Rezension

Workbook Gendern – mit leicht umsetzbaren Tipps und Übungen

Pah, wie mich die Diskussionen rund um die geschlechtergerechtere Sprache nerven! Ich finde es einfach nur höflich, andere Menschen nicht aus meiner Sprache auszuschließen. Aber wir werden sie weiter führen müssen – und gleichzeitig durch die massenhafte Verwendung dieser sensiblen Sprache dafür sorgen, dass sie immer normaler wird. Mit dem Workbook Gendern verschaffst du dir das gesamte Wissen, das du dafür brauchst!

Die Autorinnen

Ich freue mich sehr, dass ich die beiden Autorinnen des Workbook Gendern persönlich kenne und ihr geballtes Wissen rund um die geschlechtergerechtere Sprache schon selbst in einem Workshop erleben durfte. Meine beiden Lektorats-Kolleginnen Andrea Görsch und Katja Rosenbohm haben vor einiger Zeit eine GbR gegründet und sind nun mit der Website richtig-gut-schreiben.de gemeinsam unterwegs. Schau doch dort mal vorbei, die Ratgeber, Webinare und Coachings sind super! Kein Wunder also, dass ich mich gemeldet habe, als Leute gesucht wurden, die dieses Buch rezensieren.

Das Buch

Du suchst praxisbezogenes, schnell verfügbares Wissen rund ums Gendern? Dann bist du mit diesem Buch richtig beraten. Denn dort findest du alle Infos rund um die verschiedenen Gendermethoden von Gender-Gap über binäre Sprache bis hin zu Zeichen wie Sternchen, Doppelpunkt und Mediopunkt. Kleine Icons grenzen die einzelnen Kapitel voneinander ab – du weißt also immer, wo du dich gerade befindest.

Mächtig ist der Werkzeugkasten für die geschlechtergerechtere Sprache: Auf jeweils einer Seite fassen Andrea und Katja 18 verschiedene Gendermethoden zusammen! Ganz klar visualisiert haben die beiden auch die jeweiligen Vor- und Nachteile. Hier findest du ganz bestimmt die zu dir und deinem Schreibstil passende Methode, mit der du geschlechtergerechter schreiben kannst. Meine persönliche Lieblingsmethode ist “Verbal umformulieren”. Ich umschreibe also Inhalte in meinen Texten, damit ich ohne das generische Maskulinum auskomme. Oder eben direkt Geschlechter benenne, wenn es sich um eine Frau oder einen Mann oder eine Gruppe von Männern oder Frauen handelt. Für Leute, die mit Werbetext ihr Geld verdienen, ist das die optimale Methode, denn wir wechseln automatisch in die direkte Ansprache. Und können so Leute besser mit unseren Texten mitnehmen. ;-)

Exkurs: von Stadtoberhäuptern und Oberstadtoberhäuptern

ACHTUNG: Non-binäre Personen sind weiterhin ausgeschlossen bei der Doppelnennung. Deswegen verwende ich diese nur sparsam. Doch es gibt Wörter, die ich bisher noch nicht umschreiben kann in eine geschlechtergerechtere Sprache. Mein Lieblingsbeispiel: Bürgermeister oder Bürgermeisterin. Bürgerinnen- und Bürgermeisterin? Oder Bürgerinnenmeister? Funktioniert alles nicht oder ist viel zu umständlich. Stadtoberhaupt gäbe es als entgenderte Alternative. Doch was mache ich, wenn des um den Posten der Oberbürgermeisterin oder des Oberbürgermeisters geht? Oberstadtoberhaupt? Neee … denn das klingt, als wäre da jemand Stadtoberhaupt der Oberstadt. Irgendwie verquast also. Aber auch da wird es bestimmt bald eine Lösung geben. Denn unsere Sprache entwickelt sich ja rasant! Du hast schon eine Lösung? Bitte her damit!

Praktische Übungen und viele gute Gründe fürs Gendern

Wenn du dich mit den 18 Gender-Methoden intensiv auseinandergesetzt hast, kannst du im Anschluss mit Andrea und Katja üben: Anhand von 9 Beispielsätzen zeigst du, was du drauf hast! Direkt nach den Übungen findest du auch noch 11 Gründe, warum du eine geschlechtergerechte Sprache verwenden solltest – falls du immer noch nicht überzeugt bist. Prima fand ich auch die ganzen Buch- und Linkempfehlungen für alle, die es ganz genau wissen wollen.

Dazu passt auch der Genderleitfaden, den ich 2021 im Team mit anderen Mitgliedern des Berufsverbands Text und Konzept e. V. herausgegeben habe. Denn: Eine geschlechtergerechtere Sprache zu nutzen ist recht einfach – wenn wir wissen, wie es geht.

Bist du dabei?

Das Extra: Zwei Top-Argumente pro Gendern

“Wie geht es deinem Partner?” Diese Frage kannst du gerne allen männlichen Gender-Gegnern in einer dieser überflüssigen Diskussionen rund um eine geschlechtergerechtere Sprache stellen. Denn die Antwort wird in den allermeisten Fällen ein empörtes “Partnerin!” sein*. Zack, erwischt. Plötzlich ist es wichtig, das richtige Geschlecht einer Person zu nennen.

Du diskutierst mit Frauen, die Gendern ganz schlimm finden? Bitte sie, einen Augenblick die Augen zu schließen und sich einen Astronauten vorzustellen. Dann frag sie, welches Gesicht sie hinter der Sichtscheibe gesehen haben. Die ehrliche Antwort wird lauten: “Einen Mann.” Rumms, hier ist die Erklärung dafür, warum es so wenige Frauen in der Raumfahrt gibt – oder etwa in technischen Berufen. Wenn kleine Mädchen sich nicht mal in der Sprache als Astronautin erleben dürfen, weil sie ja mit dem generischen Maskulinum nur mitgemeint sind, sollten wir uns nicht über diesen Missstand wundern!

* homosexuelle oder etwa non-binäre Menschen natürlich ausgenommen.

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