Geld verdienen IN Social Media – geht das überhaupt?
Geld verdienen MIT Social Media geht sehr gut. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen: Schließlich pflege ich im Auftrag meiner Kunden diverse Facebook-Fanpages und Twitter-Kanäle und werde natürlich dafür bezahlt.
Aber machen meine Kunden mit ihren Auftritten auch Umsatz? Diese Frage bekomme ich sehr oft gestellt. Denn viele Menschen, die privat in Social Media unterwegs sind, können sich auf den ersten Blick nicht vorstellen, wie man zwischen all den Katzenbildchen und Foodporns wirklich bares Geld verdienen kann … deswegen schaue ich in diesem Beitrag mal hinter die bunte, lebendige, schräge und sehr persönliche Kulisse einer Facebook- oder Twitter-Timeline und räume mit einigen Denkfehlern auf, die das monetäre Resultat eines Social Media-Engagements verringern oder sogar ganz verhindern.
1. Denkfehler – “Direktes Neugeschäft ist Ziel in Social Media!”
Viele Unternehmen wollen direkt auf Facebook oder in einem Forum Geschäfte machen, nach dem Motto: Kommt der Kunde auf unsere Facebookseite kauft er sofort eins unserer Produkte oder erteilt uns einen Auftrag. Bei diesen Firmen setzt nach einiger Zeit die Ernüchterung ein – denn es will partout kein Kunde direkt auf Facebook ein Produkt kaufen! In dieser Phase der Frustration wird oft der Sinn eines Social Media-Engagments hinterfragt: “Das bringt doch alles nix!” oder “Zeitverschwendung!” heißt es da aus dem Management. Hier wurde nicht verstanden, dass Social Media in einer ganz anderen – indirekten – Form auf den Umsatz wirkt. Denn mit Social Media werden Sie zum Beispiel:
- Ihre Marke bekannter machen.
- sich als Experte positionieren.
- sich als modernes Unternehmen präsentieren.
- mehr Branchenkontakte finden.
- Ihr Netzwerk vertiefen.
- effektives Recruiting betreiben.
- den Traffic Ihrer digitalen Auftritte erhöhen.
- bei Google besser gefunden.
- die “Suchmaschine Facebook” nutzen.
Die Erklärungen und Details zur nachhaltigen Wirkung von Social Media finden Sie in meinem Blogbeitrag: “Zieht tief ein und wirkt lang anhaltend – Social Media“.
2. Denkfehler – “Social Media macht bei uns der Praktikant.”
Autsch. Megaautsch. Und das nicht nur, weil ich mit der professionellen Pflege von Social Media-Kanäle meine Brötchen verdiene. Autsch deswegen, weil Social Media eben etwas für Kommunikationsprofis ist – und zwar für solche, die sich auf diese dialogorientierte Form der Kommunikation spezialisiert haben. Es gibt viele ungeschriebene Gesetze in Social Media, die sich teilweise auch noch von Kanal zu Kanal unterscheiden: Auf Facebook hat sich zum Beispiel die Du-Ansprache etabliert, auf Xing wird gesiezt. Hashtags sind auf Twitter Alltag, auf Facebook oder Google+ werden sie nur selten genutzt. Auch die zeitliche Taktung, die optimale Länge und der inhaltliche Aufbau der Beiträge sollte speziell für jeden Kanal ausgelotet werden. Und zu guter Letzt sollten die Personen, die einen Social Media-Kanal betreuen, wissen, wie sie mit Kritik richtig umgehen.
3. Denkfehler – “Social Media? Ne, da gibt’s nur Shitstorms!”
Dieser Punkt erscheint auf den ersten Blick korrekt: Ja, in Social Media-Kanälen gibt es Shitstorms. Doch nicht in Social Media vertreten zu sein bedeutet für ein Unternehmen nicht, dass es in Social Media nicht vorkommt! Denn Kunden, Interessenten oder auch Jobsuchende sind zu einem hohen Prozentsatz im Social Web unterwegs – und sie sprechen miteinander. Und sie nehmen bei ihren Gesprächen keinerlei Rücksicht darauf, ob das Unternehmen in Social Media vertreten ist oder nicht. Ein Unternehmen ohne Social-Media-Affinität hat deshalb oft ein doppeltes Problem: Zum einen kann in diese Kommentare und Gespräche nicht eingegriffen werden – es existiert ja keine Plattform, von der aus man das Geschehen beeinflussen könnte. Zum Zweiten geht die Social Media-Abneigung vieler Unternehmen so weit, dass nicht mal aktiv verfolgt wird, was im Web in Sachen eigenes Unternehmen geschieht! Denn das Internet wird gar nicht aktiv gescannt – zum Beispiel mit einem Überwachungssystem, mit dem der Firmenname und die wichtigsten Keywords getrackt werden. Die Ruhe, die sich viele Unternehmen mit diesem Denkfehler verschaffen, ist also trügerisch – um nicht zu sagen gefährlich.
4. Denkfehler – “Unsere Zielgruppe ist zu alt für Facebook.”
In dieser Aussage haben sich gleich zwei Fehler versteckt: Erstens ist Facebook nicht Social Media. Der Begriff Social Media deckt ein viel weiteres Feld ab – zum Beispiel gehören Unternehmens-Blogs, Wikis zur Sammlung von Spezialwissen, Foren und Communitys wie “Wer weiß was“, Unternehmens-Bewertungsplattformen wie Kununu oder die immer weiter verbreiteten Empfehlungen und Bewertungen innerhalb der Webauftritte der Unternehmen dazu (Amazons “Kunden, die sich für dieses Produkt interessierten, interessierten sich auch für …” oder OTTO, wo Kunden jedes Produkt bewerten können).
Zweitens haben sich Anzahl der Social Media-Nutzer und deren Altersstruktur in den letzten Monaten rasant verändert: So sind dreiviertel aller bundesdeutschen Internetnutzer auch in einem Sozialen Netzwerk angemeldet. Und immer mehr “Silversurfer” sind im blauen Riesen Facebook unterwegs.*
* Quelle: BITKOM-Studie vom 29.7.2013
Der Weg ist das Ziel
Wenn Sie mit diesen vier Denkfehlern bereits aufgeräumt haben, sind Sie schon auf dem richtigen Weg in Sachen Social Media. Gern würde ich Ihnen an dieser Stelle das ultimative Patentrezept für die Sozialen Netzwerke nennen – doch leider ticken die verschiedenen Kanäle, die Unternehmen und die Menschen wie Mitarbeiter, Kunden und Interessenten vollkommen verschieden. Es gibt nicht DIE EINE Lösung, es gibt viele unterschiedliche Lösungen und Wege. Um so wichtiger ist es, an ein Social-Media-Engagement strategisch, individuell und strukturiert heranzugehen. So bleiben Ihnen unfeine Überraschungen und Frustrationen zumeist erspart.
Kennen Sie noch weitere Denkfehler im Zusammenhang mit Social Media? Oder weitere Punkte, wie sich ein professionelles Engagement in den Sozialen Netzwerken noch bezahlt machen kann? Ich freue mich auf Ihren Input und Ihre Anregungen ;o))
Bildquellenangabe: Pixabay
Danke für den tollen Artikel. Er macht deutlich was IN Social Media gemacht werden sollte: Erst denken, dann lenken! Denn die strategischen Grundlagen dieser neuen Art der Kommunikation unterscheiden sich nicht von den Klassikern. Es erfordert Arbeit und Engagement sein Image aufzubauen und zu pflegen. Und die Auswahl der passenden Instrumente will sorgfältig getroffen werden.
Ich wünschte nur, diese strategische Planung würde auch in die technische Umsetzung wirken. Eine Blog- oder Content-Software einzurichten ist nämlich nicht die Lösung sondern nur das Mittel zu Zweck.
Ja, Renate – da sind wir uns einig. Wie so oft ;o))
Ich denke, wir können positiv in die Zukunft schauen: Umfassende Strategien, eine detailreiche Planung und die nachhaltige Pflege werden immer wichtiger. In allen Bereichen, die die Präsentation eines Unternehmens und der Produkte umfassen. Und damit werden auch Expertinnen wie wir immer wichtiger!
Liebe Grüße,
Christa