“Ich muss sagen, wenn ein Thema Mist ist.”
Und wieder eine Textine in meiner Interviewreihe – ich freue mich sehr! Mit Barbara verbindet mich neben unserem gemeinsamen Lieblingsnetzwerk Texttreff noch viel mehr: Wir sind beide ziemlich direkt und nicht auf den Mund gefallen. Wir haben beide sehr viel Humor mit einem leichten Hang zum Sarkasmus. Und wir lieben beide unseren Schrebergarten. Aber Barbara kann erheblich besser tanzen als ich ;o)
Barbara ist dazu noch die perfekte Jongleuse zwischen Beruf und 6 Jahre altem Wirbelwind, dem sie mit viel Geduld, noch mehr Liebe und einer Menge Hirnschmalz tatsächlich jede einzelne Frage beantwortet – und das sind wirklich viele. Ganz nebenher ist sie auch noch Co-Autorin einer ganzen Rezeptbuchreihe! Und ich muss endlich mal eins der Rezepte nachkochen ….
CG: Mit deiner Agentur Textorama bietest du Texte, Beratung, Konzeption und Pressearbeit an. Du arbeitest für ganz viele verschiedene Branchen und Bereiche – von der Gastronomie und dem Kochbuch über den Spielzeughandel und das Bauunternehmen bis hin zur Kanzlei-PR. Wie schaffst du es, in so vielen verschiedenen Themen fit zu sein?
BS: In den meisten Fällen ist es völlig ausreichend, dass ich mit meinem aufgesaugten Halbwissen in fast jeder Kategorie einer Quizshow ganz gut bestehen kann. Falls also jemand mal einen Telefonjoker außerhalb von Sport und Geschichte sucht: Hier bin ich.
Wichtig ist doch eigentlich, die richtigen Fragen zu stellen. Meine Kundschaft ist die Expertin oder der Experte für das Thema. Ich übersetze es in gute Texte. Mir zu erklären, was ihm oder ihr wichtig ist, schärft oftmals den Blick auf das eigene Unternehmen und den Service, den man bietet.
Wenn es um die Themen Pressecoaching und Themenpitchen geht, ist das Fachthema nebensächlich. Da geht es darum, ob das Thema einen Nutzwert für die Leser hat, der die Redaktion überzeugt – es muss Wissen transportieren, Orientierung geben oder Gesprächsstoff liefern.
CG: Authentizität ist ein Modebegriff – viele Unternehmen und Selbstständige schreiben sich Echtsein auf die Fahnen. Welche Bedeutung hat Authentizität für dich und deine Arbeit?
BS: Ich bin eine sehr schlechte Schauspielerin und mag es, meinen Kunden auf Augenhöhe zu begegnen. Das schränkt mich in den Rollen, die ich spielen könnte, sehr ein.
Als Sparringpartnerin für den Presse-Pitch und als Coach in Sachen Themenfindung muss ich ebenso wie als Texterin sagen, wenn ein Thema Mist ist. Da geht kein Weg dran vorbei.
Ich muss nicht zu allem meine Meinung sagen, aber wenn mich jemand darum bittet – dann lass ich sie gerne raus. Das ist für mich ein Teil meiner Echtheit.
CG: Warum ist es so schwer für viele Menschen, individuelle Wege zu beschreiten und das zu tun, was uns wirklich ausfüllt?
BS: Authentisch kann nur sein, wer ein klares Bild von sich selbst hat und weiß, wer er sein möchte. Ich glaube, vielen fehlt dieses Bild, ein übergeordnetes Ziel, ein sinnvolles Anliegen, ein umfassendes Lebensmotiv, dass sie antreibt.
Alle erfolgreichen Menschen haben gemein, dass sie sich auf ihre Ziele fokussiert haben und ihre Mission verteidigten. Idealerweise schlägt dabei die Hartnäckigkeit nicht in Verbissenheit und Rücksichtslosigkeit um.
Sich selbst treu zu bleiben, an seine Mission zu glauben, daran, die beste Version von sich selbst zu sein – egal, wie laut die Kritiker unken und so schlecht die Bedingungen auch sind – das ist anstrengend. Das scheint es doch leichter, an schnelles Geld, bedingungslosen Ruhm und die Doofheit der anderen Menschen zu glauben.
CG: Welche Plattformen benutzt du für deinen unternehmerischen Außenauftritt? Verwendest du dort spezielle Stilmittel?
BS: Ich habe seit 2006 mehrere Internetseiten als Webauftritt betrieben. Immer und ohne Ausnahme selbst gebaut und bestückt. Deshalb ist diese Plattform für mich noch immer die Homebase.
Meine aktuelle Seite www.textorama.de gefällt mir natürlich am besten – auch wenn es mich in den Finger juckt, sie textlich nochmal ganz neu und besser und saftiger zu machen.
Ansonsten treibe ich mich bei Xing, Twitter und Linkedin rum, aber da akquiriere ich nicht aktiv. Entsprechend selten resultiert von dort ein Auftrag.
Stilmittel? Ich mach, was ich gut finde und was zu mir passt. Solange bis es nicht mehr zu mir passt.
CG: Nach gängiger Definition resultiert Authentizität aus einem Sieg des Seins über den Schein. Doch für mich als Unternehmerin ist es nicht immer einfach zu entscheiden, wie weit meine Echtheit auf professioneller Ebene gehen darf. Wie erlebst du diese Auseinandersetzung? Hat Authentizität Grenzen?
BS: Authentizität hat meiner Meinung dort eine Grenze, wo sie die Grenzen anderer verletzt. Im Grund gilt dasselbe wie bei der feinen Linie, die die Meinung von der Übergriffigkeit trennt.
Authentizität hat für mich auch da ihre Grenzen, wo mein Innen und Außen nicht mehr übereinstimmen. Wo ich mich unwohl fühle, fehl am Platz und mich selbst dabei ertappe, dass Tun und Wollen in verschiedene Richtungen ziehen. Da bin ich recht stur im Vermeiden.
CG: Mit Authentizität gehen Begriffe einher wie ….
BS:
a. Selbst-Treue – Meinungen dürfen sich ändern, aber sie sollten zu den Werten und Zielen passen.
b. Stimmigkeit – Für ein stimmiges Außenbild braucht es ein klares Selbstbild.
c. Ehrlichkeit – auch wenn es der Auftrag dadurch flöten geht.
CG: Was glaubst du: Warum wird Authentizität von vielen Menschen ganz besonders geschätzt?
BS: Ich glaube, die meisten Menschen haben ganz gute Antennen dafür, wenn ihnen jemand begegnet, der nach außen eine andere Rolle trägt als zu ihm passt.
Menschen, die sich in einer Situation mal so, mal so verhalten – das ist uns suspekt. Wir mögen Menschen, die konsequente Typen mit Charakter sind, weil sie uns das Gefühl geben, sie zu verstehen. Wir möchten wissen, was passiert. Menschen mögen keine Überraschungen, wenn es Dinge geht, die ihnen wichtig sind.
Berechenbarkeit sorgt im besten Fall für Vertrauen.
CG: Zum Schluss ein Blick in die Kristallkugel: Mit welchen Strategien werden Geschäfte wie deins in den nächsten Jahren die Aufmerksamkeit der potenziellen Kundinnen und Kunden auf sich ziehen?
BS: Ich denke, es wird immer mehr auf eine Kombination von Psychologie und Technik herauslaufen. Psychologie, um die Menschen zu überzeugen, und Technikkenntnisse, um zu wissen, wie Künstliche Intelligenz Inhalte für ihre Nutzer selektiert.
Texte schreiben ist Handwerk und Talent – ganz klar. Aber damit Erfolg zu haben ist komplizierter.
Worum ich mir keine Sorgen machen: Dass Texte mal überflüssig werden. Denn auch Scripte für Videos, Podcasts und die Inhalte, die Sprachassistenten und sonstiger smarter Technikkram finden sollen, müssen die richtigen Wörter enthalten.
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Bildquellenangabe: Barbara Stromberg