Im Interview – Cordula Natusch

“Wer mich bucht, bekommt mich.”

Cordula NatuschCordula ist … Trommelwirbel …. Textine wie ich – das heißt, sie ist auch Teil des besten Netzwerks der Welt, dem Texttreff. Wir folgen uns gegenseitig in verschiedenen Sozialen Netzwerken. Ich finde ihren klaren Auftritt toll: Sie agiert sehr überlegt und ist mit dieser Gabe äußerst streitbar, ohne im getippten Gefecht die Contenance zu verlieren. Das finde ich ja grundsätzlich sympathisch ;o) Außerdem macht sie schöne Hamburgfotos!
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen dieses spannenden Interviews.


CG: Als Texterin, Konzeptionerin, Beraterin und Lektorin bist du spezialisiert auf Wirtschaftsthemen. Außerdem unterstützt du Selbstständige dabei, sich mit Ratgebern, Sach- und Fachbüchern am Markt als Expertinnen und Experten zu positionieren. Und dann bist du noch die Fachfrau für alle, die Hamburg abseits der Pfade erleben möchten – inklusive Blog und einem eigenen Buch. Wie wichtig ist deine eigene Person in deinen Berufsalltag?

CN: Für mich als Soloselbstständige natürlich sehr wichtig. Wer mich bucht, bekommt mich, mein Wissen, meine Erfahrung und meine Persönlichkeit – nichts sonst. Ich bin also meine eigene Marke, in all meinen Fassetten.

CG: Was macht diese Personenmarke aus?

CN: In allem, was ich mache, steckt ganz viel Cordula drin: eine Mischung aus Leidenschaft und gesundem Pragmatismus, außerdem meine Begeisterung für Sprache, Literatur und Bücher, mein Interesse an Wirtschaft, an Natur und Kultur. Kunden und Kundinnen arbeiten mit mir, weil ich so bin, wie ich bin. Ich mache Wirtschaftstexte, weil ich Wirtschaft und Finanzen spannend finde. Ich erkläre leidenschaftlich gern Hintergründe und Zusammenhänge, deshalb bearbeite ich Ratgeber und Sachbücher. Ich liebe Hamburg und Norddeutschland, also schreibe ich darüber. Ich reagiere empfindlich auf Ungerechtigkeiten, daher berate ich Autoren und Autorinnen auf ihrem Weg zum eigenen Buch und versuche, sie vor Fallen wie Druckkostenzuschussverlagen, unfairen Konditionen in Verlagsverträgen und unseriösen Versprechungen wie „Der schnelle Weg zum Bestseller“ zu bewahren. Ich habe das große Glück, in meinem Beruf ganz ich sein zu dürfen.

CG: Authentizität ist ein Modebegriff – viele Unternehmen und Selbstständige schreiben sich Echt sein auf die Fahnen. Welche Bedeutung hat Authentizität für dich und deine Arbeit?

CN: Eine immens große – auf verschiedenen Ebenen. Wer eine solch persönliche Dienstleistung wie ein Lektorat, eine Beratung oder einen Text bestellt, bucht immer auch die Person, die dahintersteht, mit all ihren Eigenheiten, Werten, Besonderheiten. Das sind oft sogar die ausschlaggebenden Punkte bei der Auftragsvergabe. Diese Person soll dann die Vorstellungen des Kunden oder der Kundin umsetzen. Und das Ergebnis muss zum Auftraggeber und zur Auftraggeberin passen. Im Lektorat beispielsweise besteht die Herausforderung darin, ein Manuskript effektiv zu verbessern, ohne die Stimme des Autors oder der Autorin zu verfälschen. Ich muss den Text bearbeiten, aber er soll auch nach meiner Bearbeitung als der des Kunden oder der Kundin erkennbar, also authentisch, sein. Das ist eine Gradwanderung: Einerseits muss ich mich einbringen, andererseits auch zurücknehmen. Das geht meiner Meinung nach nur, wenn ich mich für meine Arbeit nicht verbiegen muss – was ich aber auch ohnehin nicht will. Anderenfalls wird die Arbeit am Text zum Krampf – mit einem entsprechenden Ergebnis. Es kommt immer wieder vor, dass ich Projekte ablehne, weil sie nicht zu mir passen und ich nicht zu ihnen.
Mindestens ebenso wichtig ist das Thema „Authentizität“ in meinen Beratungen und Kursen für Autoren und Autorinnen. Um mit einem Expertenbuch, also mit einem Ratgeber oder Sachbuch zur Positionierung, erfolgreich zu sein, ist Authentizität meiner Meinung nach ein wesentlicher Faktor. Es gibt am Markt viele Anbieter, die nach dem Motto „Schreib in Buch in einer Woche“ arbeiten. Da wird dann ein Thema nach Schema X in eine Gliederung heruntergebrochen, der Text möglichst schnell produziert und auf den Markt geworfen. Da geht es nicht darum, dem Leser oder der Leserin Inhalte zu vermitteln, als Experte die eigenen Herangehensweisen zu demonstrieren oder als Expertin ein unverwechselbares Profil zu entwickeln. Wichtig ist nur noch, ein Buch auf der Publikationsliste zu haben, egal wie das dann aussieht. Allerdings geht bei einem solch mechanischen, lieblosen Vorgehen all das verloren, was den Experten oder die Expertin persönlich ausmacht, was ihn oder sie von der Konkurrenz abhebt. Nahezu jede Beraterin oder Trainerin, jeder Coach oder Speaker sieht sich einem riesigen Wettbewerb mit anderen Experten und Expertinnen gegenüber. Schlechte Bücher helfen in einem solchen Marktumfeld überhaupt nicht weiter, weil sie die Glaubwürdigkeit untergraben.
Ich ermutige meine Kunden und Kundinnen immer, beim Schreiben die eigene Persönlichkeit stärker zu betonen, ein authentisches, echtes Buch zu veröffentlichen – und kein Instantprodukt, das sich nicht von anderen Instantprodukten unterscheidet. Positionierung entsteht, indem man Position bezieht: Was macht mich und mein Angebot besonders? Wie kann ich das authentisch vermitteln? Wie zeige ich, dass ich glaubwürdig bin? Das ist der langwierigere und schwierigere Weg, aber meiner Meinung nach der erfolgreichere. So verhindert man, im Einheitsbrei unterzugehen.

CG: Warum ist es so schwer für viele Menschen, individuelle Wege zu beschreiten und das zu tun, was uns wirklich ausfüllt?

CN: Aus laienpsychologischer Sicht behaupte ich mal: weil es mühsam ist. Um zu wissen, was uns wirklich ausfüllt, müssen wir uns erst einmal intensiv mit uns selbst auseinandersetzen. Uns selbst genau kennenlernen und vielleicht auch von angeblichen Gewissheiten Abschied nehmen. Das kann auch schon mal wehtun. Und dann bedeutet der individuelle Weg auch oft, dass wir gegen den Strom schwimmen, das ist anstrengend. Es ist einfacher und bequemer, sich treiben zu lassen und das zu machen, was alle tun.

CG: Welche Plattformen benutzt du für deinen unternehmerischen Außenauftritt? Verwendest du dort spezielle Stilmittel? Welche Strategie verfolgst du langfristig?

Cover Buch Hamburg abseits der Pfade von Cordula NatuschCN: Derzeit konzentriere ich mich darauf, mich als die „Expertenbuch-Expertin“ zu positionieren. Die wichtigste Plattform dafür ist meine Website mit dem zugehörigen Blog. In der Regel einmal in der Woche verschicke ich einen E-Mail-Newsletter an Abonnenten, um über aktuelle Themen und Entwicklungen auf dem Buchmarkt und natürlich meine Angebote zu berichten oder Blogartikel zu teilen. Am liebsten aber bin ich bei Veranstaltungen wie der Buchmesse in Frankfurt und Leipzig oder dem Selfpublishing-Day dabei, halte Vorträge, gebe Workshops und spreche mit den Menschen. Gerade diesen direkten Kontakt möchte ich weiter ausbauen.

CG: Nach gängiger Definition resultiert Authentizität aus einem Sieg des Seins über den Schein. Doch für mich als Unternehmerin ist es nicht immer einfach zu entscheiden, wie weit meine Echtheit auf professioneller Ebene gehen darf. Wie erlebst du diese Auseinandersetzung? Hat Authentizität Grenzen?

CN: Selbstverständlich gibt es auch Themen, die ich nicht in die Öffentlichkeit trage. Das sind aber höchst persönliche Fragen, bei denen es im Zweifelsfall niemanden etwas angeht, wie ich „in echt“ bin. Außerdem bin ich privat wohl temperamentvoller und spontaner, als meine Kunden und Kundinnen vermuten. Im Job bin ich deutlich sachlicher. Das liegt jedoch nicht daran, dass ich mich dort etwa verstellen würde. Aber wenn ich einen Text bearbeite oder einen Autor beziehungsweise eine Autorin strategisch berate, brauche ich die professionelle Distanz, um den jeweils besten Weg zu finden. Man sollte sich nicht in bestimmte Lösungen verlieben, sondern offen und flexibel bleiben.
Ansonsten hat Authentizität viel mit Werten zu tun. Und meine Werte vertrete ich auf allen Ebenen. Ich lasse mich also in der Regel mit Klarnamen auch auf kontroverse Diskussionen ein, beziehe Position und mache mich damit angreifbar. Das hat sicher auch Auswirkungen auf meinen Job, vermutlich sortieren mich einige Personen von vornherein aus, wenn sie eine Dienstleistung zu vergeben haben. Aber das muss ja nichts Schlechtes sein. Wer mit meinen Werten völlig verquergeht, für den komme ich als Auftragnehmerin ohnehin nicht infrage. Mein Gegenüber erspart sich also die Kontaktaufnahme, ich erspare es mir, den potenziellen Auftrag zu prüfen und dann abzusagen.
Eigentlich finde ich es schwieriger, wenn ich bei meinem Gegenüber keinerlei Authentizität erkennen kann. Wenn jemand echt ist, kann ich ihn nach einer Kennenlernphase einschätzen. Ich weiß, für welche Themen er steht, mit welchen Reaktionen ich in bestimmten Situationen ungefähr rechnen kann etc. So ist derjenige halt, damit kann ich umgehen. Wenn jemand hingegen nicht echt, nicht authentisch ist, wonach handelt er dann? Wie erkenne ich, ob er mir gegenüber ehrlich ist oder mir nur etwas vorspielt? Wie also kann ich dann Sein und Schein auseinanderhalten? Das löst Unsicherheit aus und ist anstrengend.

CG: Mit Authentizität gehen Begriffe einher wie ….

CN:
a. Werte. Wofür stehe ich? Was ist mir wichtig? Was lehne ich ab? Was ich denke und fühle, was ich sage und wie ich handele: Das alles sollte aus einem Guss sein. Und die gemeinsame Klammer dafür bilden meine Werte.
b. Ehrlichkeit. Zur Authentizität gehört, ehrlich sich selbst und anderen gegenüber zu sein und zum eigenen So-Sein zu stehen. Es gilt also, sich seine Schwächen einzugestehen und sie nicht krampfhaft hinter einer Fassade zu verbergen. Unsere Fehler machen uns menschlich. Und niemand hindert uns daran, an ihnen zu arbeiten.
c. eigene Stimme. Über die Art, wie wir sprechen und schreiben, verraten wir viel über uns selbst. Bin ich eher sachlich oder ist jede Aussage mit einem lockeren Spruch garniert? Pflege ich einen gehobenen Sprachstil oder benutze ich eher eine innovative Jugendsprache? Das sind in der Kommunikation – auch mit potenziellen Kunden – wichtige Signale, die meinem Gegenüber zeigen, ob wir zueinander passen oder nicht.

CG: Was glaubst du: Warum wird Authentizität von vielen Menschen ganz besonders geschätzt?

CN: Authentizität hilft uns, uns in dieser zunehmend unübersichtlichen Welt zu orientieren – das denke ich zumindest (ich bin aber keine Psychologin). Wir wollen glauben, dass jemand wirklich so ist, wie er erscheint, und uns nicht nur etwas vorspielt oder sich permanent verstellt. Das hat viel mit Vertrauen zu tun. Ist es jemand wert, dass ich ihm vertraue? Oder muss ich befürchten, dass das Verhalten, das in mir Vertrauen auslöst, nur vorgetäuscht ist?
Und dass wir selbst authentisch sind und leben, fordert unsere individualisierte Gesellschaft ja permanent von uns: „Sei du selbst!“ Schau dir nur mal an, wie viele Menschen davon reden, sich mit ihren „Herzensbusiness“ selbstständig gemacht zu haben. Daran ist ja grundsätzlich nichts Schlechtes – wobei ich den Begriff nicht mag, der ist mir (als Wirtschaftslektorin) zu blumig. Man darf sich dabei aber nicht in Träumereien verlieren, sondern sollte realistisch bleiben. Denn absurderweise wird uns ja gleichzeitig beispielsweise auf Instagram eine komplett künstliche Welt vorgespielt. Wer das für authentisch hält, erlebt eventuell schnell eine böse Überraschung. Da war er wieder, mein Pragmatismus …

CG:  Zum Schluss ein Blick in die Kristallkugel: Mit welchen Strategien wirst du in den kommenden Jahren die Aufmerksamkeit der potenziellen Kundinnen und Kunden auf dich ziehen?

CN: Mir ist es wichtig, mich nicht von fremden Plattformen abhängig zu machen, daher werde ich mich auch weiterhin auf meine eigenen Inhalte konzentrieren, also meinen Blog und meinen E-Mail-Newsletter pflegen. Außerdem möchte ich mehr Gastartikel schreiben und Interviews geben, um mein Angebot bekanntzumachen und mich von den genannten „Schnell-mal-ein-Buch-raushauen“-Angeboten abzugrenzen. Social Media mache ich natürlich auch, aber immer mit dem Ziel, die Menschen in meine eigenen Kanäle zu lenken. Sehr gut funktionieren bei mir kurze, kostenlose Webinare rund ums Bücherschreiben, da ist das Interesse immer groß.
Auch offline habe ich gute Erfahrungen mit Veranstaltungen gemacht, also mit Sprechstunden, Vorträgen und Workshops auf Messen oder dem Selfpublishing-Day. Das möchte ich in jedem Fall weitermachen, auch weil es mir viel Spaß macht. Und dann werde ich natürlich selbst auch Bücher schreiben, um mich als Expertin für das Bücherschreiben, -veröffentlichen und -vermarkten zu positionieren. Die ersten sind schon in der Pipeline.

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Bildquellen: Portrait Miriam Böttner, Buchcover Braumüller Verlag

2 Kommentare zu „Im Interview – Cordula Natusch“

    1. Danke dir, Cordula, dass du die Fragen so detailreich und persönlich beantwortet hast ;o)
      Es macht so viel Spaß, all diese unterschiedlichen Interviews zu lesen!

      Liebe Grüße sendet
      Christa

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