WERBUNG, ICH FIND DICH SCHEIßE!

… und viele weitere Selbsterkenntnisse.
#christasrant 5-21

Nun isses raus. Ich bin Texterin und Konzeptionerin, mache Werbung – und finde Werbung scheiße. “Wie geht das?”, fragst du dich sicher nun. Schließlich bin ich ja Teil dieser Werbemaschinerie von Berufs wegen. Doch ich kann diese ganze verlogene Glitzer-Blabla-Werbung und die Dumpingpreis-Angebote einfach nicht mehr ab.

Wer braucht wirklich das Kilo Industrie-Fleisch für 2,99 €, für das im lieblos zusammengeklöppelten Briefkastenflyer geworben wird? Die drölfzigste löchrige Jeans – natürlich zum Wegwerfen, weil man ja nie was zweimal anzieht? Oder das superdupertolle, total persönliche Online-Coaching, dass dich natürlich und garantiert zu deinen Zielen bringt? Das riesige Auto mit 650 PS, in dem du dich dann im gleichen Stau wie die Kleinwagenfahrenden total frei fühlen darfst? Den Urlaub irgendwo ganz weit weg, für den du das ganze Jahr sparst? Um dich stundenlang in eine fliegende Blechbüchse mit riesigem Abgasausstoß zu setzen? Mit dem Ziel, für ein paar Wochen dein eigentliches Leben zu vergessen? Wäääääääää, ich finde diese Art von Werbung wirklich richtig scheiße! Und das kann ich auch ziemlich umfassend begründen:

Höher-schneller-weiter-Werbung passt nicht mehr zu diesen Zeiten

Manager macht Werbung für noch mehr Wachstum

Hey, ich sag nur Pandemie. Oder Klimawandel. Wir alle MÜSSEN andere Brötchen backen, wenn wir diese Erde, die Flora und die Fauna und natürlich auch uns Menschen erhalten wollen. Ich schreibe bewusst “andere”, denn kleinere sind es eigentlich nicht, wenn wir genauer darüber nachdenken. Warum glauben so viele Menschen, dass eine dicke Karre toller und cooler macht? Oder dass wir mehrfach im Monat neue Klamotten und irgendwelchen Schischi shoppen müssen? Wer hat uns eigentlich gesagt, dass Urlaub in Thailand voll knorke ist, und die Radtour Richtung Ostsee nicht? Richtig, die blöde Werbung war das. Und wir sind drauf reingefallen!

Wir haben uns das alles jahrzehntelang erzählen lassen … warum auch immer. Wir glaub(t)en daran, dass immer mehr Wachstum immer mehr Wohlstand bringt. Obwohl wir direkt vor unserer Nase auch schon seit vielen Jahrzehnten die grässlichen Ergebnisse dieser Denkweise und der damit verbundenen rücksichtslosen Ausbeutung sehen.

Urlaub ist das, was wir draus machen – nicht die Werbung

Dabei ist Urlaub das, was wir draus machen – das hab ich in den letzten zwei Jahren gelernt. 2019 bin ich mit dem Rad am Rhein entlang bis nach Noord-Holland geradelt. Übernachtet habe ich meistens bei Freundinnen und Freunden oder auch bei Menschen, die ich mir – der Wildfremden – über Social Media ein Bett angeboten hatten. Ein kostengünstiger, wunderschöner, abwechslungsreicher Urlaub, der mir sehr viel Kraft gegeben hat. Denn als ich los radelte, glaubte ich ehrlich gesagt nicht daran, dass ich so weit radeln könnte. Um so toller und nachhaltiger war das Glücksgefühl, als ich nach einer Woche tatsächlich vor dem Ortsschild von Alkmaar stand, hach!

Und: Die finanzielle Investition für diesen Urlaub war winzig im Vergleich zu den Urlauben, die ich sonst gemacht habe. 2020 ist der Urlaub dann ausgefallen – aus Gründen. Nebeneffekt: Als gebürtige Frankfurterin musste erst Corona kommen, damit ich das Rhein-Main-Gebiet richtig gut kennenlerne! Das ist doch total bekloppt! Es gibt direkt vor meiner Haustür so viel Natur, wunderschöne Landschaften und herrliche Ausblicke. Okay, kein Meer. Aber ich hab ja gelernt, dass ich sogar bis ans Meer radeln kann … ;-) Was hält dich davon ab, die Gegenden vor deiner Haustür besser kennenzulernen? Das geht mit dem Rad genauso gut wie mit dem Kleinwagen. Und in Nicht-Pandemiezeiten ist der ÖPNV auch eine ziemlich coole Alternative.

Glück ist kein Konsumartikel

Ich gestehe: Schischi ist mein persönliches Verhängnis, ich brauche nicht mal Werbung dafür. Oh, diese Topflappen sind ja sowas von schick, die muss ich haben! Boar, was für ein toller Blumentopf. Der gehört mir! Ohhh, dieses Sofakissen – es muss bei mir einziehen! Und dann trage ich diese Sachen nach Hause oder bekomme sie ganz bequem nach Hause gebracht, packe sie aus und bin schockverliebt und glücklich. Doch tief in mir regen sich Gegenrede und schlechtes Gewissen: Hey, wir haben Topflappen. Und Blumentöpfe. Und Sofakissen. Wir haben so viel Zeugs, dass wir zwei Tage für einen Umzug brauchen! Und wir sind nur zwei Personen und ein kleiner Hund!

Zeit für mich statt Geld für Topflappen

Deswegen übe ich mich schon etwas länger in Nachhaltigkeit. Das mache ich so: Jedes Mal, wenn mein Herz bei wunderbartollem Schischi höherschlägt, frage ich mich: “Brauche ich das wirklich?” Wenn ich dann mit einem überzeugten JA antworte, frage ich weiter: “Warum brauche ich das wirklich?” Meist kommt dann heraus, dass ich mit dem Kauf das Gefühl habe, etwas für mich zu tun. Hallo, Konsum ist was für mich? Boar, ne, Konsum ist was für andere – nämlich für die, deren Tasche ich mit meinem Geld fülle, weil ich Sehnsucht danach habe, etwas für mich zu tun! Dabei hat Etwas-für-mich-tun meist nichts mit Geld zu tun, sondern mit Zeit: Zeit für Sport. Lesen. Mit dem Hund spazieren gehen. Leckeres Essen genießen. Freundinnen und Freunde treffen. Einfach nur von einem Berg ins Tal zu gucken. Oder mich auch mal gepflegt zu langweilen. Aber doch nicht Topflappen, Blumentöpfe und Sofakissen!

Okay, nun magst du denken: Die Christa ist ja ganz schön privilegiert. Ja, stimmt. Genau deswegen kann ich auch etwas für mich ändern. Und hier darüber erzählen – mit der kleinen Hoffnung, dass das, was ich hier schreibe, ansteckend sein könnte ;-)

Werbung braucht keine Fake-Geschichten …

Glücklicherweise bin ich schon seit vielen Jahren raus aus genau diesen künstlichen, verlogenen Werbewelten *ächz*. Denn ich schreibe authentische Werbetexte, informative Blogbeiträge und interessante Konzepte. Kurz: Ich mache keine klassische Werbung, die immer mehr Menschen langweilt. Meine Kundinnen und Auftraggeber wollen sich zum Beispiel als Fachleute positionieren und nutzen dafür ihren großen Wissensschatz, den sie gerne teilen. Oder sie wollen ihre Produkte und Dienstleistungen digital anbieten – mit einer interessanten, technisch sauberen Website, ohne marktschreierisch aufzutreten. Und sie geben keine Versprechungen ab, die sie nicht halten können. Denn sie haben ein starkes Wertesystem, das ihr Unternehmen trägt und die passende Kundschaft anzieht.

…, sondern Ecken, Kanten und Werte

Und so erzählen wir gemeinsam echte Geschichten. Storys mit Ecken und Kanten. Sprechen manchmal sogar über Probleme. Ja, richtig gelesen, Probleme. Denn zu jeder erfolgreichen Selbstständigkeit gehören Probleme dazu. Wo sonst lernen wir mehr als auf der Suche nach Lösungen? Über uns selbst, über unser Produkt und über unsere Zielgruppen? Und auch hier gibt es einen tollen Nebeneffekt: Aus diesen Geschichten können andere lernen. Ganz egal, ob wir in unserem Blog, auf Social Media oder während Vorträgen über unsere ganz besonderen Herausforderungen sprechen.

Zusammengefasst: Wir müssen keine Heldinnengeschichten erfinden und uns als Superman darstellen, wenn wir erfolgreiche Selbstständige sein wollen! Wir haben nicht die wohl längste Praline der Welt. Wir waschen nicht weißer als weiß. Und wir wissen auch, dass manches eben doch unmöglich ist – zumindest für uns in unserer konkreten Situation. Aber Träumen ist ja erlaubt! Und große Ziele auch! Wir besitzen bereits eine Reihe von Dingen, die uns dabei helfen, auf unsere echte Art und Weise Geld zu verdienen: Ein spezielles Angebot, das exakt auf eine bestimmte Zielgruppe passt und immer wieder überprüft wird. Und unseren lang erprobten Werkzeugkasten, mit dem wir schon viele Projekte gewuppt haben und stetig weiterentwickeln. Manche von uns nutzen sogar ihre Träume von einer anderen Welt als Motor!

Wachstum und immer mehr Gewinn?

Während ich das hier aufschreibe, fällt mir etwas auf: Meine Kundschaft will meist nicht wachsen. Sie sind zufrieden mit ihrer Nische, die sie sehr gut pflegen und immer wieder checken, ob sie noch passt. Diese Überprüfung hat aber nicht das Ziel, jedes Jahr XY Prozent mehr Gewinn zu machen, sondern dient der Absicherung: Passt das, was wir anbieten, noch zu uns und unseren Werten? Und natürlich auch zu unseren Kundinnen und Kunden? Gibt es Punkte, in den wir noch besser werden können? Wenn ja – was fehlt uns dazu? Zack, hier entsteht die nächste echte Geschichte. Und damit die nächste coole, echte Werbung ;-)

Eins ist immer gleich: Christa

Wenn ich diese Zeilen lese, fällt mir noch etwas auf: Ich vermische mein Privatleben und meine politischen Ansichten mit meinem Arbeitsleben. Unvernünftig? Viel zu transparent? Zu wenig geschäftstüchtig? Ich denke nicht. Denn diese harte Trennung fehlt nicht ohne Grund: Ich bin immer Christa. Ganz gleich, ob ich gerade die private, die politische oder die geschäftliche Christa bin. Ich mag mich nicht verbiegen, auch nicht für Geld. Noch dazu arbeite ich im Homeoffice – mein Arbeitsweg ist so lang wie der Flur unserer Wohnung. Die Tür zu meinem Büro ist zwar nach Feierabend oder an den Wochenenden geschlossen und doch bin ich nie ganz weg. Denn viele meiner Projekte erfordern, dass ich länger über sie nachdenke.

Ich habe also eine Aufgabe, mit der ich im wahrsten Sinne des Wortes schwanger gehe: Beim Gassigehen. Beim Einkaufen. Beim Mittagessen. Ja, manchmal sogar im Bett, während ich eigentlich schlafen möchte*. Das finde ich dann allerdings weniger gut ;-) Noch dazu finden sich meine politische Haltung und mein Wertesystem in meinem Privatleben und natürlich auch im Geschäft wieder – es gelten identische Regeln. Alles andere fände ich nicht nur unehrlich, sondern auch viel zu anstrengend. Deswegen bin ich immer Christa. Ganz egal, ob ich eine Party feiere, ein Buch lese oder ob ich aus meiner Kundschaft Geschichten rauskitzle oder mit ihnen zusammen neue Konzepte aushecke.


Howgh, ich habe gesprochen. Jetzt zu dir: Was treibt dich um in diesen ganz speziellen Zeiten? Privat und geschäftlich? Hast du Änderungen oder sogar Umbrüche erlebt – oder stehen welche vor der Tür? Ich freue mich, wenn du mir schreibst. Hier in den Kommentaren, über Social Media oder auch gerne als Mail.

Christa GoedeDu suchst Texte, Websites und Workshops ohne Werbe-Blabla? Prima, du hast mich gefunden! Gemeinsam mit dir entwickele ich deinen authentischen Markenauftritt, der zu deinem Unternehmen und deinen Zielgruppen passt.
Du möchtest lieber viel selbst machen? Nutze meine Workshops als Rampe zum Durchstarten.

  +49 160 94 441 934   mail@christagoede.de

* Das ist der Grund, warum ich meist Pauschalpreise abrechne, statt nach Stunden aufzuschlüsseln. Denn wie soll ich solche Denkzeiten messen? Das geht gar nicht. Die reine Schreibarbeit nimmt ganz oft viel weniger Raum ein. Denn nach mehr als 25 Jahren Textpraxis bin ich sehr eine superfixe, hoch konzentrierte Tipperin – vorausgesetzt, ich habe bereits alles von vorne nach hinten und längs und im Kreis und umgekehrt durchdacht!

Bilder: Pixabay

12 Kommentare zu „WERBUNG, ICH FIND DICH SCHEIßE!“

    1. Danke dir für dein nettes Feedback, Marc ;o)
      Nein, du bist nicht allein mit deiner Fahrradleidenschaft!
      Und wir werden mehr ….

      Liebe Grüße sendet
      Christa

  1. Huh, zu diesem Artikel fällt mir gleich so viel zu kommentieren ein, dass ich lieber gar nicht erst anfangen. Braucht es auch nicht, denn ich stimme allem aus ganzem Herzen zu. Toller Artikel! Danke dafür!

    Kirsten

  2. Ich stehe auf deiner Seite in diesen Fragen. Aber im Detail habe ich ein paar Einwände. Zum Beispiel gegen das anbiedernde “Wir”: “Wir denken, ein Urlaub in Thailand ist knorke.” Wirklich? Ich habe das noch nie gedacht, und du? Wahrscheinlich auch nicht, oder nur damals, Jugendsünde. Also stimmt das mit dem Wir gar nicht. Es sind eher Die, aber wer sind die? Und dürfte man so abfällig über andere reden? Dieses Problem umgeht das Wir-Gerede, aber es ist geheuchelt.
    Überschätzt du hier nicht die Macht der Werbung? Bei den Topflappen z. B. – sind es da nicht eher die Dinge an sich, die dich reizen? Die kindliche Freude an den Farben, den Formen, der Haptik der Gegenstände? Am stärksten wirkt das wahrscheinlich, wenn du die im Laden direkt vor Augen und in Händen hast. Wo ist da die Werbung? Bei den überschweren Autos – der Teufel soll sie alle holen! – ist zwar viel millionenschwere elaborierte Werbung im Spiel. Aber auch da, scheint mir, ist das Design der Autos selbst noch stärker beim Kaufentscheid. Nicht umsonst inszeniert die Autowerbung vor allem das Design der Autos, angereichert mit ein bisschen Image, Story, Identitätsgedudel. Mir scheint, das Hauptproblem ist die starke Reaktion vieler Leute auf die Reize der Dinge.
    Als passionierter Wald- und Wiesenfreak erkunde ich übrigens seit jeher systematisch meine engeren Umgebungen per Pedes und Pedal.
    Herzliche Grüße, Jens

    1. Lieber Jens,
      erst mal danke für dein Feedback, das ist sehr spannend ;o)

      Ich habe einen Rant geschrieben. Diese Textsorte lebt ja auch von Übertreibungen!
      Werbung für Schischi läuft mir dauernd über den Weg, da ich recht viel im Internet unterwegs bin. Wenn ich meinen Arbeitsbrowser nutze, sind dort auch sehr viele Cookies gspeichert – das heißt, ich bin mit auf mich persönlich zugeschnittener Werbung konfrontiert. Das hört natürlich schlagartig auf, wenn ich einen anderen Browser nutze, in dem ich Cookies lösche ;o)
      Bei Autos ist es die Form, die uns triggert? Hm, da möchte ich widersprechen. Gerade bei Autos geht es um ein Gefühl, das natürlich auch die Form vermittelt – aber nicht nur. Es geht mal ganz zugespitzt um solche Fragen: Vermittelt mein Auto einen bestimmten Status?(klassische AngeberInnen-Werbung, aber vermehrt auch Werbung für eAutos) Oder steht es sogar für ein bestimmtes Lebensgefühl? (Lifestyle-Werbung – da geht es immer öfter nicht mehr ums eigene Auto, sondern um Carsharingmodelle) Oder ist es sogar einfach nur nützlich? (Werbung unnötig, diese Leute kaufen gebrauchte Fahrzeuge) Das “Identitätsgedudel” ist also das, worauf es meiner Meinung nach ankommt.
      Wandern und Rad fahren sind super. Ich bin sogar mittlerweile aus der Großstadt in den Spessart gezogen, damit ich genau das noch unproblematischer tun kann – ich trete nun vor die Haustür und kann sofort los. Keine Autofahrten mehr bis in irgendwelche Rad- oder Radwandergebiete, yeah!

      Liebe Grüße sendet Christa

  3. Hey Christa,
    you rock! Ich saß nickend wie ein Wackeldackel vor deinem Text, denn genauso empfinde ich als “Werbetexterin” auch. Bevor ich dazu jetzt einen eigenen Aufsatz verfasse, sag ich einfach DANKE für deinen Artikel und unterschreibe mit.
    Herzliche Grüße von Peggy

    1. Hui, Peggy – dieses Lob freut und ehrt mich sehr, vielen Dank!
      Außerdem finde ich cool, dass wir offensichtlich viele sind.
      Vielleicht schaffen wir es ja, “Werbung” massiv zu verändern. Hin zu mehr Authentizität und Sinnhaftigkeit. Das wäre toll ;o)

      Liebe Grüße sendet
      Christa

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