Im Interview – Juliane Benad

“Wer sich authentisch zeigt, zeigt sich selbstbewusst.”

Profilbild_Juliane-BenadJuliane und ich begegnen uns immer wieder auf Veranstaltungen im Rhein-Main-Gebiet – und das seit vielen Jahren: Wir treffen uns zum Beispiel auf Barcamps wie dem #bcrm oder dem Content-Strategy-Camp. Mit ihr kann ich mich prima unterhalten, denn wir machen nicht nur einen ähnlichen Job als Freiberuflerinnen, sondern wir ticken in einigen inhaltlichen Punkten ähnlich. Zum Beispiel sehen wir Social Media auch durchaus kritisch, obwohl wir beide Geld in diesem Bereich verdienen. Außerdem lese ich gerne ihr Blog, in dem sie immer handfeste Tipps parat hat. Und ich finde es toll, dass sie nun auch den Weg als Selbstständige geht – sie wird das Ding rocken, da bin ich mir sicher ;-)


CG: Authentizität ist ein Modebegriff – viele Unternehmen und Selbstständige schreiben sich Echt sein auf die Fahnen. Welche Bedeutung hat Authentizität für dich und deine Arbeit?

JB: Ich glaube, dass es früher oder später gar nicht anders funktioniert als authentisch zu sein. Klar, den ein oder anderen Kniff wie man vielleicht besser auf Menschen wirkt, wie man sich besser gibt, kann man üben und optimieren. Das muss sich ja auch nicht mit Authentizität ausschließen.
Sobald man sich jedoch verstellt, wird es anstrengend – wenn man zum Beispiel einen auf Schreihals macht, obwohl man eher ein ruhiger Typ ist. Dann ist man auch nicht wirklich glaubhaft. Die Fassade wird schneller reißen als einem lieb ist.
Außerdem sprechen wir unter Umständen genau die Sorte von Kunden an, die gar nicht zu einem passen. Das strengt dann an. So zu sein, wie man ist – inklusive der Ecken und Kanten – ist wahrscheinlich der beste und erfolgreichste Weg.

CG: Du bist genau wie ich eine Einzelselbstständige, dein Schwerpunkt liegt derzeit auf dem Bereich Social Media. Wie hat sich deine Selbstständigkeit in den letzten Jahren entwickelt? Denkst du aktuell darüber nach, dein Portfolio zu verändern?

JB: So wahnsinnig lang bin ich ja noch nicht selbstständig, aber ich beobachte bei vielen Selbstständigen, dass vieles im Fluss ist. Man startet mit einer Ideen und merkt, wie sich die Dinge entwickeln. Gerade die Social Media-Welt ändert sich rasant, und wir wissen nicht, welches neue Social Media morgen aufploppt und welches übermorgen abgeschaltet wird. Ich muss und will also flexibel bleiben. Ich merke immer stärker, dass mir Texte wirklich stark am Herzen liegen. Das kann einmal ausführlicher sein in Form von einer Blogartikelserie oder auch kurz und knackig als Tweet.  Der Kopf rattert sowieso und viele Ideen entstehen. Dass sich mein Portfolio deshalb auch verändert, kann ich mir gut vorstellen.

CG: Warum ist es so schwer für uns alle, individuelle Wege zu beschreiten und das zu tun, was uns wirklich ausfüllt?

JB: Ich glaube, das ist ganz einfach zu beantworten. Wenn wir kein Geld bräuchten, um ein anständiges Leben führen zu können – und dabei meine ich jetzt nicht den großen Luxus, denn ich bin zwar kein Minimalist, aber auch kein Konsumopfer. Wenn wir also nicht die Portion Geld benötigten, dann würden viel mehr Menschen machen, was sie erfüllt. Ich würde dann nur noch Schreiben und Lesungen geben und Häkeltiere herstellen …. Lach …
Wir sollten aber dennoch dahin kommen, dass wir einen Job machen, der uns Spaß macht. Dass wir uns auf den Montagmorgen freuen und nicht schon wieder den halben Sonntag missmutig an den nächsten Tag denken. Wir sollten mehr träumen und unsere Wünsche benennen. Ich denke, dass ich da gerade auf einem guten Weg bin, und die Selbstständigkeit da auch viele Gedankenprozesse in Gang gesetzt hat.

CG: Welche Plattformen benutzt du für deinen unternehmerischen Außenauftritt? Verwendest du dort spezielle Stilmittel?

Juliane hält einen VortragJB: Ich habe eine eigene Website mit integriertem Blog und da ich ja nun mal Social Media-Beraterin bin, bin ich auch auf einigen Social Media-Plattformen aktiv (zum Beispiel Facebook, Twitter, Instagram) . Nicht alle bespiele ich im gleichen Ausmaß wegen der Zeit. Außerdem habe ich natürlich auch Netzwerke, die mir mehr oder weniger Spaß machen und wo ich meine Kunden mehr oder weniger antreffe.
Meine Corporate-Farbe ist das Dunkelblau. Diese Farbe nutze ich auch in meinen Bildern und Schriften, wo es nur geht, damit ein einheitliches Corporate Design entsteht. Ansonsten experimentiere ich viel, nutze Fotos oder auch Symbole.

CG: Nach gängiger Definition resultiert Authentizität aus einem Sieg des Seins über den Schein. Doch für mich als Unternehmerin ist es nicht immer einfach zu entscheiden, wie weit meine Echtheit auf professioneller Ebene gehen darf. Wie erlebst du diese Auseinandersetzung? Hat Authentizität Grenzen?

JB: Mit Sicherheit oder ist es dann vielleicht eher eine Grenze von Toleranz? Letztens, als die zwei Fußballer mit türkischen Wurzeln nach ihrem Besuch beim türkischen Präsidenten vom deutschen Präsidenten eingeladen wurden, sagte jemand: „Hätten sich die zwei nicht wenigstens einen Anzug anziehen können, wenn sie vom Bundespräsidenten eingeladen werden? Sie sind schließlich beim Bundespräsidenten.“ Wären die zwei dann noch sie selbst gewesen?, war dann mein Gedanke. Sich an Regeln halten und dann selbst vielleicht nicht authentisch sein? Oder so sein, wie man wirklich ist, und dann vielleicht anecken? Sicherlich oftmals ein schmaler Grat.
Jeder hat seine Ecken und Kanten. Manche Kanten sind vielleicht weniger gut, aber sie haben sicherlich ihren Sinn und werden auch gemocht. Wer sich also authentisch zeigt, zeigt selbstbewusst, dass er sich selbst so akzeptiert wie er ist. Wer nicht selbstbewusst ist, verstellt sich oftmals und kann dann auch nicht der Mensch sein, der er ist.

CG: Mit Authentizität gehen Begriffe einher wie ….

JB: a. Ehrlichkeit b. Selbstbewusstsein
Wenn man authentisch ist, ist man für mich auch auf eine gewisse Art ehrlich. Denn der der sich so gibt, wie er ist, verstellt sich ja nicht. Er ist also ein Spiegelbild seiner selbst und ehrlich nach außen.

CG: Was glaubst du: Warum wird Authentizität heute besonders geschätzt?

JB: Ich kann gar nicht einschätzen, ob es heute mehr als früher geschätzt wird. Ich fand Ehrlichkeit schon immer extrem wichtig. Besonders durch die sozialen Medien bekommen wir aber einen Schein vorgespielt. Höher, schneller, reicher. Manche denken dann (und da nehme ich mich nicht aus): Alle sind gut drauf? Warum funktioniert das bei mir nicht? Warum habe ich noch nicht innerhalb von ein paar Monaten sechsstellig verdient und warum gibt es Tage, die so gar nicht laufen? Bei den anderen läuft es doch auch! …
Wir müssen uns bewusst machen, dass in den sozialen Medien auch eine Menge Show gemacht wird und dass es auch bei den anderen Menschen nicht immer rund läuft. Darüber wird nur (meist) nicht berichtet. Sieht ja auch nicht schön aus ;-)
In der letzten Zeit habe ich mich ein wenig mit Über-mich-Seiten beschäftigt. Dabei habe ich festgestellt, welche Dramen in manchen Viten verkauft werden, um eine Story zu kreieren – und ich stellte dabei fest, was für ein (fast ausschließlich) glückliches Leben ich bisher führen durfte. Auch diese Dramen sind sicher ein Teil der Show, aber es gibt sie auch wirklich. Denn niemand kann jeden Tag einen grandiosen Tag erleben.

CG: Zum Schluss ein Blick in die Kristallkugel: Welche unternehmerischen Strategien werden in den nächsten Jahren Interesse wecken – und zum Beispiel aus Interessierten Käuferinnen und Käufer machen?

JB: Ehrlichkeit und Fairness werden auf Dauer gewinnen. Das große schnelle Geld ist vielleicht mit anderen Methoden zu machen, aber wenn die Ersten merken, dass diese nicht funktionieren und dann darüber reden, weiß es auch die große Masse. Wer offen und transparent mit seinen Kunden kommuniziert, ihnen zuhört, ihre Probleme ernst nimmt und die Produkte und Dienstleistungen entsprechend anpasst, wird erfolgreich sein. Und dann eben auch bekannter – zum Beispiel durch Empfehlungen.

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Bildquellenangabe: Juliane Benad

2 Kommentare zu „Im Interview – Juliane Benad“

  1. Ein sehr inspirierendes Interview, danke! Mehr von solchen Powerfrauen bitte ;)
    Die Sache mit der Authentizität ist tatsächlich aktuell sehr populär – wird aber meiner Ansicht nach auch oft falsch verstanden. Es gibt einen großen Unterschied zwischen authentisch sein und sich verhalten, es säße man mit guten Freunden auf dem Sofa. Die Balance halten zwischen “Ich-selbst-sein” und “Professionalität” ist schwer und ich finde auch, es braucht Jahre bis man den richtigen Weg für sich selbst gefunden hat.

    1. Genau, Nadine ;o) Vielleicht liest du mal meine anderen Beiträge zu diesem Thema? Ich denke schon sehr lange laut über Authentizität und Unternehmertum nach in meinem Blog.

      Liebe Grüße sendet
      Christa

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