Wie viel Transparenz braucht ein Blog?
Eine spannende Frage, die Eva Schumann da in ihrem Blog Tinto im Rahmen einer Blogparade stellt: Wie durchsichtig sollte ein Blog sein? Wie klar sollte ein Beitrag transportieren, unter welchen Bedingungen er zustande kam? Und an welche Regeln sollten sich Blogger halten – und welche davon sind sogar verbindlich? Meine Antwort darauf ist erst mal ganz einfach:
Ein Blog sollte transparent sein. Bis in den aller letzten Winkel.
Ja, ich bin der Meinung, dass ein Blogger sprichwörtlich die Hosen ausziehen sollte, wenn es um die Inhalte in seinem Blog geht: Wo kommen Inhalte her? Gibt es eine Vereinbarung mit einer dritten Partei, die Einfluss auf einen Artikel genommen hat? Wer sponsort das Gewinnspiel und welche Vereinbarung wurde geschlossen? All diese Informationen sollten wir unseren Lesern zur Verfügung stellen – und zwar nicht im Kleingedruckten, sondern gut lesbar und gut sichtbar platziert.
Doch auch bei mir flattern immer mehr Anfragen von Unternehmen ins Postfach, die mich in irgendeiner Weise sponsoren wollen, wenn ich ihre Software/ihr Buch/ihre Dienstleistung in meinem Blog vorstelle und positiv bewerte – die überwiegende Mehrheit möchte einen Blogbeitrag ohne die Auszeichnung als “Sponsored Post”. Mal gibt es ein paar Euro dafür, mal ein Produkt umsonst. Ich lehne solche Anfragen ab mit dem Hinweis auf das Telemediengesetz (§ 6 Besondere Informationspflichten bei kommerziellen Kommunikationen). Dort sind die Regeln festgelegt, die wir in der kommerziellen Kommunikation beachten müssen, zum Beispiel:
- kommerzielle Kommunikation klar kennzeichnen
- Auftraggeber sichtbar machen
- Bedingungen für Gewinnspiele/Preisnachlässe etc. unzweideutig und leicht zugänglich gestalten
Eigentlich ist es doch ganz einfach, oder?
Ich kann aber auch die Blogger verstehen, die sich von diesen Angeboten verführen lassen – zumal viele Blogger finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet sind. Ein Blog bewegt sich nämlich oft in der Grauzone zwischen Job und Hobby: Für einen Job ist das monetäre Ergebnis nicht lukrativ genug, und für ein Hobby ist ein Blog zu zeitaufwendig. Da ist es naheliegend, hier und da ein paar Euro zu kassieren, um das Hobby besser finanzieren zu können. Oder sogar, um dem Traumziel “Vollzeitblogger” ein kleines Stückchen näherzukommen. Wenn da nicht ein ganz großer Haken wäre, denn …
Glaubwürdigkeit ist das Pfund, mit dem wir wuchern.
Wir Blogger finden Leser, weil die Menschen das glauben, was wir schreiben. Wir sind nahe dran an unseren Themen, wir arbeiten frei und unabhängig, wir haben eine eigene Meinung und keinen Auftraggeber, der uns bezahlt. Das macht uns zu einem starken Gegenpol zur Lohnschreiberei für PR und Marketing. Manche von uns sind sogar bezahlte Lohnschreiberlinge wie ich – und wir haben “trotzdem” ein Blog, in dem wir über unsere Arbeit berichten, Tipps zu unserem Spezialgebiet geben und Wissen teilen. Menschen wie ich benutzen also ein Blog nicht in erster Linie, um Geld damit zu verdienen: Wir bloggen, weil wir sichtbarer werden möchten, uns mit Spezialthemen am Markt positionieren wollen oder gerne Wissen teilen. Insgesamt zahlt das Blog bei Leuten wie mir also in die Reputation ein – und damit nur indirekt in die Geldbörse. Aber genau da liegt auch ein Problem:
Unsere Reputation ist in Gefahr!
Wenn wir Produkte vorstellen oder Bücher rezensieren und in diesen Artikeln nicht ganz klar schreiben, dass wir für diese Aufgabe in irgendeiner Form gesponsort wurden, gefährden wir unseren guten Ruf. Doch die Reputation wichtig für unsere Arbeit – neben einer flotten Schreibe und unternehmerischen Tugenden, die wir genau wie alle anderen Selbstständigen haben sollten. Wie sollen die Kunden uns vertrauen, wenn intransparent arbeiten? Gerade wir als Experten für die kommerzielle Kommunikation müssen doch die Spielregeln wie aus dem FF kennen – und natürlich auch einhalten!
Übrigens: Zum Welttag des Buches am 23. April werde ich in diesem Blog wieder ein Buch aus dem O’Reilly Verlag verlosen – denn ich finde die Aktion “Blogger schenken Lesefreude” toll. Und ich werde mich nett bedanken beim Verlag, der mir auch in diesem Jahr wieder ein Buch kostenfrei zur Verfügung stellt. Das ist die einzige Form von Sponsoring, die es in diesem Blog gibt. Und jemals geben wird.
Und Sie? Wie durchsichtig sind Sie?
Wie halten Sie es mit der Transparenz in Ihrem Blog? Welche Anfragen bekommen Sie? Können Sie eine Veränderung in der Qualität der Anfragen feststellen? Und wie halten Sie es mit der Auszeichnung Ihrer Beiträge? Eva Schumann freut sich auf viele weitere Beiträge zu ihrer Blogparade “Wie viel Transparenz braucht ein Blog?”, die noch bis zum 1. Mai 2015 läuft.
Bildquelle: Pixabay
Die Autorin Christa Goede steckt viel Herzblut und noch mehr Expertenwissen in digitale Unternehmensauftritte: Mit individuellen Texten und Konzepten gestaltet sie Websites und Social Media-Auftritte authentisch. Ihre Erfahrung und ihr Wissen als Texterin, Konzepterin, Social Media-Managerin und Bloggerin teilt sie hier im Blog oder live in Workshops und Vorträgen.
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