Bindestriche! Viel zu selten genutzte Satzzeichen.

Das Setzen von Bindestrichen ist keine schwierige Wissenschaft

Vernachlässigt. Und oft sogar einfach missachtet. Bindestriche sind so etwas wie das Halteverbot auf dem Radweg. Wir alle wissen, dass auf den Radweg nichts anderes gehört als Menschen auf einem Fahrrad. Und doch sehen wir immer wieder Autos, die dort halten oder sogar parken.

Genauso verhält es sich mit den Bindestrichen: Wir alle wissen, dass es sie gibt. Und wir wissen oft auch intuitiv, wo wir einen setzen können – ganz ohne eine Raketenwissenschaft daraus zu machen. Und doch ist er vielen von uns herzlich egal!

Dabei ist der reichliche Einsatz von Bindestrichen in deutschen Texten absolut zu empfehlen. Dafür gibt es gleich zwei gute Gründe:

1. Ein Bindestrich verbessert die Lesbarkeit deiner Texte.

Ich bemühe mal einen Quatsch-Klassiker der deutschen Sprache, das Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänspatent. Na, wie lange hast du gebraucht, um das Wort zu lesen? Und jetzt schau bitte noch mal genau hin, vielleicht habe ich einen Rechtschreibfehler* in diesem Wort versteckt. ;-) Okay, bevor du nun an diesem Wort hängen bleibst, gebe ich dir noch eine zweite Möglichkeit: das Donau-Dampfschifffahrtsgesellschafts-Kapitänspatent. Besser, gelle?

Zwei Bindestriche erleichtern also das Lesen dieses superlangen Wortes erheblich. Das heißt, deine Leserinnen und Leser sind an dieser Textstelle nicht ausgestiegen. Denn genau das passiert, wenn du die Leute mit solchen Wortungetümen belästigst. Gerade in Online-Texten sollten wir alles tun, um die Menschen an unseren Texten zu halten. Schließlich haben wir alle keine Zeit mehr und überfliegen Texte oft nur noch. Bindestriche sind ein recht einfaches Gegenmittel!

2. Ein Bindestrich verhindert Trennungen an der falschen Stelle.

Wir alle lesen immer mehr Texte mit dem Smartphone. Das ist schließlich herrlich bequem! Wir haben das Ding ja sowieso immer dabei. Doch die Bildschirme dieser Geräte sind oft so schmal, dass längere Worte umbrechen. Und wenn du keinen Bindestrich gesetzt hast, dann brechen die Browser das Wort eben einfach irgendwo um – siehe Smartphone-Screenshot dieses Blogbeitrags.

Okay, nun kannst du natürlich argumentieren, dass ein solch langes Wort eher ungewöhnlich ist in der deutschen Sprache. Ja, da hast du recht. Aber siehst du, wie der Text am rechten Rand flattert, wenn Chrome ein Wort in die nächste Zeile schiebt, weil es für die bestehende Zeile zu lang ist? Das erschwert das flüssige Lesen ebenfalls. Und – Wiederholung von oben –: Wir sollten alles tun, um die Menschen in unseren Texten zu halten. Bindestriche sind da ein wirkungsvoller Baustein.

Mehr von diesen Dingern setzen, okay. Aber wie?

Es gibt eine goldene Regel: Bindestriche gehören dahin, wo sich Wörter sinnvoll trennen lassen. Also nicht Donaudampf-Schifffahrts-Gesellschaftskapitäns-Patent. Bei diesem Beispiel verfälschen die Bindestriche sogar den Sinn! Wir fragen uns, was denn wohl das Besondere ist am Donaudampf. Und was ein Gesellschaftskapitän beruflich so alles macht. Also solltest du beim Bindestriche-Setzen genau auf den Sinn der einzelnen Bestandteile des Monsterworts achten! Wenn du Hilfe brauchst, schau einfach im Duden nach. Dort findest du die möglichen Trennungen praktisch aller Wörter.

Apropos Duden: Der mag solche Durchkopplungen von Wörtern nicht unbedingt, die meisten Regeln zu den Bindestrichen sind Kann-Regeln. Ich nutze zum Beispiel den Duden-Korrektor für meine Texte. Und der meckert mich immer wieder an, wenn ich lange Wörter sinnvoll mit Bindestrichen trenne. Aber das ist mir egal. Denn als Texterin möchte ich, dass meine Inhalte gelesen werden. Wenn ich also etwas tun kann, was das Lesen erleichtert, dann tue ich es!

EXKURS: Bindestrich vs. Gedankenstrich – wo ist der Unterschied?

Das hier ist ein Bindestrich: -. Und das hier ist ein Gedankenstrich: –. Du siehst, hier macht die Länge den Unterschied. Außerdem haben diese beiden Striche verschiedene Funktionen. Ein Bindestrich unterteilt Wörter. Ein Gedankenstrich unterteilt Gedanken. Ich verwende beide Stricharten großzügig, denn sie erleichtern uns allen das schnelle Erfassen von Texten. Leider gibt es den Gedankenstrich nicht ganz einfach so auf einer Tastatur, du brauchst eine spezielle Tastenkombination dafür – einen sogenannten Shortkey:

  • Windows: Strg + – oder Alt + 0150
  • Mac: Alt + –

Welche Erfahrungen hast du mit Bindestrichen und Gedankenstrichen gemacht? Oder hast du etwa eine ähnlich enge Beziehung zu ihnen wie ich? Schreib mir dein Feedback – ich freue mich drauf. ;-)

Für den Fall, dass du noch mehr Text-Tipps brauchst: Texte testen und pimpen. Oder die 7 Tipps für gute Texte.


* Nee, da ist kein Fehler. Aber um das zu bemerken, müssen wir wirklich sehr genau hinsehen!

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6 Kommentare zu „Bindestriche! Viel zu selten genutzte Satzzeichen.“

  1. Ich bin da bei dir. Vielleicht trenne ich lange Begriffe nicht so oft wie du, aber ich finde auch, dass Bindestriche solche Wort-Monster lesbarer machen. Übrigens profitieren auch Menschen mit Leseschwäche oder anderen kognitiven Beeinträchtigungen von mehr Bindestrichen.
    Richtig schlimm finde ich fehlende Trennstriche auch Verpackungen und Buch-Covern, darüber habe ich sogar mal was geschrieben:
    https://palais-fluxx.de/befreit-die-bindestriche/
    (Hast du’s gemerkt? Ich habe zwei Bindestriche eingebaut, die normalerweise nicht verwendet hätte.)

    1. Liebe Ania,

      danke für deine Ergänzung und deinen schönen Blogbeitrag. Ja, fehlende Bindestriche sind auch ganz furchtbar. Für alle Menschen. Denn sie machen Texte schwerer lesbar. Und das in Zeiten, in denen wir alle mit unserem Content um ein paar Sekunden Aufmerksamkeit buhlen! Verrückt ist das … gut, dass wir beide es besser wissen ;o)

      Liebe Grüße sendet
      Christa

  2. Liebe Christa,
    ich habe mich bei einem letzten größeren Projekt nach längerem Hin und Her an vielen Stellen gegen den Bindestrich entschieden. Jetzt hast du mich verunsichert. Hätte ich vielleicht doch “Bärlauch-Pesto” statt “Bärlauchpesto” schreiben sollen? Das hätte mir besser gefallen. Aber dann hätte ich auch konsequent “Bärlauch-Ernte” und “Bärlauch-Blätter” schreiben müssen, weil auf einer Doppelseite mal so mal so geht gar nicht, finde ich. Vielleicht gelten für Print auch etwas andere Regeln als für Online?! Ich bin gespannt auf deine Meinung.
    Herzliche Grüße von Gabi

    1. Liebe Gabi,

      ja, es ist nicht einfach ;-) Bei mir gelten tatsächlich online andere Regeln als im Printbereich. Und die Regeln sind auch nicht fix, vieles entscheide ich tatsächlich nach Gefühl. “Bärlauchpesto” hätte ich tatsächlich getrennt, denn ich finde, dass das Wort so einfacher zu lesen ist. Und ja, dann hätte ich dann natürlich auch alles andere getrennt. Denn der Text sollte ja konsistent bleiben.
      Aber das ist MEINE Lösung, und die entspricht nicht mal unbedingt dem Duden ;-)

      Liebe Grüße sendet
      Christa

  3. Und ich dachte schon, ich bin der Einzige, der sich über so etwas Gedanken macht … und Danke für die Bestätigung meiner Erfahrung, das man in dieser Angelegenheit nicht der Auto-Korrektur vertrauen sollte. Die redet einem nur ein, dass da kein Bindestrich hingehört, wo er eigentlich besser wäre.

    Frohe Weihnacht!
    RRH aus WSF

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