Webtexte richtig aufbereiten

Augenanker: mit visuellen Haken Leser festhalten

Blaue AugenKlick, die Website lädt, ich scanne kurz die Inhalte, weiter geht’s – so sieht der digitale Lesealltag von vielen von uns aus. Laut einer Studie der Nielsen Norman Group lesen nur knapp 17 % der Leser einen digitalen Text wirklich Satz für Satz. Bei den meisten aber wandert der Blick nur noch in Form eines Fs über den Bildschirm: Das heißt, die oberen Zeilen werden noch vollständig gelesen, doch je weiter wir im Text vorankommen, um so weniger erfassen wir, was auf der rechten Bildschirmseite steht.

“Wow, wie krass!”, denkt ihr bestimmt jetzt. Ja, ich auch … denn mein Job ist es, digitale Inhalte an den Mann und an die Frau zu bringen. Doch wie machen Texter das, wenn doch alle im Internet nur so schluderig lesen? Ganz einfach: Wir beachten bestimmte Regeln beim Aufbau von Onlinetexten und bringen so auch in diesen schnelllebigen Zeiten Inhalte in die Köpfe.

Werft Augenanker!

Während unsere Augen über eine Website scannen, lassen wir uns nur durch eins vom üblichen F-Scan ablenken: Augenanker bringen uns dazu, genauer hinzugucken. Das Tolle ist, dass es viele verschiedene Augenanker gibt, die Abwechslung in unseren Lesetrott bringen:

1. Headlines und Zwischen-Headlines – bringen die nötige Struktur

Anker-kleinImmer noch sehe ich sie, die Textwüsten ohne die dringend notwendige Struktur. Dabei haben Überschrift und Zwischen-Überschriften so wichtige Funktionen innerhalb eines Textes: Die Überschrift macht im Idealfall neugierig und fordert zum Lesen auf. Und die Zwischen-Überschriften sind wie eine Art Bank am Wegerand, die uns kleine Verschnaufpausen ermöglichen, in denen wir das Gelesene sacken lassen können – oder die uns wieder neugierig machen auf das, was im nächsten Abschnitt auf uns wartet.

2. Absätze – unterstützen den Lesefluss

Anker-kleinDer Absatz ist so etwas wie die kleine Schwester der Zwischen-Überschrift: Sie bündeln Themengebiete und schließen diese ab. Absätze zeigen dem Leser, dass nun ein neuer Punkt in den Text kommt, dass sich der Inhalt neu fokussiert oder die Betrachtung weiter in die Tiefe geht – ganz so, wie der Schreiber sich das denkt. Meiner Meinung nach ergeben sich Absätze geradezu natürlich: Denn dort, wo wir beim laut vorlesen unseres eigenen Textes eine Pause machen, gehört oft ein Absatz hin.

3. Satzzeichen – Gedankenstriche, Semikolons oder Doppelpunkte halten das Hirn munter

Anker-kleinBei der Lektüre vieler Webtexte könnte man auf die Idee kommen, dass viele Autoren Satzzeichen für total überflüssig halten. Na gut, Punkte gehen gerade noch so, aber bei den lebenswichtigen Kommas wird es schon schwierig – ich sag nur “Wir essen Opa!/Wir essen, Opa!”. Dabei hält die deutsche Sprache noch so wunderbare Augenanker wie Gedankenstriche, Semikolons und Doppelpunkte bereit. Diese Satzzeichen halten gerade im Web das Hirn munter, weil sie heute tatsächlich ungewöhnlich sind.

4. Aufzählungen und Bullets – geben Wichtigem das optische Gewicht

Anker-kleinIch liebe Aufzählungen und Bullets! Sie erleichtern mir und meinen Lesern mit ihrer Scan- und Lesefreundlichkeit den Alltag und helfen mir dabei, die wichtigen Inhalte in den Köpfen zu platzieren. Präzise kann man mit diesem Stilmittel Inhalte übersichtlich strukturieren, Zusammenhänge darstellen,  Wichtiges hervorheben oder einen Kontext erläutern. Besonders gern nutze ich Aufzählungen in Kombination mit Fettungen, denn dann wirken sie besonders stark:

5. Fettungen – der Extra-Hingucker

Anker-kleinBäng, gefettete Textabschnitte sind besonders wichtig – das haben wir schon bei den Überschriften gelernt, denn die werden meist in fetteren Schriftarten gesetzt. Denn Fettungen sind sehr gute Augenanker, die tatsächlich sofort ins Auge springen. Deswegen sollte man sie auch sehr sparsam einsetzen, um die Leser nicht in einer gefetteten Textwüste verhungern zu lassen. Fettungen sind also zum Beispiel einem Fazit oder einer Zwischenthese vorbehalten – dann sind sie sehr sinnvoll.

6. Kursive Schrift – ist den Zitaten vorbehalten

Anker-kleinNein, kursive Schrift ist nicht das neue Fett, echt nicht. Kursive Schrift sollte ausschließlich den Zitaten vorbehalten bleiben: Ganz gleich, ob ihr einen Menschen zitiert oder ob ihr ein Zitat aus einem anderen Webtext entnehmt, setzt den Textabschnitt bittebittebitte kursiv. Diese optische Kennzeichnung von fremden Textinhalten sorgt für die nötige visuelle Würze und zeigt gleichzeitig, dass ihr in euren Texten über euren persönlichen Tellerrand hinausschaut.

7. Trennungen  Kopplungen* – damit Bandwurm-Wörter schnell erfasst werden können

Anker-kleinLeute, setzt Bindestriche, was das Zeug hält. Der Duden mag das nicht so, ich weiß – aber gut getrennte gekoppelte Wörter haben zwei entscheidende Vorteile: A-tens lassen sie sich viel leichter erfassen als zum Beispiel ein Wort wie “Altbaucharme”. Altbau-Charme hätte das Rätsel viel eher gelöst, gelle? Und B-tens lesen immer mehr Menschen Texte auf Mobilgeräten mit kleineren Bildschirmen: Da wird ein Wort wie Donaudampfschifffahrtskapitänspatent unter Umständen unsinnig getrennt, wenn wir die sinnvolle Kopplung nicht vorab erledigen.

8. Infokästen – der richtige Platz für Kernbotschaften

Anker-kleinMit Infokästen könnt ihr zum Beispiel die abschließende, kurze Zusammenfassung eures Textes visuell unterstützen oder auch eine These optisch hervorheben. Infokästen sind der ultimative Augenanker und bringen mit ihrer Wichtigkeit die Gefahr mit, dass die Menschen nur noch den Infokasten lesen und den Rest des Textes noch mehr vernachlässigen. Also bitte nie mehr als einen Infokasten pro Text verwenden – und den Infokasten am besten im unteren Drittel des Textes platzieren.

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Also bitte gebt euch erst Mühe bei dem, was ihr mit einem Text vermitteln und aussagen wollt. Im zweiten Durchlauf baut ihr dann die Augenanker ein – sparsam und gezielt. Dann klappt’s auch mit dem Festhalten eurer Leser, versprochen.

* geändert nach Hinweis von Florian von The Typographist - danke dafür!
Bildquelle: Pixabay

Christa GoedeDie Autorin Christa Goede steckt viel Herzblut und noch mehr Fachwissen in digitale Unternehmensauftritte: Mit individuellen Texten und Konzepten gestaltet sie Websites und Social Media-Auftritte authentisch. Ihre Erfahrung und ihr Wissen als Texterin, Konzepterin, Social Media-Managerin und Bloggerin teilt sie hier im Blog oder live in Workshops und Vorträgen.
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5 Kommentare zu „Webtexte richtig aufbereiten“

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