserer Nähe sondern der Spekulationen, die unsere Medien lostreten.

    Eine Pause tut echt gut. Oder zumindest eine gefilterte Auswahl an Quellen ;)
    Liebe Grüße > sara

    1. Liebe Sara,

      danke für deinen Erfahrungsbericht! Ja, mit der Wahl seiner Quellen sollte man sehr vorsichtig sein … denn sonst teilt man ganz leicht auch mal sehr großen Mist. Das ist mir auch schon passiert, leider.
      Diese übersteigerte Aufgeregtheit, von der du auch berichtest, hat mich ziemlich angesteckt. Doch nach einer Woche Pause fühle ich mich nun wieder besser ;o))

      Liebe Grüße sendet
      Christa

    2. Ich spürte auch ganz deutlich wie nach dem ersten Anschlag in Paris mich de Welle mitreißen wollte. Aber ehrlich – welchen unterschied macht heute noch eine Entfernung. Uns juckt eine Bombe in den Arabischen Gebieten nicht, aber bei Paris rasten wir aus? Die Menschen vergessen manchmal, dass wir fliegen gelernt haben ^^

  5. Vielen Dank für den Text. Man mag es kaum glauben aber die Welt wird immer friedlicher – zumindest was die Statistik angeht. Gefühlt wird es immer schlimmer, aber zum Großteil doch nur weil es die Möglichkeit gibt darüber zu berichten.

    Wenn jemand stirbt dann nehmen mehr Menschen Anteil, genauso bei Geburtstagen, Hochzeiten, Geburten etc. Wir überschütten uns gegenseitig mit Freude und Anteilnahme. Vieles davon sicher weil es so einfach ist ein “gefällt mir” zu klicken, aber wenn man nicht vollkommen zynisch istso kommt diese Geste doch mit viel Wärme beim anderen an.

    Für mich ist der Punkt der Meinungsfreiheit der wichtigste und ja man muss auch unangenehme Meinungen aushalten können.

    Den Spruch von Hannes sollte man auf ein T-Shirt drucken, verkaufen und den Gewinn an einen Verein für Mobbingopfer (wenn es den noch nicht gibt halt gründen) spenden.

    1. Hallo Claus,

      leider ist dein Beitrag im Spam gelandet und ich habe ihn eben erst entdeckt. Du hast mich allem recht, was du schreibst – aber eine Ergänzung möchte ich noch machen: “Meinungsfreiheit” ist nicht beliebig dehnbar. Beleidigungen, Drohungen, Lügen etc. gehören nicht dazu – auch, wenn das die braunen Kackbratzen noch so oft behaupten.

      Liebe Grüße sendet
      Christa

  6. Liebe Frau Goede,

    Sie sprechen mir aber sowas von aus der Seele. Vielen Dank!

    Ich habe in letzter immer öfter versucht, diese (Social)-Medien-Horrornews-Diarrhöe zu ignorieren und mir bewußt zu machen, wie gut es mir doch geht. In Bezug auf die Attentate-Terroristen-Mediendruckbetankung gelingt mir das auch meist recht gut.

    Wenn ich dann allerdings wieder die neuesten Meldungen zu Trump, Erdogan, Putin, China, Nordkoera, AfD, Brexit, Griechenland, Bankenkrise in Italien, Syrien, IS, etc. pp. lese, denke ich an 1914 und kann nur hoffen, dass wir heute nicht auf einem ähnlichen Pulverfass sitzen. Das ist etwas, was mir soo richtig Angst macht …

    1. Hallo Andreas – oder soll ich Herr Mika sagen?

      Hm … Angst ist etwas, das wir selbst beeinflussen können. Ich finde die beschriebenen Dinge auch alle sehr gruselig und könnte mich sogar den ganzen Tag darüber aufregen. Aber nutzt es was? Nein, mit Sicherheit nicht. Aber ich hätte sehr viel Energie für etwas nutzloses verschwendet … also lese ich es und versuche, es nicht so sehr an mich heran kommen zu lassen.
      Und ich habe für mich beschlossen, mich wieder mehr um Dinge zu kümmern, bei denen ich etwas bewirken kann – Menschen in meinem Umfeld zu unterstützen zum Beispiel.

      Liebe Grüße sendet
      Christa

  7. Hallo Christa,

    das hast du wundervoll geschrieben. Du schreibst das, was ich mir denke.

    Das Schlimme daran sind die ganzen Behauptungen, die jeder aufstellt. Jeder ist plötzlich ein Experte und meint, er weiß, was da los ist. Das nervt mich.

    Ich distanziere mich bewusst täglich mehr und mehr davon.

    Vorallem von Nachrichten. Das Einzige, was diese bewirken ist noch mehr Hass und Angst.

    Vielen Dank für den 11-Punkte- Plan :)

    Liebe Grüße,
    Dominik

    1. Hallo Dominik,

      danke für deine Worte – ich habe in den letzten zwei Wochen bemerken dürfen, dass wir ganz schön viele sind, die so denken wie ich und du. Doch warum hört man uns nicht? Das ist die nächste Sache, an der ich gerade knabbere …

      Liebe Grüße sendet
      Christa<

  8. Punkt 1: Christa ist wieder da. Das freut mich sehr!
    Punkt 2: Wenn ich mich freue, sage ich das. Immer.
    Punkt 3: Wenn ich was nicht kapiere, halte ich die Klappe. (Mein schwerster Punkt…)
    Punkt 4: Wenn ich mich nicht rumstreiten will, lass ichs. Also eigentlich immer, wenn mir was auf die Nerven geht, mir meine Zeit zu schade ist, ein Thema unnötig “aufgeblasen” wird….
    Punkt 5: Wer mir mit aggressiven Statements kommt, den ignoriere ich. Ein Weilchen.
    Punkt 6: Ist das Weilchen um, wird entfolgt.
    Punkt 7: Auf FB lasse ich regelmäßig unfriend-Routinen zu allem rechtspopulistischen Quatsch laufen.
    Punkt 8. Ich umgebe mich mich netten Menschen. Weil ich es kann. Weil es ziemlich viele davon gibt.

    Ähm, und jetzt wiederholt sichs…. Christa ist definitiv besser als ich. Deshalb könnten wir jetzt auch bei Punkt 1 wieder beginnen!

    Lieben Gruß
    Maria

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