Im Interview – Martina Bloch

“Authentizität wird durch das eigene Handeln sichtbar, nicht durch Absichtserklärungen.”

Martina Blog - PortraitMeinungsstark, um keine Antwort verlegen und dazu noch eine beeindruckende körperliche Erscheinung – mit Martina Bloch verbinden mich nicht nur diese, sehr schnell wahrnehmbaren Merkmale. Martina und ich können auch wunderbare Gespräche führen über das Leben und das Leiden. Und wir helfen uns gegenseitig, wann immer wir können. Doch das Allertollste ist: Die selbstständige Akquisefachfrau  hat genau wie ich einen tiefschwarzen Humor. Also lachen wir gemeinsam noch an Stellen, an denen andere schon ausgestiegen sind ;o) Um so mehr freue ich mich, dass Martina Zeit gefunden hat, meine Fragen zur Authentizität zu beantworten – vielen Dank!

Kennengelernt haben wir beide uns übrigens über die Digital Media Women – dieses tolle Netzwerk, das mir schon so viele wunderbare Bekanntschaften und Freundschaften beschert hat!


CG: Du hast eine Agentur für Unternehmenskontakte und gewinnst im Auftrag neue Kunden für erklärungsbedürftige Produkte und Dienstleistungen. Außerdem gibst du dein Wissen rund um das Angstthema „Kaltakquise“ an Unternehmen und Selbstständige weiter. Wie ist das, wenn du selbst telefonierst im Kundenauftrag: Wie viel „Martina“ schwingt da noch mit?

MB: Jede Menge Martina, nur eben nicht die ganze Martina. Weil ich zwischen Beruf und privat gut trennen kann. Der Beruf braucht die Eloquenz, das Hinhören können, die rasche Auffassungsgabe. Nicht aber den schwarzen Humor, den manchmal sehr kritischen Blick, das Hinterfragen, die persönliche Meinung.

CG: Authentizität ist ein Modebegriff – viele Unternehmen und Selbstständige schreiben sich Echt sein auf die Fahnen. Welche Bedeutung hat Authentizität für dich und deine Arbeit?

MB: Dieses Aushängeschild Authentizität (was für ein Wort!) ist wie dieses Intro: jetzt mal ganz ehrlich … ziemlich grässlich! Wenn ich dazuschreiben muss, dass ich ehrlich und/oder authentisch bin, dann mache ich doch grundsätzlich etwas falsch. Durch mein Sein, mein Tun, meine Kommunikation können andere erkennen, wie ich bin und ticke, ohne dass ich ihnen das noch explizit erklären muss. Authentizität wird durch das eigene Handeln sichtbar, nicht durch Absichtserklärungen.

CG: Warum ist es so schwer für viele Menschen, individuelle Wege zu beschreiten und das zu tun, was uns wirklich ausfüllt?

MB: Weil viel zu viele so große Angst davor haben, nicht gemocht zu werden. Lieber im Mainstream mitschwimmen, als anders zu sein. Nur nicht anecken. Damit viele über sie reden und schreiben: „Hach, die wunderbare XYZ ist so toll, einfach herrlich!“ Bei mir schreiben das nicht so viele. Die es aber schreiben und sagen, sind genau die Richtigen. Ich lebe mehr nach dem Motto von Franz-Josef Strauß, der sagte: „Everyones Darling is everyones Arschloch.“
Fairerweise muss ich dazu sagen: Ich hatte es auch einfacher, anders zu sein, als viele. Denn ich war schon mit 15 allein durch meine Körpergröße so anders: Mit 15 schon 1,85 m groß zu sein macht es schlicht unmöglich, zu sein wie die anderen. Bei mir wurde die körperliche Größe durch meine große Klappe noch verstärkt. Für viele schwer auszuhalten, weil mir dies Weichspülen einfach nicht gut gelingt, selbst wenn ich es intensiv versuche. 😊
Das, was früher manchmal schwer für mich und andere war, ist heute ein Markenzeichen von mir: Ich spreche Klartext 😊
Ich bin ein Mensch mit Ecken und Kanten, die ich gerne zeige. Bei mir weiß man aber immer auch, woran man ist, weil ich niemandem aus opportunistischen Gründen schöntue. Lieber sage ich mal nix. (Was mir – zugegebenermaßen – schwerfällt, was aber oft der diplomatischere Weg ist).

CG: Welche Plattformen benutzt du für deinen unternehmerischen Außenauftritt?

MB: Xing, Twitter, LinkedIn hoffentlich bald mehr, Facebook, mein Blog.

CG: Verwendest du dort spezielle Stilmittel?

MB: Wenn kritische Bemerkungen ein Stilmittel sind, dann ja. Weil ich nicht einfach hinnehme, was geschrieben wird, wurde mir schon mal gesagt, ich sei ein Troll. Erst hat mich das verletzt, heute sehe ich es als eine Bemerkung, die klar machte, wie bedrohlich es auf die Frau wirkte, dass ich nicht einfach zustimmte, sondern kritisch hinterfragte oder widersprach.

CG: Nach gängiger Definition resultiert Authentizität aus einem Sieg des Seins über den Schein. Doch für mich als Unternehmerin ist es nicht immer einfach zu entscheiden, wie weit meine Echtheit auf professioneller Ebene gehen darf. Wie erlebst du diese Auseinandersetzung? Hat Authentizität Grenzen?

MB: Ja, unbedingt. Immer dann, wenn das eigene Tun andere unnötig verletzen oder verunsichern würde. Deshalb lieber mal nichts sagen oder schreiben. Oder allgemein bleiben.

CG: Mit Authentizität gehen Begriffe einher wie ….
a. klar
b. eindeutig
c. wahr
Weil ich glaube, dass man Authentizität auch vorspielen kann, sind mir die Begriffe so wichtig. Wirklich authentisch ist eben auch der Streithansl, der Choleriker, der Lügner. Wir aber wollen immer nur, dass Authentizität ausschließlich das Gute im Menschen zeigt. Was zwangsläufig zu Enttäuschungen führen muss.

CG: Was glaubst du: Warum wird Authentizität von vielen Menschen ganz besonders geschätzt?

MB: Weil sie eine gefühlte Sicherheit gibt. Wenn ich glaube, dass jemand authentisch ist, ich dann seine Art mag, vertraue ich ihm eher. Vertraue ihm auch eher etwas an. Denke, dass ich ihn einschätzen kann, was meine Entscheidung für ihn erleichtert. Dass man damit auch auf die Nase fallen kann, weiß ich aus eigener, schmerzlicher Erfahrung.

CG: Zum Schluss ein Blick in die Kristallkugel: Welche unternehmerischen Strategien werden in den nächsten Jahren Interesse wecken – und zum Beispiel aus Interessierten Käuferinnen und Käufer machen?

MB: Ich glaube, es bleibt gespalten. Auf der einen Seite hast du die Käufer, die an Wunder glauben wollen, die werden mit Versprechungen, Glücks- und Erfolgszusagen, dem „Verrat“ von Geheimnissen erfolgreich geködert. Auf der anderen Seite sind die, die genauer hingucken, auch Härte und steinige Wege aushalten können. Die kaufen, wenn ehrlich und direkt mit ihnen gesprochen wird.

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Bildquellenangabe: Martina Bloch

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