Paketdienste und Homeoffice

#ChristasRant 1-20: Paketdienste, ich hab euch lieb. Nicht.

Christas RantVORAB: #ChristasRant ist eine neue Textart in meinem Blog. Hier schreibe ich über Dinge, die mir in meinem Alltag als Freiberuflerin mit Homeoffice passieren. Frei Schnauze und ohne Gedankenbremse. Diese Rants werden also kritisch und nachdenklich sein, andere mächtig böse, einige bestimmt auch ein bisschen durchgeknallt. Doch sie werden dir Spaß beim Lesen machen, versprochen ;-)


Dingdong. Ich bin in Gedanken gerade sehr tief in einem neuen Websitekonzept versunken, da klingelt es. Ich versuche, das Klingeln zu ignorieren und die tolle Idee wiederzufinden, die ich gerade verfolgt habe. Nach einem Augenblick der wunderbaren Stille ertönt ein energischeres DIIIIIIINGDOOOOOOONG. “Jetzt ganz tief durchatmen!”, denke ich, und schaue meiner schönen Idee dabei zu, wie sie davonfliegt. Denn eins weiß ich ganz sicher: Meine Klingel steckt mit den Paketdiensten unter einer Decke. Oder welchen Grund sollte es sonst dafür geben, dass sie mit jeder Klingelwiederholung lauter und aggressiver tönt? Mir bleibt also nichts anderes übrig, als zur Sprechanlage zu gehen.

Jetzt folgt das immer gleiche Sprechritual, ganz egal, welcher Paketdienst vor der Haustür steht. “Hallo?” – “Paketdienst!” – “Zweiter Stock, durch die Glastür rechts raus!” Während ich auf den Boten warte, überlege ich, was ich wohl bestellt haben könnte. Hm, mir fällt nichts ein. Beim Grübeln fällt mir auf, dass ich das Vogelhäuschen vor meinem Bürofenster dringend mit neuem Futter auffüllen muss. Denn während ich nachdenke über Texte und Konzepte beobachte ich gerne die kleinen Stadt-Piepmätze. Aber warum ist mir dabei nicht aufgefallen, dass das Futter zur Neige geht? Komisch …

Hier kommt Ihr Herzblatt!

Übrigens: Dieses Dingdong-Ritual ist ein bisschen wie bei Rudi Carrells Herzblatt. Kennst du diese Fernsehsendung aus den 1990er Jahren noch? Ich weiß genau wie die Kandidatinnen und Kandidaten nie, wer da eigentlich kommt. Manche kenne ich mittlerweile, doch bei den allermeisten Paketdiensten kommt mit jeder Lieferung eine andere Person. Manchmal ist dieser Mensch nett und freundlich, meistens hat er es eilig und ist genervt. Frauen sind so gut wie nie darunter. Nur zwei Dinge sind immer gleich:

  1. Alle Paketboten finden superschnell heraus, dass sich mein Büro direkt an meiner Wohnung befindet. Damit bin ich eine prima Paket-Abladestation für die gesamte Nachbarschaft, ich bin schließlich tagsüber gut zu erreichen.
  2. Alle Paketboten hätten vor lauter Stress eh keine Zeit für die bekannte Fahrt im Heißluftballon! Außerdem bin ich mit meinem Mann ganz zufrieden, ich suche gar keinen neuen ;o)

Ein PaketboteDieses Mal durchschreitet ein junger Mann die Herzblatttür, im Schlepptau hat er eine Sackkarre voller Pakete. Ich überlege schon, wie ich diese Kartonsammlung noch im eher übersichtlichen Flur vor meinem Büro unterbringen soll – da warten schließlich schon zwei Päckchen darauf, abgeholt zu werden. Nach einem freundlichen Hallo fragt er mich, ob ich die Bestellungen für 2 Menschen aus der Nachbarschaft annehmen könnte. “Ach, gar nichts für mich dabei?”, frage ich. Ich bin ein bisschen enttäuscht, dabei kenne ich dieses Spielchen schon so lange. Ich bin die Paketannahme für die halbe Straße. Punkt. Schließlich bin ich ja den ganzen Tag da! Vielleicht sollte ich passend dazu anfangen, kühle Getränke, saure Gummitiere, Zeitungen und Zigaretten zu verkaufen? Direkt aus meinem Bürofenster raus? Das ist doch die Geschäftsidee!

Beschissene Bezahlung mit eben solchen Arbeitsbedingungen

Apropos, Geld verdienen. Menschen, die bei Paketdiensten arbeiten, werden zumeist richtig mies bezahlt. Etwa die Hälfte aller Beschäftigten arbeitet dort im Niedriglohnbereich – also für weniger als 10 Euro pro Stunde! Viele Überstunden sind natürlich auch noch inklusive. Sie schleppen täglich Pakete unzählige Treppen rauf und runter, wurschteln sich durch den stressigen Verkehr, klingeln jeden Tag vergeblich an vielen Haustüren und lassen sich anmeckern. Und das alles, weil wir wie verrückt im Internet bestellen und – wenn überhaupt – nur läppische 5,95 Euro für Verpackung UND Versand bezahlen. Wir sind bekloppt. Mich eingeschlossen.

Scanner mit krakeliger UnterschriftMittlerweile hat der junge Mann seinen Scanner gezückt und alle Pakete eingelesen. Er hält mir den Apparat unter die Nase: “Bitte unterschreiben.” Klar, mache ich. Auch wenn man mein Gekritzel auf diesen Displays eher nicht als Unterschrift bezeichnen sollte – dabei gebe ich mir wirklich Mühe! Freundlich erinnere ich ihn noch daran, den Nachbarinnen und Nachbarn bitte die Abholzettel in die Briefkästen zu stecken. Denn manchmal vergessen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen das und dann liegen die Waren im Flur vor meinem Büro rum. Irgendwann erbarme ich mich und bringe die Päckchen selbst beim Nachbarn vorbei. Halt, stop – das heißt ja, ich bin selbst eine Paketbotin! Ich werde für meine Dienste zwar nicht bezahlt, aber manchmal nehmen ja auch andere Menschen hier in der Gegend Dinge für mich an. Also gleicht sich das irgendwie wieder aus. Und ein nettes Gespräch ist meist auch noch inklusive ;o)

“Tschüss und einen schönen Tag!”, rufe ich dem Paketboten hinterher, der schon wieder Richtung Glastür hetzt. Immerhin hat er sich nicht dafür entschuldigt, dass er mich um 11 Uhr vormittags geweckt hätte, weil ich mit Jogginghose und wirren Haaren die Tür geöffnet habe … das ist mir nämlich auch schon passiert. Nun ja, Homeoffice ist halt kein Catwalk. Auf dem Weg zurück in mein Büro freue ich mich, dass ich im Warmen an einem ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatz sitzen und über ein spannendes Konzept nachdenken darf. Puh, hab ich ein Glück! Doch wo war ich doch gleich stehen geblieben? Ach ja, die schöne Idee für das Websitekonzept. Hey, da ist sie ja wieder![bctt tweet=”#ChristasRant 1-20: Homeoffice ist halt kein Catwalk.”]


Du magst mein Gemeckere? Hier findest du alle #ChristasRants. Viel Vergnügen beim Lesen ;o)

 

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Bildquellenangabe: Pixabay

12 Kommentare zu „Paketdienste und Homeoffice“

  1. Ach Christa, mal wieder sowas vom am Leben geschrieben . Als ebenfalls Home-Officer kann ich nur sagen: Sooooo wahr.
    Mit deinen Texten bringst du die Sonne an einem nebligen Morgen in mein Büro

  2. Geht mir genauso! Ich nehme inzwischen aber nur noch Pakete für andere im Haus auf der gleichen Etage an.
    Ich würde mir wünschen, dass man bei mehr Shops auswählen kann, mit welchem Paketdienst man beliefert werden möchte, dann würde ich nur einen nehmen, damit ich nicht so oft unterbrochen werde. In meinem Fall wäre das DHL, die mein Zeugs auch direkt vor meine Wohnungstür stellen – wenn ich Glück habe und es der Zuständige für das Revier ist, sogar ganz ohne Klingeln. Manchmal wenn ich ihn von der Ferne an den Briefkästen klappern höre, auf etwas warte und nicht gerade mitten in was drin bin, gehe ich aber auch mal nach vorne und hole es selbst mit ihm aus dem Auto. Und gelegentlich bedanke ich mich auch, denn ich sehe es nicht als selbstverständlich an, so einen zuverlässigen, “reviererfahrenen” Zusteller zu haben.

    PS: Mir gefällt deine DSGVO Checkboxen-Lösung

    1. Danke, liebe Eva – ja, diese Auswahlmöglichkeit fände ich auch super! Dann könnte ich einen großen Bogen um DPD machen, die mich nie mit Dingdong belästigen, sondern meine Pakete lieber gleich an dem Paketshop abgeben, der am weitesten weg ist. Da sind sie sehr konsequent!

      Zur DSGVO-Lösung erzähle ich dir gerne etwas via Mail oder Messenger.

      Liebe Grüße sendet
      Christa

  3. Ich bin hier auch die Paketannahmestelle der Nachbarschaft. Ich hab diebisches Vergnügen, wenn solche Sachen kommen, wo man schon sieht: Hocheilig, hochwichtig, extra bezahlt – und dann stehen sie drei Tage bei mir im Flur … Weil es halt nie passt. Rübertragen tu ich nur in seltenen Fällen, wenn das Ding so groß ist, dass es mich stört.
    Von der DHL hab ich hier eine netten Fahrer, mit dem ich mich schon über Verschiedenes unterhalten habe – Katzen, Brillen, was gerade ansteht. Im heißen Sommer hab ich ihm auch was zu trinken angeboten.
    Die meisten sind nett und dankbar für die Unterstützung bei dem stressigen Job. Die Nachbar:innen auch. Also, in der Regel passt’s. Vor allem, wenn ich eh mal wieder aufstehen müsste, um mich zu bewegen. Und manchmal nervt’s.

  4. Wir sind auch die Annahmestelle für die Nachbarschaft.

    Manchesmal habe ich allerdings auch den Eindruck, dass wir die einzigen Trotteln sind, die zur Post oder einer anderen Paketabladestation müssen, wenn wir mal bei einer Anlieferung ausserhäussig sind.

  5. Liebe Christa,

    ich prokrastiniere (vor meiner Steuer)und bin auf deinen Blog gekommen. Ich gehe mit Dankbarkeit an die Sache: Dankbar, dass ich einen Job habe, der mir Spaß macht, der mir Freiraum lässt und mich erfüllt.
    Und dankbar, dass andere Menschen darauf verzichten und Pakete schleppen, im Supermarkt kassieren, den Rasen mähen, Wände streichen etc…
    Dankbarkeit tut gut.
    Liebe Grüße Manuela

    1. Liebe Manuela,
      das finde ich sehr schön ;o) Meine Rants sind ja auch immer versöhnlich, produktiv oder sie halten einen Verbesserungsvorschlag bereit.

      Liebe Grüße sendet
      Christa

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