Wissen teilen

Was ein Blog, ein Schreiner und eine Texterin miteinander zu tun haben. Oder: Keine Angst vorm Wissen teilen!

HobelGanz gleich, ob in Workshops, Vorträgen oder Beratungsgesprächen – eine große Sorge bekomme ich von meinen Auftraggebenden immer wieder zu hören, wenn es um Strategie und Konzeption eines Blogs sowie verschiedener Socia-Media-Kanäle geht: “Aber … aber wir können doch nicht unser gesamtes Wissen teilen! Das ist doch unsere Geschäftsgrundlage!” Meine Antwort: “Doch. Denn wenn mir ein Schreiner einen Hobel nebst Gebrauchsanweisung in die Hand drückt, bin ich trotzdem nicht in der Lage, mir einen Massivholz-Kleiderschrank zu bauen! Ich habe zwar vom Schreiner neben dem Know-how auch noch das benötigte Werkzeug bekommen – aber ich habe überhaupt keine Erfahrung in der Holzverarbeitung. Wie soll das also gehen?”

Klar, ich kann mir das Schreinern drauf schaffen, viele Stunden investieren, viel Holz und einige Hobel kaputthobeln – genau wie du. Vermutlich wären wir dann tatsächlich irgendwann in der Lage, einen Kleiderschrank zu bauen. Doch könnten wir dieses Werk dann auch an einen Kunden verkaufen? Ich bin mir sicher, dass das nicht funktionieren wird ;-) . Wir müssten also nach diesem Erstlingswerk noch sehr viele Schränke bauen und Erfahrungen sammeln, bis wir in der Lage wären, ein konkurrenzfähiges Produkt herzustellen … logisch, gelle?

Know-how und Do-how

Genau so funktioniert das, wenn Freiberufler oder Unternehmerinnen Wissen teilen: Wenn ich darüber schreibe, wie ein guter Webtext aufbereitet sein muss heißt das noch lange nicht, dass von nun an jeder meiner Leserinnen und Leser gute Webtexte schreiben kann! Denn mit dem Schreiben ist es so wie mit dem Schreinern: Erst, wenn sich Know-how mit Do-how mischt, werden Schreibende und Schreinernde zu Profis ;-)

Moment – Know-how ist klar. Aber was bedeutet Do-how? Do-how ist alles, was mit Übung und Machen zu tun hat. Also die Fähigkeit, theoretisches Wissen umfassend, präzise und auf ein konkretes Ziel ausgerichtet in die Praxis umsetzen zu können. Know-how können wir uns anlesen – Do-how erlangen wir nur, in dem wir Dinge selbst tun und dann üben und üben und üben und üben. Do-how ist also nichts, was wir beim Bloggen an andere weitergeben können. Informative und interessante Blogbeiträge bestehen zwar immer aus einer Mischung von Wissen und Praxisberichten, aber eben aus beschriebener Praxis und keine selbst erlebten.

Google weiß die Antwort. Immer.

Lupe RotDazu kommt: Es gibt kein Wissen, das es noch nicht gibt im Internet. Irgendwer hat in diesen unendlichen Weiten ganz bestimmt schon über genau dein Fachgebiet geschrieben und ganz viel Know-how kostenlos geteilt. Menschen, die Google richtig gut bedienen können, finden also im Zweifelsfall ohnehin eine Menge Informationen zum gewünschten Thema. Warum willst du also nicht mitmischen bei denen, die ihr Wissen teilen? Und so die Aufmerksamkeit der Menschen auf dich lenken, die sich für dein Spezialgebiet interessieren? Menschen, die vielleicht genau deinen Stil in Sachen Wissensaufbereitung mögen und dich als Absendenden der Infos als echten Profi im Gedächtnis halten? Und dir dann Aufträge geben – eben weil sie nun zwar Know-how haben, aber für das Do-how Hilfe brauchen?

“… aber die Kolleginnen und Kollegen … und überhaupt, die Konkurrenz!”

Ja, den Einwand kenne ich auch. Aber mal ehrlich: Musst du wirklich Angst haben vor der Konkurrenz, die darauf angewiesen ist, deine – für deine individuelle Zielgruppe aufbereitete – Inhalte zu lesen? Musst du Kolleginnen und Kollegen fürchten, die von diesem “EndkundInnen”-Wissen profitieren könnten? Nein, ich denke nicht, denn diesen Menschen fehlt ja ebenfalls das so wichtige Do-how. Sie lernen vielleicht selbst noch und nutzen dich als Vorbild oder Inspirationsquelle – prima! Sei also lieber stolz darauf, dass du anderen auf diese Weise weiterhelfen kannst, statt dich zu fürchten ;-)

Obacht – es gibt eine Grenze.

Wenn du ein gut gepflegtes, informatives Blog hast, wirst du über kurz oder lang Kontakt zu einer sehr merkwürdigen Spezies bekommen – den Schnorrern und Schnorrerinnen. Dann bekommst du Mails wie: “Ich studiere an der XY-Uni und soll ein Referat zum Thema Authentizität in der Werbung halten – haben Sie eine Vorlage für mich?” Oder Anrufe wie: “Boar, ich hab deinen Blogbeitrag gelesen zum Thema XY, der ist echt super. Kannst du mir noch mehr Informationen dazu schicken? Das wäre soooo toll, du hast die doch eh rumliegen!” Diesen Menschen bekommen von mir als Antwort einen Link – und zwar den zu Google. Denn wie war das doch gleich? Es gibt nichts, was es noch nicht gibt im Internet … man muss es nur suchen ;-)

Wenn du jetzt wissen willst, was man so alles beachten muss beim Bloggen, dann findest du in diesem Beitrag “Endlich ein eigenes Blog” weitere Infos. Du willst es noch genauer wissen? Hier geht’s zum Zweiteiler “Der Weg zum eigenen Blog – Teil 1”.

Ich wünsche dir viel Erfolg und vor allem viel Spaß mit deinem eigenen Blog und dem geballten Wissen, das du dort teilen kannst!

Bildquellenangabe: Pixabay

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6 Kommentare zu „Wissen teilen“

  1. Vor allem deinen Aspekt ‘Es gibt alles schon irgendwo, aber vielleicht ja nicht in deinem Stil’ muss ich mir immer mal wieder ins Gedächtnis rufen – manchmal steht mir nämlich die Hürde, das Rad neu erfinden zu wollen, all zu sehr im Weg – zusammen mit der Frage, ob ich überhaupt irgendwas weiß, was zu teilen für andere interessant wäre. Schöner Beitrag, liebe Christa!

  2. Wieder ein toller Blogartikel! Ich finde auch, wenn man beschreibt, wie man etwas macht (textet oder übersetzt), bedeutet das nicht, dass das andere dann auch können. Gerade Übersetzer – und bestimmt gilt das auch für Texter – ist es wichtig, zu beschreiben, wie ein Text entsteht. Für viele ist das eine Black Box.

    Und wie schön, dass du auch Schnorrer hast. Das beruhigt mich :-) Hin und wieder meldest sich so jemand auch bei mir, damit ich ihm/ihr das Googeln abnehme oder gleich meine über Jahre selbst erstellten Terminologielisten usw. aushändige ;-)

    Viele Grüße
    Katja

    1. Haha, ja, die Schnorrenden sind schon – äh – speziell ;o) Mittlerweile ärgere ich mich aber nicht mehr darüber.
      Und dank deines Kommentars hab ich gerade eine neue Idee für einen neuen Blogbeitrag: “Wie entsteht eigentlich ein Text?”.

      Liebe Grüße sendet
      Christa

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