Die hohe Kunst der Authentizität

Ja zur Inszenierung. Aber bitte authentisch.

Ein Widerspruch in sich, finden Sie? Nein, keineswegs. Der Erfolg privater Blogs zeigt, was die User fasziniert und begeistert: persönliche Informationen, die authentisch aufbereitet sind. Die einen Wiedererkennungswert haben, eine Art individuelle Note. Diese spezielle Art der Kommunikation zieht Leser in den Bann und lässt sie immer wieder kommen.

Rohes Fleisch als Teil einer authentischen Inszenierung.

Aufschnitt, Partyplatte, BüffetAuch die Popkultur lebt von dieser besonderen Form der Selbstdarstellung: Lady Gaga ist eine Meisterin in der Kunst der authentischen Inszenierung. Ein Auftritt in einem Kleid aus rohem Fleisch lässt sie so stylisch, so echt und so provokant erscheinen, dass es wehtut. Gleichzeitig schadet der Popikone aber auch ein Foto nicht, das sie ungeschminkt in Jogginghose zeigt. Im Gegenteil: Ihre Fans lieben sie – ganz gleich, was sie trägt oder wie sie aussieht. Denn die Fans empfinden sie als echt und stimmig. In all ihrer Künstlichkeit.

Denn Lady Gaga verspricht ihren Fans das Unerwartete: Ihre Kreativität sprudelt über, sie spielt gekonnt mit den Geschlechtern und verfügt über eine schier unerschöpfliche Fähigkeit zur Wandlung. Dazu gehört auch, dass sie sich traut Dinge zu tun, zu denen viele Menschen keinen Mut haben. Sie lebt sich aus, fällt auf und zeigt Ecken und Kanten. Darüber hinaus inszeniert sie sich selbst als politischer Mensch und engagiert sich zum Beispiel aufmerksamkeitsstark für die Homo-Ehe. Als stimmiges Gesamtprodukt ist sie glaubwürdig – ihre Fans vertrauen ihr. In all ihrer „Schrulligkeit“ ist sie Vorbild und gleichzeitig Projektionsfigur für die eigenen Wünsche der Fans. Und damit sehr erfolgreich.

Versprochen ist versprochen.

Was Unternehmen von der durch und durch authentischen (Selbst-)Inszenierung einer Lady Gaga lernen können? Vor allem diese vier Leitsätze:

  1. Alles für die Zielgruppe. Die Interessen der Zielgruppe sind ausschlaggebend bei der Auswahl der Social-Media-Plattformen, der Inhalte sowie der optischen und sprachlichen Stilmittel.
  2. Mehrwert statt PR. Echter Nutzen für die Zielgruppe und daraus entstehende Interaktion wirken nachhaltiger als reine Marketingbotschaften und das Schielen auf die Anzahl der Gefällt-mir-Klicks.
  3. Glaubwürdigkeit rulez. Starke, durchdachte Argumente und Meinungen transportieren Botschaften authentisch. Wenn dann noch ein eigener Stil dazu kommt – perfekt!
  4. Kritik und Lob gehören dazu. Es gilt, seriös vorgebrachter Kritik aufmerksam zuzuhören und daraus zu lernen. Für diese Form der Kritik sollte man sich genau so selbstverständlich bedanken wie für Lob!

Im Fazit bedeutet das: Alle werblichen Versprechen, die ein Unternehmen macht, müssen mit dem realen Nutzen der angebotenen Produkte oder Dienstleistungen übereinstimmen. Und zu den Beiträgen passen, die im Internet verbreitet werden. Denn versprochen ist versprochen.

Der Transmitter Internet.

Botschaften glaubwürdig, authentisch und gleichzeitig in einem individuellen Stil zu verpacken, ist eine hohe Kunst. Eine Kunst, die sich von der Wahl des Umfeldes über die Bildsprache und die Form der Kommunikation bis hin zu den Texten erstreckt.

Zur authentischen Selbstinszenierung eignen sich zum Beispiel:

  • Websites. Schon diese digitale Visitenkarte sollte individuell sein – in Text, Bild und Gestaltung. Ein Webauftritt von der Stange wirkt zu beliebig und bleibt nicht im Gedächtnis.
  • Blogs. Hier können Sie Inhalte ausführlich und zielgruppengerecht aufbereiten. Ihr eigener Stil kann sich frei entfalten.
  • Soziale Netzwerke. Facebook, Twitter, Google + und Co. sind tolle Plattformen, um die Blogbeiträge zu verteilen oder die User auf neueste Entwicklungen etc. aufmerksam zu machen. Mittlerweile werden Blogbeiträge dort eher diskutiert als im Blog selbst.
  • Videos/Podcasts. Inhalte mit der eigenen Stimme oder sogar mit bewegten Bildern zu versehen, ist die Kür. Ich werde mich in diesem Jahr (hoffentlich endlich mal!) daran versuchen ;o))

Aber Vorsicht: Sich authentisch zu inszenieren bedeutet nicht, seine Fans auf Facebook zu fragen, was sie denn „am Wochenende so machen“. Oder das Mittagessen zu fotografieren und im Blog zu kommentieren. Oder sogar die schlimmste aller Social-Media-Schandtaten zu begehen und Catcontent zu posten! Schließlich wollen Sie ja als Experte in Ihrem Fachgebiet wahrgenommen werden. Und nicht als Verbreiter von niedlichen Sinnspruchbildchen mit eingebauten Rechtschreibfehlern – oder?

Wissen teilen. Aber bitte mit Stil.

Teilen Sie statt dessen Wissen – und zwar in Ihrem ganz eigenen Stil. Geben Sie Tipps, die für Ihre Leser einen echten Mehrwert enthalten. Verteilen Sie Links, die Ihre Zielgruppe wichtig finden könnte. Ganz gleich, ob es sich um Nachrichten, spannende Diskussionen oder einen tollen Blogbeitrag der Konkurrenz handelt. Denn mit Ihrer persönlichen Themenauswahl zeigen Sie schon Ihren eigenen Stil – und sind auf dem richtigen Weg. Gleichzeitig behalten Sie aber immer Ihre Zielgruppe im Auge: Was könnte nützlich sein? UND Ihre Reputation stärken? Gerade Klein- und Mittelständler haben hier echte Chancen, ihren Bekanntheitsgrad zu steigern und auf diese Weise Kunden zu akquirieren.

Übrigens: Fehler machen ist menschlich. Wenn Sie gute Mehrwerte verteilen und Wissen preis geben, werden Ihnen Fehler  verziehen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung ;o))

Und so geht’s weiter:

Im Februar starte ich eine dreiteilige Serie mit dem Titel „Der Weg zum eigenen Blog“. Dort finden Sie viele weitere Tipps, wie Sie Ihr authentisch inszeniertes Auftreten im Web perfektionieren können.

Bild: © ebraxas – www.Fotolia.com

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6 Kommentare zu „Die hohe Kunst der Authentizität“

  1. Guter Beitrag. Gerade die Passagen, in denen es um “Ecken und Kanten zeigen und Fehler machen” geht, gefallen mir. Das würde ich mir von einigen selbst ernannten Social-Media-Experten ab und zu wünschen. Als Neubloggerin bin ich schon sehr gespannt auf deine Serie.

  2. Sehr schöner Artikel. Hach, und es ist doch auch so viel einfacher und energiesparender einfach man selbst zu sein. Was hat man denn davon wenn man es nicht ist? Entweder verärgerte Kunden/Leser (wenn sie es rausfinden) oder Kunden, für die man sich dauernd verstellen muss (damit sie nicht rausfinden, wie man wirklich ist. Seien wir ehrlich: Auf Dauer doch vieel zu anstrengend.)
    LG, Nadja

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