Im Interview – Heike Abidi

“Gesundes Selbstbewusstsein ist die Grundvoraussetzung für Authentizität.”

Heike Abidi mit zwei ihrer BücherHeike Abidi kenne ich schon mindestens gefühlte 1.000 Jahre über den Texttreff, unserem gemeinsamen Lieblingsnetzwerk ;-) Ich nenne sie liebevoll “die Schreibmaschine”, denn sie schreibt mit der für sie so typischen Leichtigkeit und ganz viel Humor unglaublich viele Bücher – knapp 20 sind es bisher. Außerdem arbeiten wir gelegentlich zusammen, sowohl in Sachen Werbetext als auch beim Bücherschreiben. Denn sie war es, die mich gefragt hat, ob ich nicht unterhaltsame Kurzgeschichten schreiben möchte – danke dir für diese Frage an dieser Stelle noch mal!

Heike ist es auch, die mich immer wieder ermutigt, ein komplettes Buch zu schreiben: Wir tüfteln zusammen an Exposés, spielen Ideen-Pingpong und geben uns gegenseitig erste Entwürfe zu lesen. Das ist superspannend, macht sehr viel Spaß und ich kann eine Menge von ihr lernen. Und vielleicht gibt es eines Tages mal ein Resultat in den Buchhandlungen zu erwerben, wer weiß … wenn es so weit kommt, weiß ich jedenfalls schon jetzt, dass ich während des Entstehungsprozesses ganz viel mit Heike gelacht habe ;-)

Übrigens: Das Weihnachtsbuch, das hier im Interview zu sehen ist, enthält auch eine Geschichte von mir. Sie dreht sich um Social Media und ist ziemlich lustig, war ja klar ;-) Mehr wird aber noch nicht verraten, denn das Buch erscheint erst am 9. November!


CG: Authentizität wird gerade zu einem Modebegriff – immer mehr Unternehmen schreiben sich Echtsein auf die Fahnen. Welche Bedeutung hat Authentizität für dich und deine Arbeit?

HA: Schwierige Frage gleich zu Anfang … Nach einigem Grübeln würde ich sagen, Authentizität bedeutet, dass ich zwar flexibel und kundenorientiert bin, mich aber nie weiter verbiege, als mein Rückgrat es zulässt. Das heißt, ich würde eine Kundenkorrektur, die ich unsinnig finde, nie widerspruchslos ausführen, sondern immer nachfragen, begründen, argumentieren, beraten. Ich würde auch bestimmt keinen Erotikroman schreiben, selbst wenn eine sensationelle Vorauszahlung winken würde … Meine Kunden und Kollegen erkennen mich also nicht nur an meiner Lache und meiner Lieblingsfarbe, sondern auch an meinem (Arbeits-)stil.

CG: Welche Plattformen benutzt du für deinen unternehmerischen Außenauftritt? Verwendest du dort spezielle Stilmittel?

HA: Heike Auto WerbetexteIch habe natürlich eine Website, genauer gesagt zwei – eine als Autorin und eine als Werbetexterin. Außerdem ein Profil auf XING, Facebook und Google+, wobei ich vor allem auf Facebook unterwegs bin und die anderen Plattformen ein bisschen vernachlässige. Meine Bücher präsentiere ich außerdem auf LovelyBooks. Spezielle Stilmittel? Nun ja, ich nutze eben die Möglichkeiten der jeweiligen Plattformen, um zu zeigen, wie ich bin und wie ich arbeite.

CG: Du bis Werbetexterin und Autorin – du hast bisher knapp 20 Bücher geschrieben und bist die fleißigste Buchschreiberin, die ich kenne. Deine beiden Jobs ähneln sich  auf den ersten Blick, weil sie was mit Schreiben zu tun haben. Auf den zweiten Blick unterscheiden sie sich aber stark: Als Texterin darfst du deine Fantasie nur sehr begrenzt spielen lassen und schreibst eher kurze Texte, als Autorin darfst du auf 300 Seiten fast alles. Wie kriegst du diese zwei Herausforderungen in eine Heike Abidi?

HA: Meine Bücher wären vermutlich völlig anders, wenn ich nicht so viele Jahre als Werbetexterin gearbeitet hätte. Da lernt man, nicht fürs eigene Ego, sondern für den Leser zu schreiben. Außerdem pünktlich abzugeben, mit Korrekturen erwachsen umzugehen und Qualität abzuliefern, wenn man im Geschäft bleiben will. Es gibt also, was die Arbeitsweise betrifft, viele Parallelen. Ich plane einen Roman auch genauso wie eine Imagebroschüre – erst Konzept, dann Struktur, dann Inhalte sortieren, dann schreiben. Die größten Unterschiede sind, wie du erwähnt hast, die Textlänge und mein Einfluss auf den Inhalt. Übrigens kommt es sogar vor, dass ich konkret angefragt werde für ein Buch, zum Beispiel, ob ich mir vorstellen kann, eine Weihnachtsgeschichte für Kinder zu schreiben oder einen Sommer-Sonne-Strandroman für Jugendliche. Ich empfinde das nicht als Einschränkung meiner Fantasie, sondern als Inspiration.

CG: Was glaubst du: Warum ist es für manche Menschen so schwer, individuelle Wege zu beschreiten und zu den Facetten ihrer Persönlichkeit zu stehen?

HA: Da kann ich nur spekulieren. Vermutlich weil sie glauben, einfach so zu sein, wie sie tatsächlich sind, wäre nicht gut genug. Insofern ist wahrscheinlich ein gesundes Selbstbewusstsein die Grundvoraussetzung für Authentizität. Vielleicht haben sie sich auch ein Image aufgebaut, dass nicht zu ihnen passt … Das stelle ich mir unglaublich anstrengend vor. Zum Glück hatte ich noch nie Ambitionen, mehr – oder anders – scheinen zu wollen als zu sein.

CG: Nach gängiger Definition resultiert Authentizität aus einem Sieg des Seins über den Schein. Doch für mich als Unternehmerin ist es nicht immer einfach zu entscheiden, wie weit meine Echtheit auf professioneller Ebene gehen darf. Wie erlebst du diese Auseinandersetzung? Hat Authentizität Grenzen?

HA: WeihnachtsanthologieDie Grenze verläuft für mich da, wo das, was ich von mir preisgebe, angemessen ist. Meine Unternehmerinnen- bzw. Texterinnen- und Autorinnenpersönlichkeit ist ja nur ein Teil von mir. Ein anderer Teil ist Mutter, Tochter, Ehefrau, Hundebesitzerin, Schulelternsprecherin, Chormitglied, Patientin, Dorfbewohnerin, Freundin, Kundin, Kollegin … In jedem Lebensbereich ist nur ein Teil dessen, was mich ausmacht, relevant. Natürlich erzähle ich guten Kunden auch mal etwas Privates, aber wenn ich jedem, der sich nach meinem Befinden erkundigt, ein aktuelles Röntgenbild unter die Nase halten würde, wäre das doch der Authentizität zu viel ;-)

CG: Mit Authentizität gehen Begriffe einher wie ….

HA: 1: Kinder – denn Kinder verstellen sich nie, sie sind authentisch und oft gnadenlos ehrlich. Ähnliches gilt übrigens für Tiere, was auch sehr entlarvend sein kann. Wenn zum Beispiel Autorität nur vorgespielt wird, mag das Mitarbeiter beeindrucken, aber kein Hund würde da je gehorchen …
2: Selbstbewusstsein – denn nur, wer sich seiner selbst bewusst ist, kann diesem Ich auch treu sein. Außerdem sehen selbstbewusste Menschen keine Notwendigkeit, sich zu verstellen, um jemanden zu beeindrucken.
3: Markenimage – denn eine authentische Persönlichkeit kann leichter eine „Marke ich“ aufbauen. Das hat den Vorteil, dass man sich auch mal in neuen Geschäftsfeldern ausprobieren kann, ohne dass ein Bruch entsteht.

CG: Was glaubst du: Warum werden öffentliche Gefühlsausbrüche von Persönlichkeiten heute besonders geschätzt? Der Wutausbruch von Bundesaußenminister Steinmeier hat viel öffentliche Bewunderung erfahren und ist zum echten Youtube-Hit geworden mit mittlerweile mehr als 2,6 Mio. Klicks.

HA: Früher war so etwas ganz normal. Da wurde im Bundestag deftig gestritten und nach Fußballspielen ließen die interviewten Sportler ihren Gefühlen freien Lauf … Auf diese Weise entstanden wundervolle Zitate und Stilblüten. Heutzutage ist alles so glattgebügelt und einstudiert, jeder muss sich im Griff haben und beherrscht sein, das ist so langweilig – und so unglaubwürdig. Deshalb empfindet man Wutausbrüche wie den von Steinmeier oder auch das berühmte Eistonnen-Statement von Per Mertesacker als herzerfrischend.

CG: Zum Schluss ein Blick in die Kristallkugel: Welche unternehmerischen Strategien werden in den nächsten Jahren Interesse wecken – und zum Beispiel aus Interessenten Käufer machen?

HA: Wenn ich das wüsste, wäre mein nächstes Buch ein Bestseller. Ich bin nicht gut in solchen Vorhersagen. Ich befasse mich auch nicht mit Spekulationen über Marktentwicklungen, sondern stecke meine Energie lieber in Dinge, die ich selbst beeinflussen kann. Und hoffe, dass Qualität und gute Ideen auch in Zukunft noch gefragt sein werden …

CG: Vielen Dank, liebe Heike, für deine tollen Antworten und den tiefen Einblick in deine Gedankenwelt!


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Bildquellenangabe: Heike Abidi

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