Im Interview – Sandra Franck

“Vertrauen ist ein Grundbedürfnis des Menschen.”

Sandra Franck von der Agentur designzwergeVor vielen Jahren klingelte bei mir mal das Telefon: Am anderen Ende war Sandra, Chefin der Agentur designzwerge aus Memmingen – sie brauchte Texte für eine Website. Von Anfang an waren wir auf einer Wellenlänge in Sachen Arbeit und Arbeitsstil. Außerdem können wir supergut zusammen brainstormen (andere nennen es wohl rumspinnen ;o) Aber es ist superproduktiv!). So haben wir zum Beispiel zusammen Monster mit Charakter für ein Kindermode-Unternehmen entwickelt, biologische Abwasserreinigungsanlagen werblich dargestellt und eMitarbeiterschulungen ins Internet gebracht. Zur kreativen Energie, die wir gemeinsam entwickeln, kommt noch, dass wir beide einen wertschätzenden, zugewandten Arbeitsstil schätzen und pflegen. Und wir beide lieben Hunde! So ist klar: Sandra und ich sind ein echtes Dreamteam ;o)


CG: Seit 2008 bist du als Diplom-Mediendesignerin mit deiner Agentur designzwerge selbstständig: Du berätst kleine und mittelständische Unternehmen in ihrem digitalen und analogen Marketing, entwickelst Design und übernimmst die Planung und die Umsetzung solcher Projekte. Außerdem machst du schönen Schmuck und zeichnest live über Twitch. Gibt es einen Unterschied zwischen der digitalen und der analogen Sandra?

SF: Ja, den gibt es: Ich zocke fast nur analog, nicht digital. Mein ganzes „kreatives Leben“ ist gleichzeitig analog und digital. Da genieße ich es, alle paar Wochen mit meinen Freunden im Real Life zusammen zu sitzen und „Brettspiele“ zu zocken. Ansonsten ergänzen sich für mich die analoge und die digitale Welt komplett. Selbst die Zusammenarbeit mit meiner Mitarbeiterin aus dem Homeoffice heraus findet digital via Zoom statt.

CG: Was macht deine Personenmarke aus?

SF: Hm, schwierig selbst zu beantworten. Eine Freundin sagte mal über mich: „Im ersten Eindruck ist Sandras Gedankenwelt chaotisch. Wenn man Sandra aber näher kennt, ergibt das aber plötzlich alles Sinn.“ – ich denke das kann ich so stehen lassen ;-)

CG: Authentizität ist ein Modebegriff – viele Unternehmen und Selbstständige schreiben sich Echt sein auf die Fahnen. Welche Bedeutung hat Authentizität für dich und deine Arbeit?

SF: Mir ist es ziemlich egal, ob das gerade ein Modebegriff ist. Ich bin schon immer offen und ehrlich mit meinen Kunden und Partnern umgegangen. Ich halte nichts davon, bewusst etwas darzustellen, das man nicht ist.

CG: Warum ist es so schwer für viele Menschen, individuelle Wege zu beschreiten und das zu tun, was uns wirklich ausfüllt?

Arbeit und Spaß - das passt gut zusammenSF: Mit meiner Antwort könnte ich Bücher füllen – ich versuche es mit der Kurzfassung: Ein Beispiel aus meiner Zeit an der Hochschule:

  • Projekt: „Broschüre über den Klettverschluss“
  • Meine Idee: „Lasst uns doch die weiche Seite des Klettverschlusses auf den Buchrücken kleben, dann kann man das Produkt auch gleich fühlen!“
  • Der Prof: „So etwas Unprofessionelles machen wir nicht“
  • Stand heute in der einschlägigen Marketingliteratur: „Der haptische Effekt geht von den Fingerspitzen direkt in das Gehirn – toll, lasst uns mit dem haptischen Effekt arbeiten!“

Dieses Erlebnis und noch einige Ähnliche zeigen mir, dass wir in unserem Bildungssystem zwar viel lernen. Aber auch verlernen, individuell zu sein, sich zu trauen und andere Wege zu gehen – sprich: kreativ zu sein.
Es stehen einem immer gesellschaftliche Regeln im Weg: „Das kannst du doch so nicht machen!“ oder „Macht man das wirklich so?“ – ganz ehrlich … mir bluten die Ohren. Die Fragen sollten heißen: „Bringt es mich und/oder meine Zielgruppe weiter?“, „Welche positiven und negativen Auswirkungen kann es haben?“ oder „Ist es relevant?“… konstruktive Fragen eben, die die Auseinandersetzung mit dem Thema fördern und den nötigen Raum geben, individuelle Wege zu gehen. Fragen, hinter denen man wirklich mit Stolz steht.

CG: Welche Plattformen benutzt du für deinen unternehmerischen Außenauftritt? Verwendest du dort spezielle Stilmittel? Welche Strategie verfolgst du langfristig?

SF: Der Schuster und seine Leisten … leider kann ich lange nicht so viel in meinen unternehmerischen Außenauftritt stecken, wie es nötig wäre und wie ich es teilweise für meine Kundinnen und Kunden mache. Meine favorisierten Plattformen sind Instagram und natürlich meine eigene Webseite (gerade wieder in Überarbeitung). Um meinen Horizont zu erweitern arbeite ich gerade mit zwei großartigen Kolleginnen an meinem Außenauftritt: Mit dir, Christa, und mit Sonja Mayer von yellowmint design. Denn nichts ist zielführender für den Profi selbst als die Unterstützung von anderen Profis. Als Stilmittel haben wir eine persönliche Ansprache mit Humor festgelegt und setzen optisch eine Mischung aus grafisch aufbereiteten Posts und situativen Bilderpostings zusammen – und da wären wir wieder bei der professionellen Authentizität.

CG: Nach gängiger Definition resultiert Authentizität aus einem Sieg des Seins über den Schein. Doch für mich als Unternehmerin ist es nicht immer einfach zu entscheiden, wie weit meine Echtheit auf professioneller Ebene gehen darf. Wie erlebst du diese Auseinandersetzung? Hat Authentizität Grenzen?

SF: Naja klar, alles hat Grenzen. Authentisch sein heißt nicht, sich nackig machen zu müssen. Echt sein heißt: Nichts zu verschweigen, offen und ehrlich zu sein. Deswegen muss ich der Kundschaft nicht gleich meinen Steuerbescheid zeigen. Will der Kunde oder die Kundin aber explizit wissen, wo seine Flyer gedruckt oder seine Website gehostet wird, dann kann ich ihm das natürlich sagen. Und muss nicht vorspielen, eine eigene Druckmaschine oder einen Mega-Server im Keller zu haben. Auch dieses sich größer machen, als man ist, das vor 15 Jahren noch die Kommunikation bestimmt hat … „wir“ satt „ich“ ist heute ein No-Go. Ich kann nur dann eine gute Beraterin sein, wen ich ehrlich, offen und damit authentisch bin. Selbstredend, dass dazu die nötige Höflichkeit gehört.

CG: Mit Authentizität gehen Begriffe einher wie ….

Frauenpower natürlich mit Maske in CoronazeitenSF: a. Ehrlichkeit – verdrehte Wahrheiten sind nicht authentisch, sie verbergen das Echte.
b. Offenheit – wer sich öffnet, gibt viel seiner Persönlichkeit preis. Was könnte echter sein?
c. Höflichkeit – ohne Höflichkeit keine Ehrlichkeit. Vor allem bei der Äußerung von Kritik (konstruktiv).

CG: Was glaubst du: Warum wird Authentizität von vielen Menschen ganz besonders geschätzt?

SF: Das Gefühl, dass das Gegenüber authentisch ist, erzeugt das Gefühl von Vertrauen. Vertrauen ist ein Grundbedürfnis des Menschen – das macht es so besonders.

CG: Zum Schluss ein Blick in die Kristallkugel: Mit welchen Strategien wirst du in den kommenden Jahren die Aufmerksamkeit der potenziellen Kundinnen und Kunden auf dich ziehen?

SF: Ich lege mithilfe von dir und Sonja gerade den Grundstein meiner zukünftigen Ansprache neuer Kunden und Kundinnen: mehr gehaltvolles „ich“, weniger plakatives „wir“, eine strukturierte Übersicht unserer Leistungen und eine ansprechende Darstellung einiger unserer spannendsten Projekte – naja, und regelmäßigeres und gezielteres posten auf Instagram ;D

Christa GoedeDu suchst Texte, Websites und Workshops ohne Werbe-Blabla? Prima, du hast mich gefunden! Gemeinsam mit dir entwickele ich deinen authentischen Markenauftritt, der zu deinem Unternehmen und deinen Zielgruppen passt.
Du möchtest lieber viel selbst machen? Nutze meine Workshops als Rampe zum Durchstarten.

  +49 160 94 441 934   mail@christagoede.de

Bildquelle: Sandra Franck

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen