Im Interview – Doreen Köstler

“Authentizität ist kein einmal erreichter Status quo.”

Portrait Doreen KöstlerDoreen ist Textine wie ich, sie fährt leidenschaftlich Rad und sie lacht gerne, viel und laut. Ich freue mich also immer, wenn ich sie mit ihrer ansteckenden Fröhlichkeit erleben darf ;-)  Und es gibt noch eine Gemeinsamkeit: Unsere Leidenschaft für Blümchentattoos!
Ziemlich klasse finde ich auch ihr Engagement für Frauennetzwerke: Hier sorgt sie auf ihre charmante, zielstrebige Art dafür, dass Frauen sich weiter vernetzen, sich gegenseitig fördern und schafft Bühnen für die, die gerne ihr Wissen teilen. Und genau so ist auch dieses Interview geworden – freundlich, informativ und reflektiert.


CG: Du bist genau wie ich Texterin und Konzeptionerin – außerdem machst du auch noch PR. Eine weitere Ähnlichkeit: Wir beide lieben Rad fahren. Wobei du mit deinem Rennrad mal eben über die Alpen radelst oder von Schweden nach Deutschland – da kann ich nicht mithalten als Freizeitradlerin ;o) Außerdem bist du 1. Vorsitzende der UfUs, eines umtriebigen Unternehmerinnen-Netzwerks. Wie organisierst du dich, um zwischen Schreibtisch, Rad und Engagement einen kühlen Kopf zu behalten?

DK: Ganz ehrlich: Das Organisieren ist manchmal schwierig und der gewünschte kühle Kopf kommt oft ziemlich ins Rauchen. Meine Regel: Der Job hat immer Prio-Stufe A, dann kommt das Ehrenamt – das ist inzwischen glücklicherweise nur noch der UfU e. V. An all die damit verbundenen Aufgaben gehe ich mit dem gleichen Grad an Professionalität, Einsatz und Liebe zum Detail heran wie an die, die meine „Brotjobs“ so mit sich bringen. Anders funktioniert das meiner Meinung nach auch nicht. Ehrenamt ist zwar ehrenamtlich, aber niemals nur nebenbei. Praktisch heißt das, dass ich in meiner Wochenplanung auch feste Zeitfenster dafür berücksichtige. So bleibt (meistens) genug Zeit für Familie, Freunde und Hobbys.

CG: Authentizität ist ein Modebegriff – viele Unternehmen und Selbstständige schreiben sich Echtsein auf die Fahnen. Welche Bedeutung hat Authentizität für dich und deine Arbeit?

Doreen fährt RennradDK: Eine sehr, sehr große! Bis mir das bewusst wurde, ist jedoch einige Zeit ins Land gegangen. Ein großer Anschubser war der Übergang ins Freiberuflerdasein. Ich wusste damals zwar, was ich nicht mehr wollte, aber auch noch nicht genau, wie ein neuer oder veränderter Weg aussehen kann. Der Blick auf die vergangenen zwölf Jahre zeigt, dass ich ihn gefunden habe. Ich liebe das, was ich tue, mag Zusammenarbeit auf Augenhöhe und ein Miteinander, das auf Wertschätzung und Offenheit basiert – das spüren meine Kunden. Und sie schätzen, dass ich in Lösungen, nicht in Problemen denke, sie mich um Rat fragen können, ich im Zweifelsfall mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg halte und das eine oder andere Mal den Finger in Wunden lege. Dass ich eher fröhlich durchs Leben gehe, spielt sicher auch eine nicht zu unterschätzende Rolle.

CG: Warum ist es so schwer für viele Menschen, individuelle Wege zu beschreiten und das zu tun, was uns wirklich ausfüllt?

DK: Schwierige Frage. Ich glaube, das ist ein Zusammenspiel aus dem Bestreben, Erwartungen anderer zu erfüllen, dem Ausleben bestimmter Rollen, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, sowie diversen Geschlechts- und Berufsstereotypen. Wer bin ich? Was will ich eigentlich? Wo muss mein Weg entlangführen, dass ICH glücklich bin, dass ICH tue, was mich ausfüllt? Sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, erfordert jede Menge Mut. Und vorab jede Menge Selbstreflexion sowie den unbedingten Willen, überhaupt etwas ändern zu wollen. Denn klar ist auch: Solch ein Prozess kann auch angsteinflößend, kraftzehrend und mit etlichen Hürden gespickt sein. Noch dazu ist Authentizität kein einmal erreichter Status quo – jeder Mensch entwickelt sich weiter, neue Facetten formen die Persönlichkeit, andere verlieren dagegen an Bedeutung. Puh, wie anstrengend! Da ist es doch viel einfacher, nicht auszubrechen … ;)

CG: Welche Plattformen benutzt du für deinen unternehmerischen Außenauftritt? Verwendest du dort spezielle Stilmittel?

DK: Ich habe eine Website, eine Facebook-Unternehmensseite und ein Profil auf XING. Wobei ich zugeben muss, dass ich diese drei Kanäle momentan eher stiefmütterlich behandle. Aktiver bin ich auf meinen privaten Accounts bei Facebook und Instagram, wo alles landet, wofür mein Herz schlägt. Und genau darüber sind einige Herzensprojekte zu mir gekommen. Stilmittel? Ja, ich. Ohne Schere im Kopf. Mit allen Freudentaumeln und auch mal ein paar Stoßseufzern.

CG: Nach gängiger Definition resultiert Authentizität aus einem Sieg des Seins über den Schein. Doch für mich als Unternehmerin ist es nicht immer einfach zu entscheiden, wie weit meine Echtheit auf professioneller Ebene gehen darf. Wie erlebst du diese Auseinandersetzung? Hat Authentizität Grenzen?

Doreen mit anderen Rennrad-FahrendenDK: Wie ich diese Auseinandersetzung erlebe? Immer entspannter! Höflichkeit, Freundlichkeit und Entgegenkommen, das Einhalten normaler Konventionen setze ich immer als gegeben voraus – im Beruflichen wie im Privaten. Das heißt aber nicht, dass ich mich bis zur Unkenntlichkeit verbiege. Ich verkleide mich nicht mehr mit Anzug oder Kostüm, wenn ich zu Terminen fahre, nehme nicht mehr jeden Auftrag an und beende eine Zusammenarbeit inzwischen, wenn es zwischenmenschlich so gar nicht passt. Denn Authentizität heißt für mich auch, glaubwürdig zu sein, zu den eigenen Prioritäten und Überzeugungen zu stehen, konsequent zu sein. Grenzen ziehe selbst ich natürlich: Auch wenn ich generell recht offen agiere und kommuniziere – auch mal über Schwächen und Niederlagen –, muss nicht jeder alles über mich wissen.

CG: Mit Authentizität gehen Begriffe einher wie ….

DK: a. Glaubwürdigkeit, b. Empathie, c. Mut

CG: Was glaubst du: Warum wird Authentizität von vielen Menschen ganz besonders geschätzt?

DK: Mal ehrlich: Es ist doch viel angenehmer, mit authentischen Menschen zu tun zu haben. Die zu ihren Stärken, aber auch zu ihren Ecken und Kanten stehen. Das bietet Raum, sich gegenseitig zu inspirieren und miteinander zu wachsen, öffnet neue Blickwinkel, gibt aber auch Sicherheit und schafft Vertrauen.

CG: Zum Schluss ein Blick in die Kristallkugel: Mit welchen Strategien werden Unternehmen in den nächsten Jahren die Aufmerksamkeit der potenziellen Kundinnen und Kunden auf sich ziehen?

DK: Statt Kristallkugel eher ein Wunschkonzert: Philosophie und Werte nicht nur auf geduldiges Papier bannen, sondern ehrlich leben. Etwas bewegen wollen und nicht nur Umsätze und Gewinne im Blick haben. Kundinnen und Kunden ernst nehmen, auf Kritik nicht mit Floskeln und Textbausteinen reagieren. Sich nicht aus den gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen und Diskussionen heraushalten, sondern Gesicht zeigen, Stellung beziehen und auch mal Gegenwind aushalten.

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Bildquellenangabe: Doreen Köstler

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