Hate speech – es kann jeden treffen

Hassreden im Internet: Was wir alle dagegen tun können.

hatespeech-counterspeechDer Ton im Internet und in den Sozialen Netzwerken wird von Tag zu Tag rauer – es gibt immer mehr persönliche Angriffe, Beleidigungen und übergriffige Formulierungen. Manche Menschen haben in Social Media scheinbar den letzten Rest Anstand verloren und andere Menschen aus ganz verschiedenen Gründen zum sprichwörtlichen Abschuss freigegeben. Gleichzeitig kommen die Sozialen Netzwerke ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht nach und löschen Hassbeiträge weder konsequent noch nach einem klar erkennbaren Muster – die ominösen Gemeinschaftsstandards von Facebook sind ein Musterbeispiel für dieses verantwortungslose Verhalten. Dazu kommt, dass sich die deutschen Strafverfolgungsbehörden nach wie vor schwer damit tun, schnell gegen Hassredner vorzugehen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass zwischen Anzeige und Verurteilung 1,5 Jahre vergehen können – wenn überhaupt etwas passiert.

Darüber hinaus reicht es nicht, auf Polizei und Staatsanwaltschaft zu warten, wir alle sind gefragt! Meiner Meinung nach ist es höchste Zeit, sich ganz klar gegen Hass zu positionieren und Gesicht zu zeigen. Counter speech – also die Gegenrede zur Hassrede – ist eine Methode, wie wir alle uns engagieren können. Auch wenn die Wirkung von Counter speech in der Forschung umstritten ist, ist die Gegenrede doch eine Methode, mit der wir sichtbar Position beziehen können. Und Haltung ist gefragt in diesen Tagen!

Was genau ist eigentlich Hate speech?

Mit Hate speech werden alle digitalen Sprachformen bezeichnet, in den Hass zum Ausdruck kommt. Ziel dieser Hassreden ist immer die Herabsetzung oder die Verunglimpfung einer bestimmten Personen oder von Personengruppen. Hate speech ist oft strafbar (Volksverhetzung, Beleidigung etc.), manchmal kommen die Hassreden aber auch ohne strafrechtlich relevante Inhalte aus. Hate speech beinhaltet immer eine bestimmte Systematik, zum Beispiel:

  • Gleichsetzung“Alle Moslems sind  Terroristen!”
  • Verschwörung – “Die Flüchtlinge werden hierher geholt, weil die deutsche Bevölkerung ausgetauscht werden soll.”
  • Postfaktische Botschaften – “Merkel ist schuld!!!11!!!!”
  • Gruppenbildung – “Wir müssen aufpassen, dass unsere Kinder in der Schule nicht verschwult werden!”
  • Schuldzuweisung“Kein Wunder, dass die Tussi vergewaltigt wurde – so kurz, wie ihr Rock war!”

Alle Erscheinungsformen von Hate speech setzen pauschal eine bestimmte Bevölkerungsgruppe herab. Hassreden werden leider heute über so gut wie jede Menschengruppe geschwungen: Homosexuelle oder Transgender, Frauen, dicke oder dünne Menschen, Rothaarige oder Menschen, die einen Opel fahren oder Kleidung tragen, die nicht dem Mainstream entspricht. Kurz: Es kann jeden treffen! Und deshalb ist es auch so wichtig, energisch gegen jede Art von Hate speech vorzugehen.

Counter speech: Es führen viele Wege zum Ziel.

Counter speech ist die Gegenrede – also die direkte Antwort auf eine Hassrede. Doch vorab: Es gibt nicht den einen richtigen Weg in Sachen Counter speech. Jeder von uns hat eigene Mittel und Wege, einen eigenen Stil und eigene Vorlieben in Sachen Kommunikation. Mein liebstes Stilmittel ist zum Beispiel die Ironisierung – doch das liegt nicht jedem und Humor birgt durchaus auch Gefahren. Darüber hinaus zeige ich klare Kante – das heißt, ich positioniere mich öffentlich und sage laut, was ich denke. Und ich bin mittlerweile Freundin des großzügigen Löschens innerhalb eines Moderations-Prozesses – nicht erst dann, wenn strafrechtlich Grenzen überschritten werden. Argumente auszutauschen hat meiner Erfahrung nach in diesen postfaktischen Zeiten leider immer öfter keinen Sinn. Aber das mag jeder Mensch für sich selbst entscheiden, welche der hier vorgestellten Counter speech-Methode er wählt für sein Engagement gegen Hassredner:

Grüner Haken - alles okayIgnoranz – Hate speech erzeugt keine einzige Reaktion.

  • Vorteil: Entzug der Aufmerksamkeit, Debatten laufen sich tot.
  • Nachteil: Debatten, in denen Hassreden ignoriert werden, wirken häufig abschreckend auf die Menschen, die Ziel des Hate speech sind.

Grüner Haken - alles okayModeration – Beleidigungen, Off-Topic oder destruktives Debattenverhalten abmahnen und löschen. 

  • Vorteil: Eröffnet betreute Räume für Debatten im gepflegten Stil, Menschen, die Ziel von Hate speech wurden, müssen sich nicht zurückziehen.
  • Nachteil: Aufwendig und teuer. Verzerrung möglich, wenn keine klaren Moderationsregeln existieren.

Grüner Haken - alles okayIronisierung – auf Hassreden humorvoll antworten. 

  • Vorteil: Haltung beweisen und gleichzeitig die Absurdität einiger “Argumente” aufzeigen. Humor hat oft auch therapeutische Wirkung.
  • Nachteil: Die Fronten können sich verhärten, da Dialoge so oft nicht mehr möglich sind.

Grüner Haken - alles okayDeeskalation – hinterfragen, vermitteln oder auch eine Diskussion kontrolliert verlassen. 

  • Vorteil: Offenheit auch bei schwer zu ertragenden “Argumenten”. Hilft unter Umständen, den Hassredner nicht in noch extremere Positionen zu treiben.
  • Nachteil: Erfordert Ruhe, Zeit, Geduld und jede Menge mentale Stärke.

Grüner Haken - alles okayGruppen bilden – Angegriffene verteidigen und Hassreden öffentlich machen. 

  • Vorteil: Zeigt, dass im Netz niemand allein gelassen wird, und schafft eine Gegenöffentlichkeit.
  • Nachteil: Viele Angreifer wollen den öffentlichen Diskurs und scheuen auch die fehlende Anonymität nicht. Lockt eventuell weitere Hassredner an.

Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Methoden und Ideen – hier ein paar Lesetipps:

  • no-hate-speech.de – viele Infos und praktische Memes für die Sozialen Netzwerke.
  • Netz gegen Nazis – jede Menge Artikel und Hintergrundberichte zum Thema Hate speech und auch praktische Tipps.
  • Amadeu Antonio Stiftung – no-nazi.net auf Facebook beschäftigt sich mit Rechtsextremismus in Sozialen Medien und Hate speech.
  • Saferinternet.at – auf dieser österreichischen Seite gibt es einen detailreichen Leitfaden zum Download.
  • Hass hilft – diese tolle Aktion versilbert Hasskommentare und spendet Geld für Flüchtlinge und gegen Rechts.
  • Hooligans gegen Satzbau – die Hools sind auf Facebook aktiv und kämpfen mit dem Duden sowie jeder Menge Humor gegen Hassreden.

Zum Schluss: An die eigene Nase fassen schadet nie!

Klick und weg: In Sekundenbruchteilen können wir jeden Beitrag in den Sozialen Netzwerken teilen. Ab und zu haben wir ihn vorher nicht mal genau gelesen und auch nicht auf seinen Wahrheitsgehalt hin überprüft – mir ist das auch schon mehr als ein mal passiert. In meinem Blogbeitrag “Krisenkommunikation mal ganz anders”  habe ich 7 Regeln zusammengefasst, mit denen wir alle unser Verhalten in den Sozialen Netzwerken überprüfen können – ob im Falle einer Krise oder im Social-Media-Alltag. Manchmal lohnt es sich auch, bei einem geplanten Posting genauer hinzugucken: Im Blogbeitrag “Tipps zur Internet-Recherche” erkläre ich einige Tools und Methoden, mit denen du Inhalte auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen kannst. Und in “Wieder da” findest du meine persönlichen Social-Media-Leitlinien.

Jetzt du: Welche Methoden kennst du noch, aktiv gegen Hassredner im Internet vorzugehen?

Bild: Pixabay

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2 Kommentare zu „Hate speech – es kann jeden treffen“

  1. Dir ist schon bekannt, dass unter dem Begriff “Fake News” einzelne Nazis ins Schaufenster gestellt werden und anhand dieser Beispielfälle Regelungen und Tabus etc. geschaffen werden, die die Meinungsfreiheit und Pressefreiheit massiv einschränken.

    Die wahren Fake News findest Du beispielsweise täglich in den Leitmedien zum Syrienkonflikt, wo man sich nicht scheut, gemeinsame Sache mit der Al Qaida von Aleppo zu machen und die Propagandalügen dieser “Rebellen” zu verbreiten.

    Wer sich dagegen wehrt, wird als Fake Newser diskreditiert. Egal, ob man dabei Wissenschaftler zitiert etc. Wer nicht der Propaganda huldigt, verbreite Fakes. Beispielnazis haben diese unsägliche Instrumentalisierung möglich gemacht.

    1. Hallo “Jens”,

      “wahre Fakenews”? Hm … ;o)
      Ja, mir ist bekannt, dass wir in Sachen Nachrichten ein Vertrauensproblem haben. Deine eigene Website macht dieses Vertrauensproblem nicht wirklich besser – im Gegenteil. Mich gruselt es, wenn ich alleine die von dir gewählte Sprache auf mich wirken lasse … noch dazu kein Impressum, kein Gesicht, gar nichts. Gibt es wirklich Leute, die glauben, was du da schreibst? Unfassbar …

      Liebe Grüße sendet
      Christa

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