Faktencheck: Nachrichten, Bilder und Informationen überprüfen

Stimmt das oder stimmt das nicht? 15 Websites & Tools für den Faktencheck.

Lupe: 13 Websites und Tools für den FaktencheckIn den Sozialen Netzwerken breitet sich immer weiter eine spezielle Art der Panik aus, die oft in purer Menschenverachtung mündet. Befeuert wird diese Panik von Postings wie diesen: “Jeden Tag werden 100-te Deutsche abgestochen von Muslimen! Keiner tut was!”, “Gestern habe ich wieder gesehen, wie eine Burkafrau im Mercedes zur Tafel gefahren wurde!” oder “Dieses Bild zeigt einen verslumten Hinterhof in Dortmund-Marxloh! So sieht es bald in ganz Deutschland aus!”. Auch die Vor- und Pauschalverdächtigungen gerade gegenüber Minderheiten reißen nicht ab – vor Kurzem wurde zum Beispiel behauptet, ein geflüchteter Mensch hätte Lepra nach Österreich eingeschleppt.

Doch mit zunehmender Häufigkeit derartiger erfundener Müllinhalte wird es auch für mich als Social Media-Profi immer schwerer, einzelne Nachrichten und Postings auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Doch die gute Nachricht ist: Es gibt tolle Tools, mit denen wir alle schnell und einfach einen Faktencheck durchführen können!

1. Faktenfinder der Tagesschau – interessante Hintergrundinformationen

Gerade bei großen politischen Themen, deren Diskussion schon einige Stunden oder Tage andauert, kannst du bei diesem Faktenfinder spannende Hintergrundinformationen finden. Und in der Rubrik #kurzerklärt gibt es viele Fakten zu ganz verschiedenen Themen – von der Finanzierung der WHO bis zur Frage, was in Deutschland in der Pflege so alles schief läuft.
->  Einsatz: Wenn du dir nicht sicher bist, ob eine aktuelle Nachricht so korrekt ist.

2. Mimikama – die Sammelstelle für Falschmeldungen aus allen Bereichen

Schon seit 2011 ist der österreichische Verein Mimikama aktiv: Die Aktivisten wollen Internetmissbrauch, Internetbetrug und Falschmeldungen entgegenwirken und bekämpfen. Und so bleibt es nicht aus, dass sie sich immer wieder auch mit rechtsextremen oder rechtspopulistischen Angstmacherpostings beschäftigen. Ich mag die unaufgeregte Art, in der die Aufklärungspostings verfasst werden – es lohnt sich sehr, diesem Verein in den Sozialen Netzwerken zu folgen. Außerdem bieten sie Workshops und Aufklärungsarbeit an Schulen an. Tolle Sache!
->  Einsatz: Wenn dir in Social Media wieder mal schräge Neuigkeiten über den Weg laufen.

3. Correctiv.org – tiefe Recherche

Das Correctiv ist ein gemeinnütziges Rechercheprojekt, das von einer gemeinnützigen GmbH getragen wird und von einem eigenen Aufsichtsrat und einen Ethikrat kontrolliert wird. Im Faktencheck finden sich tiefschürfende Artikel und viele Hintergrundinformationen zu ganz verschiedenen Themen. Teilweise wird hier europaweit recherchiert, was die Einblicke noch spannender macht.
->  Einsatz: Wenn du detailreiche Hintergrundinfos brauchst zu einem Thema, das gerade öffentlich diskutiert wird.

4. Buzzsumo – Social Media checken

Mit diesem Tool kannst du für Social Media relevante Artikel finden und gleichzeitig deren Reichweite erfahren: Du gibst einfach dein Suchwort ein  und drückst auf Search. Dann erfährst du, welche Artikel zum Keyword in den Sozialen Netzwerken Facebook, Twitter, Pinterest und Reddit gerankt haben. Ein prima Tool, wenn es darum geht, besonders oft geteilte Artikel zu finden – oder die Profile, die diese Inhalte teilen, zu identifizieren.
->  Einsatz: Wenn du Inhalte finden willst, die besonders oft in Social Media geteilt werden.

5. Waybackmachine – gelöschte oder geänderte Inhalte finden

In diesem riesigen Internetarchiv werden in unregelmäßigen Abständen Websites archiviert. Und so kann man dort  zum Beispiel sehen, dass es meine Website schon seit 2003 gibt – damals natürlich noch in ganz anderer Form. In diesem Internetgedächtnis kannst du also zum Beispiel inzwischen gelöschte oder aktualisierte Seiten in gespeicherten Versionen der Waybackmachine finden.
->  Einsatz: Wenn du überprüfen willst, ob die Inhalte einer Website geändert wurden.

6. Gapminder – Zahlen länderübergreifend vergleichen

In diesem englischsprachigen Tool wird von einer schwedischen Stiftung in enger Zusammenarbeit mit Universitäten und NGOs gepflegt – gegründet wurde der Gapminder vom leider inzwischen verstorbenen Professor Hans Rosling – seine spannenden und lehrreichen Vorträge gibt es aber noch auf Youtube. Im Gapminder kann man statistische Größen aus der ganzen Welt miteinander vergleichen und zum Beispiel die Geburtenrate eines Landes mit dem Pro-Kopf-Einkommen in Verbindung setzen. Das Tool ist recht komplex, aber es lohnt sich, ein bisschen Zeit zu investieren.
->  Einsatz: Wenn du Statistiken aus vielen verschiedenen Ländern miteinander vergleichen willst.

7. YouTube Daterviewer – Videos auf Echtheit checken

Mit diesem Tool, das von Anmesty International zur Verfügung gestellt wurde, kannst du dir die Metadaten eines Videos anzeigen lassen. Außerdem kannst du dort Screenshots aus dem Video sehen. Wenn du nun auf reverse image search klickst, wirst du in die Google-Bildersuche weitergeleitet. Hier kannst du sehr schnell sehen, ob dieses Bild schon in einem anderen Zusammenhang als der aktuelle aufgetaucht ist.
->  Einsatz: Wenn du wissen willst, ob ein Video wirklich das zeigt, was angegeben wird.

8. Fakten-gegen-rechts – ein studentisches Projekt sammelt Fakten

Nach Themen wie #kriminalität, #flucht oder #zuwanderung findest du auf dieser Plattform Fakten, die als schnell teilbare Memes aufgearbeitet wurden – immer schön sauber versehen mit der jeweiligen Quelle der Information. Derzeit sammeln die Studis Geld für eine mobile Version dieses Wissenspools, der auch optisch schön anzusehen ist … *winkmitdemzaunpfahl*;o)
->  Einsatz: Wenn du Memes brauchst, die statistische Zahlen inklusive Quelle präsentieren.

Detektiv mit Lupe9. Wikipedia – die freie Enzyklopädie 

Wikipedia wird gerne zur Recherchezwecken herangezogen – dabei ist die Plattform selbst nicht vor gefälschten Inhalten gefeit. Wenn du dir also nicht sicher bist, ob ein Inhalt auf Wikipedia tatsächlich valide ist, hilft eventuell ein Blick in die Versionsgeschichte (einfach oben rechts in die Navigation klicken). Und mit WikiBlame kannst du herausfinden, wer eine Information eingefügt hat, die dir vielleicht fragwürdig, fehlerhaft oder unbelegt vorkommt.
->  Einsatz: Wenn du Dinge schnell und einfach recherchieren willst.

10. Google Scholar – Suchmaschine zur allgemeinen Literaturrecherche

Für alle, die es ganz genau wissen wollen und viel Zeit investieren möchten: Diese Spezialsuchmaschine eignet sich für die Recherche in wissenschaftlichen Dokumenten. Das Besondere an diesem Werkzeug ist die Volltextsuche und die Volltextindizierung. Du findest in den Ergebnissen und bibliografischen Nachweisen kostenlose und kostenpflichtige Angebote. Ein spezieller Algorithmus sortiert die Ergebnisse nach Relevanz.
->  Einsatz: Wenn du Zeit hast, dich durch ganz viele Quellen zu wühlen.

11. Google Bilder – Bilder rückwärts suchen

Die Google-Bildersuche kennst du bestimmt schon. Doch die praktische Suchmaschine kann noch mehr: Mit Klick auf das Kamerasymbol kannst du ein beliebiges Bild hochladen oder eine Bild-URL eingeben und dir die Quellen für das Foto anzeigen lassen. So findest du ganz schnell heraus, ob ein Bild bereits früher genutzt wurde – oder ob es tatsächlich aktuell ist. Wenn du dich dann noch für die EXIF-Daten eines Bildes interessierst, kann du das mit Jeffrey’s Image Metadata Viewer tun: Dort findest du zum Beispiel Angaben zu Datum, Uhrzeit, viele Fotodaten wie Brennweite oder Belichtungszeit, aber eventuell auch eine Bildbeschreibung, den Namen des Fotografen oder auch einen Urheberrechtsvermerk.
->  Einsatz: Wenn du wissen willst, ob ein Bild wirklich das zeigt, was behauptet wird.

12. Snopes – inhaltliche Checks aus dem englischsprachigen Raum

Die hochdekorierte Plattform Snopes wurde von 1994 gegründet: Angetreten ist das Team rund um David Mikkelson, um Urban Legends zu erforschen – du weißt, die Spinne in der Yukkapalme ;-). Mittlerweile ist sie wohl die größte Sammlung von Faktenchecks weltweit. Hier recherchieren Journalisten genau so wie Privatpersonen und werden auch ganz oft fündig. Und deshalb wird diese Plattform fast routinemäßig jedes Jahr in die “Best of Web”-Liste aufgenommen.
->  Einsatz: Wenn du wissen willst, warum ein Tweet von Donald Trump inhaltlich falsch ist.

13. Factcheck – ein Projekt der  University of Pennsylvania

Factcheck begreift sich als eine Art “Wähleranwalt”: Die unparteiische, gemeinnützige Organisation will die Täuschungs- und Verwirrungsmanöver in der us-amerikanischen Politik transparent machen und so eindämmen. Das Team checkt, ob die Inhalte der Parteien, die über Werbung, in den Debatten, Reden und Pressemitteilungen verbreitet werden, inhaltlich korrekt sind. Dabei achten sie sehr genau darauf, geltende journalistische und wissenschaftliche Standards exakt einzuhalten.
->  Einsatz: Wenn du wissen willst, was in den USA  wirklich los ist.

14. Psiram – das Wiki für irrationale Überzeugungssysteme

In diesem nicht ganz unumstrittenen Spezialwiki findest du alles rund um Verschwörungstheorien, Glaubenssysteme, pseudowissenschaftliche Heilmethoden und Pseudowissenschaften. Es gibt auch noch einen eigenen Bereich für “Beutelschneiderei” – also Geschäftsmodelle, bei denen Menschen viel Geld für echten Nonsens zahlen. Ich lese in dieser mittlerweile sehr großen Gruselsammlung von Irrsinnigkeiten immer mal wieder rum und bin entsetzt über die Abgründe, die sich dort auftun …
->  Einsatz: Wenn du wissen willst, ob eine Neuigkeit vielleicht aus der Verschwörerecke kommt.

15. Browser-Add-ons – das bequeme Extra

  • RevEye Reverse Image Search – Bilder auf Aktualität überprüfen
    Dieses praktische Add-on gibt es für Firefox und für Chrome: Mit einem Rechtsklick auf das Bild, das du überprüfen willst, kannst du das Bild in verschiedenen Suchmaschinen suchen lassen.  Zur Auswahl stehen Google, Bing, Yandex, TinEye und Baidu – oder eben alle gleichzeitig. Du bekommst die Suchergebnisse jeweils in einem eigenen Browsertab angezeigt. So findest du ganz schnell heraus, ob ein Bild schon mal in einem anderen Zusammenhang aufgetaucht ist.
  • View Page Archive & Cache – alte Stände von Websites ansehen
    Ein Add-on für Firefox: Mit diesem Tool kannst du archivierte und gecachte Versionen der jeweiligen Website finden. Klicke rechts oben aufs Symbol, dann kannst du aussuchen, welche Suchmaschinen du für deine Recherche nutzen willst. Pro Angebot geht ein Extra-Tab auf. Gut geeignet, wenn es zum Beispiel um überarbeitete Versionen eines aktuellen Artikels geht.

->  Einsatz: Wenn du öfter mal bequem direkt im Browser eine Recherche starten willst.


WICHTIG: Diese Sammlung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn du noch ein tolles Tool oder eine informative Website kennst, sag es mir – gerne in den Kommentaren oder auch auf Social Media. Ich ergänze die Liste gerne ;o)

Lieben Dank an mein Netzwerk, die mich für diesen Beitrag mit ihren Tipps zur Recherche und zum Faktencheck versorgt haben!

NEU HINZUGEKOMMEN AM 9.7.2018 – danke, Mela:

16. Bellingcat – investigative Hintergrundinfos

Auf Bellingcat haben sich Menschen zusammengeschlossen, die sich auf Open-Source- und Social-Media-Untersuchungen spezialisiert haben. Im Team werden dort Artikel geschrieben oder auch Leitfäden und Fallstudien erstellt, damit andere Menschen von den gesammelten Erfahrungen profitieren können. Die Themen kommen aus der gesamten Welt, die Recherchen erfolgen investigativ.
->  Einsatz: Wenn du dich für Hintergründe zu weltweiten Geschehnissen interessierst.

NEU HINZUGEKOMMEN AM 10.7.2018 – danke, Stefunny:

17. Politifact – inklusive Truth-O-Meter

Politifact wurde schon 2009 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet! Das us-amerikanische Projekt  zur Recherche und Überprüfung von Meldungen aus dem Weißen Haus und dem US-Kongress wird von der Zeitung “Tampa Bay Times” betrieben. Zusätzlich werden noch Meldungen von verschiedenen Lobbygruppen einem Faktencheck unterzogen und stellt das Originalstatement hierfür dem Ergebnis des Faktenchecks gegenüber. Die Bewertung der Nachricht  erfolgt auch visuell über das schicke Truth-O-Meter.
->  Einsatz: Wenn du dich für die Politik der USA interessierst.

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Bildquellenangabe: Titel Canva.com, Illustrationen Pixabay

10 Kommentare zu „Faktencheck: Nachrichten, Bilder und Informationen überprüfen“

  1. Bellingcat wäre noch erwähnenswert. Sowohl für die Archive zu diversen Stories um die herum sich Verschwörungstheorien entwickelt haben, als auch was die Vermittlung von Handwerkszeug zur Open-Source-Recherche angeht.

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