Mein Jahr 2015: So war es.

Von der Neugierde auf die Welt, einer Win-Win-Situation und von Offenbach.

ErfahrungDa ist sie wieder, die kalte, nasse, dunkle Jahreszeit. Die Zeit, in der ein weiteres Jahr in einer fulminanten Familienfeier endet und in der das neue Jahr mit einer krachigen Böllerparty begrüsst wird. Und die Zeit, in der es von Jahresrückblicken und anderen merkwürdigen Dingen nur so wimmelt: Der Anglerverein zeigt die Fotos seiner fettesten Beuten des Jahres, im Fernsehen werden die schönen und die zahlreichen schrecklichen Bilder des Jahres in Dauerschleife gezeigt und in der Apotheke gibt’s diese hässlichen Wandkalender, die jeder derartig Beschenkte nur aus Höflichkeit mitnimmt und zuhause direkt in den Müll wirft. Die Jahresendzeit eben, ihr wisst schon.

Was knackende Knochen mit Coolness und Kurzgeschichten zu tun haben.

Ich bin jetzt 46 Jahre alt – eine Tatsache, die ich ziemlich erstaunlich finde. Sooooo alt? Soooo uralt? Und immer noch nicht so richtig erwachsen? Wieso eigentlich nicht? Dieses Thema hat mich in diesem Jahr ziemlich beschäftigt: Was hat Alter mit dem Erwachsenwerden zu tun? Ja, Älterwerden tut weh – die Knochen schmerzen öfter mal, die Falten werden tiefer. Gleichzeitig bringt ein zunehmendes Alter auch wunderbar positive Dinge mit sich, vor allem im Geschäftsleben: Ich bin cooler geworden, kann besser verhandeln, kann mich klarer und transparenter positionieren und auch mal NEIN sagen – etwas, was ich früher nicht so gut konnte. Über all die Jahre (12 Jahre bin ich nun selbstständig!) habe ich aber das kleine Kind in mir gerettet und viele weitere, geschäftlich relevante Persönlichkeiten ausgebildet – was ein Glück. Ich bin immer noch genau so schnell für Dinge zu begeistern, ich teste und probiere aus und ich spinne rum. Denn Rumspinnen ist ja nach wie vor mein Lieblingsjob ;-)

Überhaupt war das Jahr 2015 im geschäftlichen Sinne ein Erfolg auf ganzer Linie: Ich habe so einige Websites konzeptioniert, betextet und in die Freiheit entlassen, mal wieder einige Texte für Printprojekte geschrieben (und dabei gemerkt, dass man das wirklich nicht verlernt, was ein Glück ;o)) und ich habe zusammen mit lieben Kolleginnen einige neue Geschäftsideen angedacht, die nun auf die Ausarbeitung im kommenden Jahr warten. Außerdem sind einige meiner Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien bei EdenBooks im EdelVerlag erschienen – und ich habe gelernt, dass ich diese Geschichten auch so vorlesen kann, dass die Zuhörer sehr viel Spaß haben. Eine tolle Erfahrung!

Es gibt tolle Menschen – und es gibt Arschlöcher.

Privat war das Jahr spannend: Im Januar sind mein Mann und ich von Frankfurt nach Offenbach umgezogen. Ja, echt. Freiwillig. Und wir fühlen uns hier ziemlich wohl! Wir leben nun in dieser kleinen, lange Jahre vernachlässigten Stadt, die chronisch pleite unter dem Rettungsschirm Zuflucht suchte und sich gerade in einem spannenden Prozess neu erfindet. Wir leben in dieser Stadt, deren Bewohner zu 58,4 % einen Migrationshintergrund haben – und das in Zeiten, in der “besorgte Bürger” jeden Montag in Dresden und anderen Städten auf die Straße gehen, weil sie die “Überfremdung” und “Islamisierung” Deutschlands befürchten. Wie gerne würde ich diese Menschen einladen in mein Offenbach, um ihnen zu zeigen, dass sie keine Angst haben müssen! Klar gibt es hier Probleme, viele sogar. Manche dieser Probleme haben sogar etwas mit den verschiedenen Kulturen zu tun, die in dieser Stadt zusammen leben. Gleichzeitig gibt es aber auch unglaublich viele Chancen, Menschen aus allen Teilen der Erde kennen zu lernen, neue Sichtweisen und Meinungen zu erleben! Wer also neugierig ist auf die Welt, der ist in Offenbach sehr gut aufgehoben ;-)

Auch hilft diese Neugierde dabei, die eigenen Vorurteile und Schubladen gründlich zu überprüfen und zurückzukehren zu einem ganz einfachen, ja fast kindlichen Weltbild: Es gibt tolle Menschen – und es gibt Arschlöcher. Hautfarbe, Herkunft, Bildungsstand, Geschlecht, sexuelle Orientierung oder die Größe der Geldbörse, die Marke der Klamotten oder der Job haben auf den Nettigkeits- oder Arschlochgrad keinen Einfluss. Gar keinen. Da ich mich selbst bemühe, ein netter Mensch – oder auch ein Gutmensch – zu sein, unterrichte ich seit ein paar Wochen Flüchtlinge in Deutsch. Wow, was für eine tolle Erfahrung! Und ganz nebenher übe ich mein mittlerweile doch sehr eingerostetes Englisch, denn die meisten dieser Menschen, die oft schon in ihren Heimatländern und auf ihrer langen Flucht nach Deutschland schlimmes erlebt haben, sprechen sehr gut Englisch – eine echte Win-Win-Situation. Solltet ihr auch mal ausprobieren!

Meine Wünsche für 2016.

SackPuh – das ist schwer. Denn ich habe einen ganzen Sack voller Wünsche, von denen meine kleine eingebaute Pessimistin schon jetzt weiß, dass sie wohl nicht in Erfüllung gehen werden. Trotzdem möchte ich sie aufschreiben: Ich wünsche mir Frieden – und das weltweit. Ich wünsche mir, dass unsere politische Kaste sich nicht weiter als Kriegstreiber positioniert, sondern besonnen auf die wirklich gefährliche Situation im Nahen Osten reagiert und die Menschen mit offenen Armen empfängt, die von dort fliehen. Ich wünsche mir, dass wir unsere Freiheit nicht aufgeben für eine angebliche Sicherheit, die es in einer offenen Gesellschaft ohnehin nie geben kann. Ich wünsche mir, dass das reiche Deutschland hilft, Menschen in aller Welt auszubilden, um ihnen ein eigenständiges, freies Leben zu ermöglichen. Und ich wünsche mir, dass wir im kommenden Jahren über die Rolle von Religionen sprechen – und darüber, ob wir diesen archaischen Gedankenkonstrukten wirklich noch so viel Raum geben wollen.

Geschäftlich wünsche ich mir, dass 2016 genau so weitergeht wie 2015 war: Mit netten Kunden, tollen Projekten und wunderbaren neuen Themen und Erfahrungen. Privat wünsche ich mir etwas mehr Entspannung für meinen Mann und mich – und einen positiven Abschluss unserer Dauerbaustelle, die uns in 2015 sehr viele Nerven und auch viel Geld gekostet hat. Aber man soll ja die Hoffnung nie aufgeben und so bin ich mir sicher, dass auch dieser Bauträger noch zur Einsicht kommt, dass wackelige, verrutschende Fliesen in den Laubengängen, fehlende Isolierungen der Tiefgaragendecke oder nicht nach DIN gebaute Dachabdeckungen tatsächlich nicht zum heutigen Baustandard gehören und fix nachbessert ;-) Denn ihr wisst: Alles wird gut. Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht fertig!

Lasst es euch gut gehen. Wir lesen-hören-sehen uns 2016.

 

Bildquelle: Pixabay

Christa GoedeDie Autorin Christa Goede steckt viel Herzblut und noch mehr Fachwissen in digitale Unternehmensauftritte: Mit individuellen Texten und Konzepten gestaltet sie Websites und Social Media-Auftritte authentisch. Ihre Erfahrung und ihr Wissen als Texterin, Konzepterin, Social Media-Managerin und Bloggerin teilt sie hier im Blog oder live in Workshops und Vorträgen.
Tel.: +49 (0) 160 – 94 44 19 34, E-Mail: mail@christagoede.de


4 Kommentare zu „Mein Jahr 2015: So war es.“

  1. Sehr schön geschrieben.

    Ich kenne Offenbach nicht, doch Ffm.. lebe in Berlin. Insbesondere der Hinweis auf die 50% Migranten-/Innen in einigen Städten im Westen erreicht mich. ****

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